Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
Vom Netzwerk:
habe ich mich hingesetzt und versucht zu weinen, bis ich das Gefühl hatte, ich müsste mich übergeben. Kurz darauf bin ich eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte, habe ich mich mit einer Extraladung Deo und jeder Menge Kölnischwasser eingesprüht und bin runter in den Laden, wo ich zwei weitere Flaschen Kölnischwasser gekauft habe, und noch mehr Zahnpasta, Mundwasser, Seife, Shampoo, Deo und haufenweise Kosmetika. Den Rest der Nacht habe ich dann damit verbracht, mich zu schminken, bis das Ergebnis einigermaßen natürlich wirkte.«
    Ich muss zugeben, dass Ians Äußeres, was die Natürlichkeit betrifft, meines um Längen schlägt. Ich werde ihn fragen, was für eine Grundierung er benutzt. Und ob er mir eine gute Abdeckfarbe empfehlen kann.
    »Warum benutzt du Make-up?«, fragt Rita.
    »Damit ich weiter in meinem Job arbeiten kann«, sagt Ian. »Als Anwalt verdiene ich ganz gut, außerdem habe ich ein hübsches Haus. Das alles wollte ich nicht aufgeben.«
    Keiner sagt einen Ton, bis Naomi schließlich das Wort ergreift.
    »Niemand weiß , dass du tot bist?«

    »Bisher ist es mir gelungen, im Büro den Schein zu wahren«, sagt Ian. »Allerdings musste ich aufhören, mich mit Frauen zu treffen. Das Fitnessstudio zu besuchen. Und Tennis zu spielen. Und ich musste meinen Hund weggeben, weil er wie früher mit mir herumtoben wollte.«
    Wem sagst du das.
    »Und wann bist du wiederbelebt worden?«, sagt Helen.
    »Letzten Sonntag sind es drei Wochen.«
    Ungläubiges Gemurmel.
    »Aber wie …«, sagt Rita, »wie hast du …?«
    »Ein Freund von mir betreibt drüben in Salinas ein Krematorium, ich habe ihn dafür bezahlt, dass er mich einbalsamiert«, sagt Ian. »Eigentlich ist es mehr so was wie Schweigegeld. Er kriegt fünfhundert im Monat, damit er den Mund hält und mich mit ausreichend Formaldehyd versorgt, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen.«
    Das ist echt nicht fair. Ich trinke flaschenweise Haarspülung von Alberto VO5, um meine Tagesration Formaldehyd zu kriegen, und dieser Typ bekommt den unverdünnten Stoff.
    »Wenn keiner weiß, dass du tot bist«, fragt Carl, »warum nimmst du dann das Risiko auf dich, hierherzukommen?«
    »Weil Helen mich darum gebeten hat«, sagt Ian. »Ich hab ihr noch einen Gefallen geschuldet, darum konnte ich ihr keinen Korb geben.«
    »Was für einen Gefallen?«, fragt Naomi.
    »Wenn Helen nicht gewesen wäre«, sagt er, »wäre meine Schwester jetzt tot.«
    Wie sich herausstellt, war Helens Patientin, die in den häuslichen Streit verwickelt war, Ians Schwester. Helen hat ihr das Leben gerettet.

    »Und«, sagt Helen schließlich, »was können wir aus Ians Geschichte lernen?«
    Alle schauen einander an und warten darauf, dass einer der anderen darauf antwortet. Gott sei Dank tut Jerry ihr den Gefallen.
    »Dass es nützlich ist, jemanden zu kennen, der im Krematorium arbeitet?«, sagt er.
    »Nein«, sagt Helen. »Also, schon, aber darauf will ich nicht hinaus.«
    »Na ja«, sagt Jerry, »dann vielleicht: Wenn du stirbst, achte darauf, dass niemand in der Nähe ist.«
    »Nicht ganz«, sagt Helen, während sie den Halbkreis aus Stühlen umrundet. »Wir sind alle Überlebende. Wir sind alle hier, weil wir eine außergewöhnliche Erfahrung gemacht haben. Wir haben eine zweite Chance bekommen. Und auch wenn wir es mit mehr Schwierigkeiten und Schmerz zu tun haben, als uns vielleicht lieb ist, dürfen wir nie den Mut verlieren. Dürfen wir niemals aufgeben.«
    Helen tritt an die Tafel und schreibt unter die Worte WILLKOMMEN ÜBERLEBENDE die Botschaft des heutigen Abends:
    GIB NIEMALS AUF.
    »Und jetzt alle zusammen.«
    Den Rest des Treffens verbringen wir mit einer Art gelenktem Gespräch, um uns gegenseitig besser kennenzulernen, indem wir versuchen, für jeden Überlebenden eine Tätigkeit zu finden, die ihn oder sie davor bewahrt, die Hoffnung aufzugeben.
    Ray und die Zwillinge scheinen mit ihrem Dasein ganz zufrieden, aber Beth und Leslie, die erst vor kurzem wiederbelebt wurden, sind von den Beschränkungen und der
Ausgrenzung, die ihr neuer Zustand mit sich bringt, überfordert. Jerry schlägt vor, als eine Art Zombie-Geistführer für Beth zu fungieren; sie fühlt sich von seinem Angebot geschmeichelt, und den Rest des Abends verbringen die beiden damit, nebeneinandersitzend ihre Nähte und Wunden zu vergleichen. Wirklich süß. Wenn auch auf eine faulige, stinkende Weise.
    Was die regulären Mitglieder betrifft, geht offensichtlich bereits jeder einer Beschäftigung nach,

Weitere Kostenlose Bücher