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Ansichten eines Clowns

Ansichten eines Clowns

Titel: Ansichten eines Clowns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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Rom,
    Schwangerschaft, Entbindung - braune Locken auf schneeweißem Kinderkopfkissen.
    Erinnerst du dich, wie er uns das Haus zeigte und vital verkündete : Hier ist für zwölf Kinder Platz - und wie er dich jetzt morgens beim Frühstück mustert, das unausgesprochene Na auf den Lippen, und wie unkomplizierte Konfessions- und
    Parteifreunde nach dem dritten Glas Kognak ausrufen: »Von eins bis zwölf, da
    fehlen nach Adam Riese noch elf!«
    Es wird geflüstert in der Stadt. Du bist schon wieder im Kino gewesen, an diesem strahlenden sonnigen Nachmittag im Kino. Und schon wieder im Kino - und wieder.
    Den ganzen Abend allein im Kreis, bei Blothert zu Hause, und nichts als Ka Ka Ka im Ohr, und diesmal war nicht das -nzler die Ergänzung, sondern das -tholon. Wie ein Fremdkörper rollt dir das Wort im Ohr herum. Es klingt so nach Klicker, klingt auch ein bißchen nach Geschwür. Blothert hat den Geigerzähler, der das Katholon aufzuspüren vermag. »Der hats - der hats nicht - die hats - die hats nicht.« Das ist wie beim Blätterrupfen: sie liebt mich, sie liebt mich nicht. Sie liebt mich. Da werden Fußballklubs und Parteifreunde, Regierung und Opposition aufs Katholon geprüft.
    Wie ein Rassenmerkmal wird es gesucht und nicht gefunden; nordische Nase,
    westischer Mund. Einer hat's sicher, der hat's gefressen, das Vielbegehrte, so heftig Gesuchte. Blothert
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    selbst, hüte dich vor seinen Augen, Marie. Verspätete Begehrlichkeit,
    Seminaristenvorstellung vom sechsten Gebot, und wenn er von gewissen Sünden
    spricht, dann nur lateinisch. In sexto, de sexto. Natürlich, das klingt nach Sex. Und die lieben Kinder. Die ältesten, Hubert, achtzehn, Margret, siebzehn, dürfen noch ein wenig aufbleiben, auf daß ihnen das Erwachsenengespräch zum Vorteil gereiche.
    Über Katholon, Ständestaat, Todesstrafe, die in Frau Blotherts Augen ein so
    merkwürdiges Flackern hervorruft, ihre Stimme auf gereizte Höhen treibt, wo
    Lachen und Weinen sich auf eine lustvolle Weise vereinen. Du hast versucht, dich mit Fredebeuls abgestandenem Links- Zynismus zu trösten: vergebens. Vergebens
    wirst du versucht haben, dich an Blotherts abgestandenem Rechts-Zynismus zu ärgern.
    Es gibt ein schönes Wort: nichts. Denk an nichts. Nicht an Kanzler und Katholon, denk an den Clown, der in der Badewanne weint, dem der Kaffee auf die Pantoffeln tropft.
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    Ich konnte das Geräusch einordnen, aber mich nicht zu ihm verhalten, ich hatte es öfter gehört, aber noch nie darauf reagieren müssen. Bei uns zu Hause reagierten die Mädchen auf das Geräusch der Haustürklingel, die Ladenklingel bei Derkums hatte ich oft gehört, war aber nie aufgestanden. In Köln hatten wir in einer Pension gewohnt, in Hotels gibt es nur Telefonklingeln. Ich hörte das Klingeln, nahm es aber nicht an. Es war fremd, nur zweimal hatte ich es in dieser Wohnung gehört, als ein Junge Milch brachte und Züpfner Marie die Teerosen schickte. Als die Rosen
    kamen, lag ich im Bett, Marie kam zu mir rein, zeigte sie mir, hielt entzückt die Nase in den Strauß, und es kam zu einer peinlichen Szene, weil ich dachte, die Blumen wären für mich. Manchmal hatten mir Verehrerinnen Blumen ins Hotel geschickt.
    Ich sagte zu Marie: »Hübsch, die Rosen, behalt sie«, und sie sah mich an und sagte:
    »Aber sie sind ja für mich.« Ich wurde rot. Es war mir peinlich, und mir fiel ein, daß ich Marie noch nie Blumen hatte schicken lassen. Natürlich brachte ich ihr alle Blumen mit, die ich auf die Bühne gereicht bekam, aber gekauft hatte ich ihr nie welche, meistens mußte ich den Blumenstrauß, den ich auf die Bühne gereicht bekam, selbst bezahlen. »Von wem sind denn die Blumen?« sagte ich. »Von Züpfner«, sagte sie.
    »Verdammt«, sagte ich, »was soll das ?«Ich dachte an das Händchenhalten. Marie wurde rot und sagte: »Warum sollte er mir keine Blumen schicken?« — »Die Frage muß anders lauten«, sagte ich: »Warum sollte er dir Blumen schicken?« -»Wir kennen uns schon lange«, sagte sie, »und vielleicht verehrt er mich.« - »Gut«, sagte ich, »soll er dich verehren, aber soviel kostbare Blumen, das ist aufdringlich. Ich finde es geschmacklos.« Sie war beleidigt und ging hinaus.
    Als der Milchjunge klingelte, saßen wir im Wohnzimmer, und Marie ging raus,
    öffnete ihm und gab ihm Geld. Besuch hatten wir in unserer Wohnung nur einmal
    gehabt: Leo, be-
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    vor er konvertierte, aber der hatte nicht geklingelt, er war mit Marie heraufgekommen.
    Das Klingeln

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