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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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sich aneinanderschmiegen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie gleich anfangen, sich gegenseitig abzulecken.
    Neben den Zwillingen, am anderen Ende, sitzt Carl mit seinem Gast, einer Frau um die fünfzig namens Leslie. Sie
spricht mit einem englischen Akzent und hat keine sichtbaren Narben, jedoch einen blassen bläulichen Teint. Aber haben wir den nicht alle?
    Ich weiß nichts über Leslie oder davon, wie sie und Carl sich kennengelernt haben, aber ich könnte schwören, dass er in sie verknallt ist, so wie er auf seinem Stuhl herumzappelt und versucht, sein nervöses Grinsen zu unterdrücken. Außerdem verhält er sich anders als sonst, darum bin ich mir sicher, dass da was im Busch ist.
    Auf der anderen Seite von Ray hockt Naomi mit einer Jugendlichen namens Beth, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Ich habe keine Ahnung, wie das genau passiert ist, außer dass ihr Gesicht beim Aufprall das meiste abgekriegt hat.
    Neben Beth sitzt Ian, er ist etwa in meinem Alter. Ian ist zusammen mit Helen gekommen, das ist alles, was ich weiß. In seinem blauen Anzug wirkt er mehr wie ein Atmer als wie ein Untoter. Außerdem riecht er stark nach Kölnischwasser.
    »Zunächst einmal möchte ich die Neuankömmlinge unter uns begrüßen«, sagt Helen und streckt ihre ausgebreiteten Arme unserem erweiterten Halbkreis aus Plastikstühlen und wiederbelebten Leichen entgegen. »Ich weiß, dass es einigen von euch nicht leichtgefallen ist, heute Abend hier zu erscheinen, vielleicht habt ihr sogar Angst davor gehabt, darum möchte ich euch danken, dass ihr den ersten Schritt getan habt und zu uns gestoßen seid.«
    Carl fängt an zu applaudieren, hält jedoch inne, als er merkt, dass er der Einzige ist, und spielt verlegen an einer seiner Stichwunden herum. Die anderen, vor allem die Gruppenmitglieder, starren ihn bloß an.

    »Danke für deine Begeisterung, Carl«, sagt Helen. »Bevor ich zum Thema des heutigen Abends komme, möchte ich jeden von euch bitten, die Neuen wie die Mitglieder, der Gruppe zu erzählen, wie ihr überlebt habt. Carl, da du es offensichtlich gar nicht abwarten kannst, warum machst du nicht den Anfang?«
    Er erhebt sich von seinem Platz und muss, anders als es sonst seine Art ist, erneut nervös grinsen, dann räuspert er sich und erzählt stammelnd, wie er gestorben ist, nachdem man ihm in Gesicht und Brust gestochen hat. Naomi muss über seinen Auftritt lachen, doch Carl verzichtet auf eine Retourkutsche, und als er fertig ist, setzt er sich einfach wieder hin.
    »Hallo, ich heiße Leslie«, sagt seine Begleitung, steht auf und streicht ihr kornblumenblaues Kleid glatt, das nur einen Hauch dunkler ist als ihre Gesichtsfarbe. »Ich fürchte, meine Geschichte ist nicht halb so spannend wie die von Carl. Ich hatte letzten Dienstag einen tödlichen Herzinfarkt.«
    »Wow«, sagt Jerry. »Das heißt, diese ganze Untoten-Nummer ist total neu für dich, was?«
    »Vollkommen.«
    »Wie kommst du damit zurecht?«, fragt Helen.
    »Es war natürlich ein ziemlicher Schock für mich«, sagt Leslie; mit ihrem gepflegten Akzent klingt es, als sei es absolut angemessen und schicklich, eine Existenz als Untoter zu fristen. »Aber Carl war wirklich ein Schatz.«
    Alle Augen sind auf Carl gerichtet, der verlegen grinst und dann aufsteht. »’tschuldigung«, sagt er. »Muss mal auf die Toilette.«
    Während Carl das Zimmer verlässt, lacht Naomi erneut auf.

    »Und was ist dann passiert?«, fragt Rita.
    »Na ja, als ich Freitagmorgen auf einem Tisch unter einem Tuch zu mir kam«, sagt Leslie, »dachte ich, ich wäre noch am Leben, bis mir klar wurde, wo ich mich befand.«
    »Und wo war das?«, fragt Helen mit sanfter, ermutigender Stimme.
    »Als ich mich aufsetzte und das Tuch zur Seite schlug, sah ich zwei Männer mit OP-Kitteln und Gesichtsmasken, die an einem anderen Tisch die Brust eines toten Jungen aufschnitten.«
    Verständnisvolles Nicken und Murmeln von der Gruppe.
    »Und was hast du dann getan?«, fragt Rita.
    »Zunächst war ich darauf bedacht, Anstand zu wahren«, sagt Leslie. »Da ich nichts anhatte, habe ich versucht, mich mit dem Tuch zu bedecken. Bis ich die Naht bemerkt habe, die meine Brust hinunterläuft. In diesem Moment schaute einer der Männer zu mir herüber und fing an zu schreien.«
    Erneutes Gemurmel und Kopfnicken.
    »Und wie hast du Carl kennengelernt?«, fragt Naomi.
    »Nun, nach einigem Hin und Her brachte man mich zur SPCA, wo mich meine Tochter schließlich abgeholt hat«, sagt

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