Anruf vom Partner
guten Willens fünfundzwanzig Prozent auf. Das Faktotum zuckte mit keinem Ohrläppchen. Es hatte Vollmacht, mir auf der Stelle einen Job anzubieten. Es handelte sich um einen winzigen Teil der Nachforschungen für einen Klienten, der eine Fusion erwog. Ich nahm an und schätzte, daß ich ungefähr zwei Tage brauchen würde. Das Faktotum wies mich an, gegen Mittag in der Kanzlei aufzutauchen.
Schade, daß ich mich nicht daran erinnern konnte, welche Partybesucherin Mrs. Andrews war.
Aber ein Packen-wir's-an-Detektiv würde es rausfinden. Sich dafür das Videoband von der Party beschaffen. Stimmt's?
Also rief ich Charlotte Vivien an.
Loring war am Apparat. Er ließ sich meinen Namen geben und machte sich daran, Mrs. Vivien zu fragen, ob sie zu Hause sei.
»Mr. Samson«, sagte Charlotte Vivien. »Wie nett, von Ihnen zu hören. Dauernd erzählen mir Leute, wie sehr sie Ihren Beitrag zu meinem kleinen Abend genossen hätten.«
»Oh. Hm. Danke.«
»Ich weiß, es war schwierig für Sie, aber ich bin mir sicher, daß niemand es hätte besser machen können«, sagte sie.
»Ich habe versucht, nicht durchblicken zu lassen, wie überaus deplaziert ich mich fühlte.«
»Die Verhöre haben Sie ganz besonders gut hinbekommen.«
»Der Reiz des Neuen war die Hauptsache. Ich glaube aber nicht, daß Ihre Gäste es auch nur halb so amüsant gefunden hätten, wenn die Verhöre einen realen Hintergrund gehabt hätten.«
»Natürlich nicht.«
»Aber immerhin hat mir der Abend zwei weitere Jobs eingetragen.«
»Sie meinen, meine Gäste hätten Sie engagiert?«
»Genau.«
»Meine Güte! Wer denn?«
Ich lachte. »Das kann ich Ihnen doch nicht verraten, Mrs. Vivien.«
Sie fand das gar nicht witzig. Mit einigem Nachdruck bemerkte sie: »Na, sicher können Sie mir doch die Namen nennen. Es ist ja nicht so, als hätte ich Sie gefragt, ob es sich um Scheidungssachen handelt.«
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich darf Ihnen keine Einzelheiten über vertrauliche Fälle mitteilen. Aber es geht nicht um Scheidungen.«
»Sie wollen es mir also nicht erzählen?« Sie war daran gewöhnt zu bekommen, was sie wollte.
»Nein«, antwortete ich. »Ich habe aber eigentlich nicht angerufen, um mich auf einen ethischen Disput einzulassen.«
»Weswegen haben Sie dann angerufen?«
»Sie haben mir freundlicherweise eine Videoaufnahme von der Party angeboten. An dem betreffenden Abend habe ich es nicht angenommen, aber wenn es noch möglich wäre, hätte ich doch gern eine Kopie.«
»Sie haben Ihre Chance gehabt«, sagte sie und legte auf.
Also hatten sie und der Poet einander vielleicht doch verdient.
Aber man ließ mir keine Zeit, über die unerwartete Unfreundlichkeit nachzugrübeln. Bevor ich aus dem Haus ging, klingelte das Telefon noch viermal. Zwei Rechtsanwälte, für die ich in der Vergangenheit kleinere Jobs erledigt hatte, und zwei Anrufer, die Termine vereinbaren wollten, um mit mir über andere Aufträge zu reden. Kein einziges Mal verwählt, lauter nette Leute, nicht einer ein Sittenstrolch.
Es war Montagmorgen, wir hatten die Fernsehspots noch nicht gemacht, und ich war bereits der Geheimtip.
Die Tagtraumblödelei mit Frank stand definitiv auf der Tagesordnung: »Besorgen Sie mir einen Albert Samson!«
Ich habe mal eine Fernsehsendung gesehen, in der ein Schauspieler namens Jack Elam interviewt wurde. Er beschrieb die Stadien einer Schauspielerkarriere in Hollywood. Es gibt insgesamt sechs Stadien:
1. Wer ist Jack Elam?
2. Wird es nicht billiger, wenn wir, sagen wir, Jack Elam nehmen?
3. Schaffen Sie mir Jack Elam her!
4. Wir werden wohl genug Geld für Jack Elam auftreiben müssen.
5. Besorgen Sie mir einen Jack-Elam-Typ.
6. Wer ist Jack Elam?
Vielleicht, ja vielleicht, machte ich langsam den Schritt von 1 nach 2.
8
Graham Parkis wartete bereits an der Tür, als seine Sekretärin mich hereinführte. Wir schüttelten uns die Hände, und ich sagte: »Danke, daß Sie mir so kurzfristig einen Termin eingeräumt haben. Das war sehr freundlich.«
»Kein Problem, Samson. Ich versuche immer, ein Auge auf die anderen Jungs in unserem Geschäft zu haben. Um die dicken Jobs mögen wir zwar nach allen Mitteln der Kunst konkurrieren, aber unter den Narben und dem Schorf haben wir doch alle dasselbe rote, flüssige Zeug im Leib. Es ist eine Scheißart, sich sein Geld zu verdienen. Alle hassen einen: die Bullen, die Objekte, sogar die eigenen Klienten. Wenn wir nicht ein bißchen aufeinander achtgeben, an wen
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