Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte
wöchentlichen Treffen im Bürgerzentrum können das nicht leisten. Letztlich sind wir nicht Teil der Gemeinschaft - die Treffen werden von Atmern kontrolliert, und niemand käme auf die Idee, uns zum monatlichen Essen des Rotary Clubs einzuladen.
Plötzlich merke ich, dass ich schon die ganze Zeit Hunger hatte.
Bevor ich etwas sagen kann, steht Ray wortlos auf, holt ein Glas seiner Genialen Gaumenfreuden und eine Flasche Budweiser und stellte beides geöffnet neben mich auf den Boden. Als ich nach meinem Stift greifen will, um mich bei
ihm zu bedanken, stelle ich fest, dass ich meine Schreibtafel zu Hause vergessen habe.
»Anke«, krächze ich mit rauer Stimme. Es ist mehr ein unverständliches Röcheln als ein Wort des Dankes. Doch die Botschaft scheint anzukommen.
Verhalten lächelnd schaut Ray zu mir herüber und nickt. »Keine Ursache.«
Ich stecke meine Finger ins Glas, genieße die Konsistenz des Fleisches und ergötze mich an seinem Geschmack, der mir, verglichen mit dem, was ich die letzten Monate gegessen habe, unglaublich opulent und aromatisch erscheint. Vielleicht liegt es am Feuer. Vielleicht an der Stille. Vielleicht daran, dass ich mit den Fingern Wildfleisch aus einem Glas esse. Aber dieses natürliche Hungergefühl, das ich bei meinem letzten Besuch verspürt habe, ist jetzt noch stärker. Und es fühlt sich richtig an.
Für ein paar Minuten sitzen wir einfach nur da; das gelegentliche Knacken und Knistern des Feuers und mein wiederholtes genüssliches Grunzen sind jetzt die einzigen Geräusche hier.
Zu meiner Linken stößt einer der Zwillinge einen Rülpser aus, worauf der andere zu kichern anfängt.
Als das Glas leer ist, wische ich die Finger an meiner Jeans ab und gebe ein langgezogenes, zufriedenes Seufzen von mir.
»Welch Wohlklang«, sagt Ray und trinkt einen Schluck Bier. »Der Klang der Zufriedenheit.«
Ich nicke und hebe zur Antwort mein Bier in die Höhe.
»Es gibt nichts Besseres als ein gutes Essen und ein Bier, um einen Mann glücklich zu machen«, sagt Ray. »Ist doch so, oder, Jungs?«
Zack und Luke nicken synchron.
»Allerdings hat das Gefühl der Zufriedenheit auch seine Nachteile«, sagt Ray. »Wenn man zu zufrieden und zu bequem wird und vergisst, warum man ursprünglich unzufrieden war.«
Die Zwillinge, die fast geschlafen haben, als ich hereingetorkelt bin, hocken jetzt beide aufrecht da, Seite an Seite, die Augen starr auf Ray gerichtet, während sie ihre Köpfe im Takt seiner Wort hin und her wiegen.
»Zufriedenheit führt zu Müßiggang«, sagt Ray. »Und jemand, der zum Müßiggang neigt, ist eher bereit, sich von anderen vorschreiben zu lassen, was er tun und lassen darf.«
Flüssig und voller Überzeugung, im Tonfall eines Predigers, sprudeln die Wort aus Rays Mund. Er ist so was wie ein Zombie-Priester. Ein Messias der Untoten. Und Luke und Zack, die nickend dahocken, sind seine Jünger.
Während ich Rays Worten lausche, merke ich, dass ich ebenfalls meinen Kopf hin und her bewege.
»Du machst auf mich nicht den Eindruck, als würdest du die ganze Zeit nur rumhängen, Andy«, sagt Ray.
Ich schüttle den Kopf und sage: »Nein.«
Es ist mehr ein vergnügtes Grunzen als die Verneinung meines trägen Lebensstils. Aber Ray versteht mich.
»Hab ich mir gedacht«, sagt Ray und trinkt sein Bier aus.
Bevor seine leere Flasche den Boden berührt, ist Luke auf den Beinen und reicht ihm eine neue, und nachdem er mir ebenfalls eine in die Hand gedrückt hat, hockt er sich wieder neben seinen Bruder, und die beiden stoßen an und heben synchron die Flasche an den Mund, jeder ein Spiegelbild des anderen.
Ich finde sie immer noch unheimlich, aber auf eine angenehme, wohlige Weise.
»Du kannst es dir nicht leisten, faul zu sein«, sagt Ray. »Selbstgefälligkeit und Zufriedenheit sind der reinste Luxus. Ich sage immer: Du kannst nicht darauf warten, dass jemand kommt und deine Probleme für dich löst oder dein Schicksal in die Hand nimmt. Früher oder später musst du das selbst tun.«
Während ich Rays Ausführungen lausche, muss ich unweigerlich an Helens Aufmunterungen und ermutigende Tafelsprüche denken:
DU BIST NICHT ALLEIN.
ICH BIN EIN ÜBERLEBENDER.
MAN DARF DIE HOFFNUNG NIE AUFGEBEN.
Auch wenn ich Helens Versuche, uns zu ermutigen und aufzurichten, durchaus zu schätzen weiß, verstehe ich, glaube ich, worauf Ray hinauswill. Wir sind auf uns allein gestellt, darum müssen wir selbst die Verantwortung übernehmen. Wir können uns nicht damit
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