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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Geländerutscher mit
Stoffdach, Breitreifen auf Sternfelgen und getönten Scheiben. Aber mit dem
fährt er nur auf unseren Boulevards (breite Stadtstraße) spazieren, der
Angeber. Landluft hat der Schlitten noch nicht geatmet, geschweige denn ein
Gelände gesehen. Hahah.“
    „Na und?“ meinte Angelo. „Du hast zu
Hause fünf Golfschläger, aber noch nie einen Golfplatz betreten.“
    Hauke lachte. Dann nahm er
Cognacflasche und Gläser aus dem Schrank.
    „Stärken wir uns erstmal. Schließlich
sind wir der Schrecken der Bundesbahn.“

20. Schokowelle
     
    Sie saßen im Eis-Café.
    „Damit wir’s nicht vergessen“, sagte
Tim. „Hierzu lädt uns Christine Pf ab ein. Hoffen wir, daß ihr dieser
Schniegeltyp mit dem Goldpüppchen auf der Brust eine schöne Dauerwelle aufs
Haupt drückt.“
    „Von Frisuren verstehst du nichts“,
meinte Gaby. „Frau Pf ab will offensichtlich eine Wasserwelle.“
    „Schokowelle!“ rief Klößchen.
    Er hatte sich gleich auf die Eiskarte
gestürzt. Stieläugig studierte er das Angebot.
    „Schokowelle?“ erkundigte sich Tim. „Das
ist wohl mit Braunfärbung?“
    „Ein Rieseneisbecher ist das“, belehrte
ihn Klößchen, „keine Frisur. Er enthält Nougateis, Eis von Milchschokolade und
von bitterer. Wie geschaffen für mich. Den nehme ich. Kostet 6,95 Mark.“
    „Den nimmst du nicht!“ sagte Karl.
    „Was? Warum nicht?“
    „Dir steht ein Anteil von fünf Mark zu.
Nicht 6,95 Mark. Sollen wir vielleicht zu kurz kommen — wegen deiner
Gefräßigkeit?“
    „Dann lege ich eben dazu.“ Klößchens
Hände fuhren in die Taschen.
    Aber er hatte kein Geld mit.
    „Beruhig dich!“ lachte Tim. „Ich nehme
nur eine Cola. 1,95 Mark trete ich dir zum Verfressen ab.“
    „Das ist Freundschaft.“ Klößchen
strahlte. „Und dafür... Heh, was ist?“
    Entgeistert sah er Tim an.
    Auch Gaby und Karl blickten verdutzt.
    Denn der Anführer der TKKG-Bande war
aufgesprungen, als hätte er ein Pulverfaß mit brennender Lunte unter seinem
Sitz entdeckt.
    „Freunde!“ ächzte er und klatschte sich
die Hand an die Stirn. „Wo habe ich meinen Verstand gelassen? Wie konnte das
passieren?“
    „Was ist?“ erkundigte sich Gaby.
    „Es bleibt doch dabei, daß du mir 1,95
abtrittst?“ fragte Klößchen besorgt.
    „Geistig“, setzte Tim zur Erklärung an,
„habe ich völlig versagt — gestern abend. Da hat der Schulzl-Müller den
Spaß-Dialekt, den komischen, aus meiner Heimatstadt glasklar herausgehört. Und
ich suche Bäume und sehe den Wald nicht.“

    „Mich interessiert die Schokowelle“,
sagte Klößchen, „nicht der Wald. Den...“
    „Otto Nitschl!“ Tim flüsterte, ohne auf
seinen dicken Freund zu hören. „Der Irokesen-Häuptling kommt aus meiner
Geburtsgemeinde. Er röhrt zwar heiser wie ein September-Hirsch, hat aber, wenn
er mal den Scherzkeks rausläßt oder vor Wut dampft, den Spaß-Dialekt voll
drauf. Ihr könnt das nicht so beurteilen, weil ihr ihn nur einmal und kurz
angehört habt. Aber ich kenne ihn seit gestern. Kenne ihn volltrunken und mit
Haß im Auge. Und jammerlappig, als er in Haffstedt bei der Bahnpolizei
Moralpredigt anhören mußte.“
    „Außerdem“, rief Karl, „hat er den
Anschlag am eigenen Leibe erlebt.“
    „Und dabei“, nickte Gaby, „könnte ihm
die Idee gekommen sein.“
    „Im kleinen“, sagte Tim, „neigt er zur
Kriminalität. Warum nicht mal im großen?“
    „Wer verlorene Fahrkarten unterschlägt“,
bestätigte Karl, „der zückt auch das Messer. Sogar im Speisewagen. Und wer dazu
fähig ist, der leiert auch eine Erpressung an.“
    „Dann wäre er der Aufsteiger des Jahres“,
sagte Gaby. „Überlegt euch mal diesen Sprung nach oben. Die Fahrkarte hat 298
Mark gekostet. Aber jetzt fordert er eine Million.“
    Die Serviererin trat an den Tisch — eine
junge, die selbst ein bißchen aussah wie Vanille- und Himbeereis.
    „Ich kriege die Schokowelle“, strahlte
Klößchen sie an, „aber schön hoch auftürmen, ja? Bitte mit Woge, Brecher,
Grund- und Flutwelle. Obendrauf etwas Gischt. Ich bin dann die Sturzwelle und
stürze mich drauf. „
    „Einmal Becher Nr. neun“, sagte die
Vanille-Himbeer-Tante verständnislos. „Und ihr?“
    „Nichts.“ Tim schob seinen Stuhl unter
den Tisch. „Wir gehen wieder. Uns ist was Wichtiges eingefallen. Du, Willi,
kommst mit. Streichen sie das Meeresbeben, Fräulein.“
    Sie zuckte die Achseln, zog einen
Flunsch und schob ab. „Das darf nicht wahr sein“, jaulte Klößchen.

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