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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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die anderen nicht belügen dürfen. Ich bin echt ein Schmelzer.
    Bevor mich jemand hier im Türrahmen stehen sieht, trete ich zurück und laufe Richtung Ausgang.
    Ich weiß, dass es keine gute Idee ist, mich alleine draußen herumzutreiben, schon gar nicht nachts, und dass ich dadurch wahrscheinlich alles nur noch schlimmer mache, aber ich will nicht wieder hineingehen und noch mehr Lügen über meinen Besuch bei Annie erzählen. Erst recht nicht in Ritas Gegenwart.
    Wenigstens regnet es nicht. Und da die meisten Läden im Village um sieben Uhr schließen, kann ich die Seitenstraßen benutzen, ohne Gefahr zu laufen, aus einem fahrenden Wagen beworfen zu werden oder einem Zerstückelungsversuch zum Opfer zu fallen. Dennoch bin ich von Atmern umgeben, ich kann hören, wie sie draußen vorm Tortilla Flats auf einen freien Tisch warten oder in den Wagen steigen, nachdem sie im Golden Buddha essen waren, oder wie sie lachend und lallend aus dem Sir Froggy’s Pub torkeln.
    Diese Geräusche rufen ein tiefes Gefühl der Sehnsucht in mir hervor. Des Verlangens. Und der Verbitterung. Ich wäre gerne derjenige, der diese Geräusche macht. Derjenige, der ausgeht. Derjenige, der lachend mit seinen Freunden aus der Bar wankt, weil er einen über den Durst getrunken hat. Stattdessen muss ich schweigend durch den Schatten schlurfen, mit Selbstmitleid und Unzufriedenheit als meinen einzigen Begleitern.

    Ich kann nicht einfach eine Bar aufsuchen und mir einen hinter die Binde gießen. Oder einen Strandspaziergang machen, um über mein Dasein zu sinnieren. Aber zu Hause im Weinkeller alleine vor dem Fernseher hocken, während meine Eltern sich meinetwegen streiten, will ich auch nicht.
    Es gibt tatsächlich nur einen Ort, wo ich hingehen kann.

KAPITEL 25
    Das Gelände des Soquel Cemetery ist nicht gerade ein hübscher Anblick, selbst im schmeichelnden Schein des fast vollen Mondes. Statt eines zarten, grünen und gepflegten Rasens wie auf dem Evergreen Cemetery wachsen hier auf unfruchtbarem Boden Löwenzahn und anderes Unkraut. Und die Grabsteine und Gedenktafeln, viele davon mehr als hundert Jahre alt, sind von kniehohem Gras, das in voller Blüte steht, überwuchert. Ein Großteil des Grases, das sich in der Mitte des Friedhofs ausgebreitet hat, ist allerdings abgestorben oder vertrocknet.
    Wenigstens sorgt das für die richtige Stimmung.
    Ungefähr in der Mitte des Grundstücks steht der größte Baum des Friedhofs, eine Zypresse mit einem nahezu geraden Stamm und undurchdringlichem Blattwerk, an dem seitlich ein einzelner Ast herausragt. Die anderen Zweige sind alle bis zum Stamm zurückgestutzt worden, so dass der Baum leichte Ähnlichkeit mit Tom hat, dem ein Arm fehlt.
    Direkt hinter der Zypresse, vor einem großen, weißen Grabstein mit dem schlichten Schriftzug Davis Peck wurde die Erde umgegraben. Ich frage mich, ob hier Vorbereitungen für seine Ankunft getroffen wurden oder ob er unerwartet aufgebrochen ist. Auf jeden Fall handelt es sich um ein offenes Grab: ein Zugang in den Schoß des Todes. Und
das macht mich nervös. Vielleicht weil ich weiß, dass man hier vor einiger Zeit eine Grube für mich ausgehoben hat. Und ich hier buchstäblich über mein eigenes Grab laufen könnte. Oder weil ich einen Zombiefilm zu viel gesehen habe. Warum auch immer, ich mache einen weiten Bogen um Davis Pecks Grab und versuche mich abzulenken, indem ich die Inschriften auf den Gedenktafeln lese.
    Eleanor DeMont ist 1920 im Alter von sechzehn Jahren gestorben. Ihr Grabstein befindet sich am Fuß einer windschiefen Eiche. Unter einem anderen Stein, auf dem lediglich der Name Lilith steht, hockt eine zusammengerollte Katze aus Marmor. Außerdem gibt es hier ein Grab von Santa Claus (Albert Moyer 1917-1987) und eine einzelne Tafel von einer Mutter und ihren zwei Kindern, die alle am 4. Juli 1989 gestorben sind.
    Einige der Steine sind ziemlich ausgefallen, einige der Grabstellen wurden individuell gestaltet, mit Lilien, Fächer-Ahorn, Kakteen oder Wegen aus Steinplatten. Die meisten Gräber jedoch sind verwahrlost, mit verblassten und verwitterten Gedenktafeln und Steinen - einige sind mit Moos überwuchert oder mit getrocknetem Vogelkot übersät.
    Die Tafel meiner Frau ist eine der neuesten.
    Ich kapiere immer noch nicht, warum ich von den Toten zurückgekehrt bin und Rachel nicht. Keiner weiß das, nicht mit Bestimmtheit. Weder die Wissenschaftler noch die Regierung oder die Weekly World News . Es gibt mehrere unbewiesene Theorien, die

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