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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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unter einem Schlapphut und hinter einer fadenscheinigen Maske aus hellgelbem Fell hervor.
    »Bin ich«, sagte ich. »Möchten Sie hereinkommen?«
    Sie blickte zur Straße und lenkte damit meine Aufmerksamkeit auf einen hellgrünen Kombi, der ein Stück weiter vor der Tankstelle parkte. Ich konnte nicht sehen, ob irgend jemand drin saß, aber ich hätte gewettet, daß die junge Frau auf dieser Welt nicht ganz allein dastand.
    »Ah, Sie sind der Detektiv, nicht wahr?« sagte sie.
    »Stimmt.«
    »Ja, ich komme rein.«
    Der kurze Blick auf die Straße hatte meiner Besucherin geholfen, ihr Sprachvermögen wiederzufinden. Wir gingen hinein und setzten uns auf die Plätze, die unseren jeweiligen Rollen zukamen.
    Auf meinem Klientenstuhl pflegte sich früher der Staub zu sammeln. Jetzt schwelgte ich in der Phantasievorstellung, daß er sich eines Tages abnützen könnte.
    Zuerst fiel es mir schwer, das Alter meiner Besucherin zu schätzen. Zwanzig und müde? Fünfunddreißig und in toller Form?
    »Mein Name ist Albert Samson.«
    »Ah, Kate King«, sagte sie.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Ms. King?«
    »Es ist ein bißchen kompliziert.«
    »Ich bin ein bißchen simpel. Das gleicht die Sache für gewöhnlich aus.«
    Der Gedanke dahinter war nämlich, ihr die Befangenheit zu nehmen.
    Ich hatte keinen sichtbaren Erfolg.
    »Ah, also, ich müßte erst wissen, äh, wie das mit der Vertraulichkeit bei Leuten wie Ihnen aussieht. Äh, ich meine nicht Leute wie Sie persönlich, sondern, äh, na eben detektivmäßige Leute.«
    Oh.
    »Das Gesetz des Staats besagt, daß ich die Informationen, an die ich bei der Arbeit für Sie herankomme, nur Ihnen als Klientin weitergeben darf. Ist es das, was Sie wissen wollten?«
    »Äh, ja. Teilweise. Aber was wäre, wenn, sagen wir, jemand anderes, also nicht Ihr Klient, zu Ihnen käme und sagte: ›Hören Sie mal, der Soundso, für den Sie arbeiten - erzählen Sie mir doch mal, wer das ist und was er von Ihnen will.‹ Was machen Sie, wenn das passiert?«
    »Ich sterbe mit versiegelten Lippen.«
    Sie sah mich aufmerksam an. »Ist das Ihr Ernst?«
    Ihr Ernst war es ganz gewiß.
    Ich sagte: »Die einzige Ausnahme davon sind Fälle, bei denen es um irgendwelche Verbrechen geht. In diesem Falle besagt das Gesetz, daß ich verpflichtet bin, mit der Polizei zusammenzuarbeiten.«
    »Oh«, sagte sie.
    Das war für sie also keine Beruhigung. Sie sagte: »Und was ist mit Ihnen? Wonach entscheiden Sie, wann Sie zu den Bullen gehen? Reicht ein Strafmandat, daß Sie zur Polizei laufen, um dort Ihr Herz auszuschütten, oder was?«
    Ich kam zu dem Schluß, daß sie zwanzig und müde war.
    »Ich bemühe die Polizei erst dann, wenn ich das Gefühl habe, daß es unbedingt nötig ist«, sagte ich so onkelhaft, wie ich konnte. »Aber niemand kann in meinem Geschäft ohne vernünftige Beziehungen zu unseren Freunden in Grün überleben.«
    Das beruhigte sie auch nicht.
    Ich sagte: »Sie haben irgendeine Art von Problem, stimmt's?«
    »Hm, könnte sein.«
    »Und Sie glauben, ich könnte Ihnen vielleicht helfen.«
    »Möglich.«
    »Und gehe ich recht in der Annahme, daß Sie schon ziemlich verzweifelt sein müssen, um mich hinzuzuziehen?«
    »Das können Sie laut sagen.«
    In anderer Gesellschaft hätte ich das vielleicht getan. Aber nicht bei zwanzig, müde und humorlos.
    Also sagte ich: »Ich schlage folgendes vor - da Sie einmal hier sind, erzählen Sie mir, was Sie bewegt. Dann werde ich Ihnen sagen, ob ich Ihnen meiner Meinung nach helfen kann. Das ist kein Trick. Ich werde Ihnen nichts berechnen.«
    »Geld ist kein Problem«, sagte sie.
    Wahrscheinlich war ich der einzige auf der Welt, für den Geld ein Problem war.
    Ich sagte: »Aber bevor Sie irgend etwas sagen, möchte ich Ihnen eine bessere Vorstellung davon geben, in welcher Art von Situation ich zur Polizei gehen müßte.«
    Sie sagte nichts und hörte sehr genau zu.
    Ich sagte: »Wenn Sie mir erzählen würden, daß Sie gerade jemanden ermordet haben oder daß Sie ein anderes schwerwiegendes Verbrechen begangen haben…«
    »Ich habe niemanden ermordet«, sagte sie hastig.
    »Nehmen wir andererseits einmal an, Sie machten sich Sorgen, daß Ihr Freund heroinsüchtig sei. Das würde mich nicht auf der Stelle zur Polizei laufen lassen, aber wenn Sie mir erzählen würden, daß er einen Mord begangen hätte, dann würde ich die Bullen anrufen. Hilft Ihnen das weiter?«
    »Nicht viel.«
    »Ich geb mir alle Mühe«, sagte ich.  
    »Ja«, sagte sie. »Das

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