Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anschlag auf die Achterbahn

Anschlag auf die Achterbahn

Titel: Anschlag auf die Achterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
mich fallen da nur ein paar Brotkrumen ab.«
    Ilse Walther konnte das Gehörte
kaum glauben. Ȇbertreibst du da nicht ein wenig? Wenn ich dabei nur an den
vielen Schmuck und die Kleider denke, mit denen er dich überschüttet hat.«

    »Das ist ja wohl ein lahmer
Witz!« Rita Möller schnappte nach Luft. »Im Vergleich zu Stefan stehe ich da
wie eine Hartz-IV-Empfängerin! In seinem Wohnwagen stapeln sich die Bar- und
Sachwerte bis zur Decke, während der Schmuck, den Werner mir bislang geschenkt
hat, gerade mal in einen verhärmten Schuhkarton passt! Nein, Ilse, unter
Großzügigkeit verstehe ich etwas anderes. Und deshalb verlange ich jetzt
endlich meinen Anteil. Meinen Anteil für eine Ehe, die bisher — weiß Gott —
kein Zuckerschlecken war! Ich kann es kaum erwarten, Werner den Abschiedskuss
zu geben. Und selbst das werde ich mir wohl noch gründlich überlegen.
Vielleicht reiche ich ihm zur Trennung auch nur noch die Hand.«
    Ilse Walther nickte
verständnisvoll. »Nach diesen Schilderungen könnte ich das sogar
nachvollziehen. Aber weshalb richtet sich dein Zorn denn auch gegen Stefan?«
    »Weil mich dieses Balg von
Anfang an nicht ausstehen konnte und seinem Vater ständig nahegelegt hat, sich
von mir zu trennen und zu seiner alten Frau zurückzukehren. Der Junge dachte
wohl, dass ich davon nie etwas mitbekommen hätte. Aber da hat er die Rechnung
ohne den Wirt gemacht. Denn erstens habe ich gute Ohren, und zweitens hat mir
Werner schon des Öfteren gesteckt, dass Stefan ihm sein Leid geklagt hätte, wie
unglücklich er doch mit der neuen Stiefmutter sei«, jammerte Rita Möller ihrer
Freundin ihr Leid.
    Ilse Walther verschluckte sich
beinahe am Champagner. »Hat er wirklich die Bezeichnung Stiefmutter benutzt?«
    »So ist es. Und darum wird er
mich jetzt richtig kennenlernen. Wenn er mich schon so bezeichnet, werde ich
jetzt auch wie eine Stiefmutter handeln. Ganz so, wie er sie bisher nur aus dem
klassischen Märchenbuch kennt«, drohte Rita Möller.
    »Wie darf ich das verstehen?«,
fragte ihre Freundin verunsichert nach.
    »Ohne Rücksicht auf Verluste!«
Rita Möllers Lippen umspielte ein teuflisches Grinsen. »Wenn du morgen die
Erpressersumme aus dem Waggon des ›Alpenblitz‹ an dich genommen und mir ausgehändigt
hast, Ilse, ist die Sache für dich ausgestanden. Du erhältst dafür wie
vereinbart 2000 Euro. Aber für Stefan wird ein neuer Albtraum beginnen. Denn er
wird abermals in den Knast wandern. Aber dieses Mal für einen weitaus längeren
Zeitraum.«
    Ilse Walther schenkte sich und
ihrer Freundin noch ein drittes Glas ein. »Und wie willst du das anstellen?«
    »Gunnar hatte die Idee. Ebenso
wie er dafür gesorgt hat, dass auf der Cellophanhülle beim Brandsatz des
Breakdancers Stefans Fingerabdrücke gefunden wurden, werden sich auch auf
einigen Geldscheinen der Erpressersumme Spuren von ihm wiederfinden.«
    »Wie soll das denn
funktionieren?«, wunderte sich Ilse Walther.
    »Gunnar hat ein Schlafmittel
organisiert, das ich Stefan morgen Abend unauffällig in seine Cola träufeln
werde«, erklärte Rita Möller ihren teuflischen Plan.
    Ilse Walther hob die
Augenbrauen. »Der Junge trinkt am Abend noch Cola?«
    »Stefan trinkt dauernd dieses
Gesöff. Morgens, mittags und abends. Deshalb wird es für mich auch ein Leichtes
sein.«
    »Und dann?«, forschte ihre
Freundin weiter.
    »Sobald er von den Tropfen k.
o. ist, schleiche ich mich in seinen Wohnwagen und drücke seine Fingerkuppen
auf einige der Banknoten. Diese präparierten Scheine werde ich dann in einer
der Hüllen seiner immensen DVD-Sammlung deponieren. Was meinst du, wie dumm der
und sein Vater gucken werden, wenn die Bullen am nächsten Morgen bei der Razzia
die Kohle finden.«
    »Meine Hochachtung, Rita!«,
konnte Ilse Walther nicht an sich halten. »Das ist wirklich durchtrieben. Gratulation!«
    »Und Werner wird die Welt nicht
mehr verstehen. Sein geliebter Sohn landet hinter schwedischen Gardinen und ich
werde die Scheidung einreichen.« Rita Möller stellte ihr Glas ab und blitzte
Ilse Walther triumphierend an. »Und dann können Gunnar und ich endlich unser
Glück genießen! Denn eines darfst du nicht vergessen: Werner hat ihm alles
genommen. Nicht nur die gesamten Fahrgeschäfte, sondern vor allem auch seinen
Stolz. Das ist auch der Grund dafür, weshalb sich Gunnar bei unserem Coup so
stark einsetzt. Er will endlich Vergeltung!«
    Ilse Walther verteilte den
verbliebenen Rest der Champagnerflasche auf die beiden Gläser.

Weitere Kostenlose Bücher