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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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durch eine Krankheit, leidet darunter die Wahrnehmung.
    Auch genetische Defekte oder Traumata in der Kindheit können Hirnveränderungen bewirken und beispielsweise zur Alexithymie führen. Laut einer finnischen Studie haben 17 Prozent der Männer diese Krankheit, die sie unfähig macht, ihre eigenen Gefühle zuzuordnen. 13 Daniel Goleman beschreibt in seinem Buch Emotionale Intelligenz den Alexithymiker Gary, der nicht in der Lage ist, unterschiedliche Emotionen bei sich selbst wahrzunehmen. Gleichzeitig ist er verwirrt, wenn andere Menschen ihm gegenüber ihre Empfindungen zum Ausdruck bringen.
    Gefühle anderer Menschen nicht wahrnehmen zu können, das heißt, nicht empathisch sein zu können und sich damit emotional nicht auf andere einstellen zu können. Dies führt zu einem Mangel an emotionaler Intelligenz und damit zu einem menschlichen Defizit. Wenn wir uns selbst nicht wahrnehmen können, würde das wohl heißen, dass wir uns selbst fremd sind. Dieses Fremdsein würde wohl verhindern, dass wir mit uns selbst befreundet sind. Wir wären mit uns selbst nicht im Reinen und daher, laut Aristoteles, nicht in der Lage, Freundschaften aufzubauen oder gute Freundschaften zu pflegen. Die gestörte Beziehung des Individuums zu sich selbst hat zur Folge, dass auch die Beziehungen zu anderen nicht mehr zustande kommen. In der antiken Philosophie galt wohl deshalb das Erlernen des Umgangs mit sich selbst als Grundlage für den Umgang mit anderen Menschen.
    Ist der Mensch mit sich selbst befreundet, kann er sich selbst akzeptieren, so kann und muss er sich jetzt offen zeigen, um Freundschaft mit anderen Menschen schließen zu können. Dafür muss er von Mitmenschen wahrgenommen werden.
    Jeder hört nur das, was er versteht
    Es ist wichtig, von anderen Menschen als Person erkannt zu werden. Um jedoch erkannt werden zu können, müssen wir uns selbst auch sichtbar machen, offen sein anderen gegenüber.
    Sich selbst zu zeigen, heißt nach dem deutschen Philosophen und Soziologen Georg Simmel, keine Geheimnisse zu haben. Dies ist für Simmel in der Freundschaft und in der Ehe möglich. Doch schon Simmel kritisierte seinerzeit, von 1858 bis 1918, dass die ideale Vorstellung von Freundschaft aus der Antike in der modernen Welt wohl kaum noch lebbar ist. Sich vollkommen zu vertrauen, keine Geheimnisse voreinander zu haben und damit sich und seine Person vollkommen zu offenbaren, ist heute und war wohl auch früher kaum möglich. Heute gibt es wohl häufiger als früher die differenzierten Freundschaften: den Freund zum ins Kino gehen, den Freund zum Tennis spielen und die Freundin zum Kaffee trinken. Dabei öffnen sich die Freunde nicht vollkommen. Nur bei gemeinsamer Interessenlage lassen wir den Freund tiefer blicken. Das macht es jedoch fraglich, ob wir dann den anderen wirklich verstehen können.
    Mit jemandem befreundet sein, heißt, sich um ihn zu kümmern und bemühen, sich zu sorgen und dem anderen Verständnis und Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Es kann keine soziale Bindung zwischen zwei Menschen bestehen, wenn der eine dem anderen nicht zuhört. Den anderen zu hören, heißt, sich vom anderen berühren zu lassen.
    Wir müssen nicht sofort verstehen, da zu schnelles Verstehen oft aufrichtiges Zuhören verhindert. Wir sind vielleicht voreingenommen und glauben beim ersten Wort des anderen zu wissen, was er meint. Dies verhindert oft weiteres interessiertes Zuhören. Nach dem Philosophen Hans-Georg Gadamer handelt es sich bei den Menschen um ein dialogisches Verstehen. Wenn wir glauben, den Menschen in seiner Meinung und in seinem Sein bereits zu kennen, sind wir nicht mehr offen für das, was der andere uns mitteilen will. Einem Freund zuhören, heißt, ihn anzunehmen so wie er ist – auch dann, wenn wir selbst erkennen müssen, dass wir gewisse Dinge nicht verstehen und damit eigene Grenzen wahrnehmen. Die eigenen Grenzen können wir nur dann überschreiten, wenn wir uns auf das einlassen, was der andere tut, sagt und will. Wir lassen uns auf ein Gespräch ein, in dem wir selbst im Unrecht sein könnten. Erst dann sind wir gewillt, uns etwas sagen zu lassen.
    Wenn der Freund hört, was ich sage, kann auch ich selbst es hören und einen Eindruck davon erhalten. Das, was ich ausdrücke, wird von meinem Freund gehört und anerkannt. Über das Anerkennen meiner Worte und Gesten bekomme ich den Eindruck, dass das Mitgeteilte seine Berechtigung erhält und damit seinen Weg finden darf. Fehlt die Anerkennung, fühle ich

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