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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
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Armin.
    »Er ist nicht aufgeregt«, sagt Sarah. »Er ist aufmerksam.«
    »Wegen der Katze«, sage ich.
    »Was ’n für ne Katze?«, fragt Armin.
    »Streunt hier manchmal rum. Von der Frau gegenüber.«
    »Da wohnt eine Frau?«, fragt Armin.
    »Armin, lass gut sein.«
    »Leg dich hin«, sagt Sarah.
    Manuela kommt vorbei und stellt ein Plastikschälchen mit Wasser vor den Hund. Der springt sofort auf und fängt an zu trinken. Manuela wuschelt ihm über den Kopf, dann schwirrt sie wieder ab.
    »Wasch dir ...«, rufe ich hinter ihr her.
    »Und wie läuft dein neuer Job?«, fragt Sarah.
    »Den hab ich doch schon seit ner Woche.«
    »Neuer Rekord«, sage ich und hebe mein Glas. »Prost.« Und tatsächlich, die anderen machen es mir nach. Wir stoßen darauf an, dass Armin seit einer Woche arbeitet.
    »Und mein Chef zahlt sogar. Wir kriegen jede Woche hundert Euro bar auf die Hand und den Rest dann am Monatsende überwiesen.«
    »Das ist aber seltsam«, meint Sarah. »Leg dich hin.«
    »Findest du?«, fragt Armin und sieht sie lange an. »Na, jedenfalls bin ich bald wieder eine gute Partie.« Er grinst.
    »Vergiss es«, sagt sie. »Und du auch«, wendet sie sich an den Hund. »Wir gehen noch nicht. Leg dich hin.«
    »Vielleicht muss er mal«, sagt der Lockenkopf.
    Manuela kommt mit einem vollen Tablett an unserem Tisch vorbeigerauscht und grinst wieder. Als sie serviert hat, winke ich ihr, sie kommt zu uns. »Ja, bitte?«
    »Der Hund muss mal raus«, sage ich, und sofort springt der Hund auf und wedelt.
    »Ich hab ihn gerade wieder zum Liegen gekriegt«, mosert Sarah. »Na meinetwegen, hier.« Sie wickelt die Leine von ihrem Stuhl und reicht sie Manuela.
    »Ich soll mit dem Hund raus?«, fragt sie.
    »Ich denke, du magst Hunde«, sage ich, und sie zuckt mit den Schultern und sagt: »Na, gut.« Dann nimmt sie die Leine, wickelt sie sich ein paarmal um ihre Hand, sagt: »Komm mit«, und der Hund geht ohne weiteres mit, erwartungsvoll wedelnd und immer mit dem Blick zu ihr.
    »Na, da haben sich ja zwei gefunden«, sagt Sarah. »So sieht er mich nie an.«
    Eine Stunde später ist Jimmi da. Manuela noch nicht. Wenn ich nicht ihretwegen beim Bedienen einspringen müsste, würde ich mir sogar Sorgen machen. So fange ich nur an zu überlegen, ob ich ihr die Stunde vom Lohn abziehe – klar, ich habe sie rausgeschickt, aber sie sollte ja nur mal kurz mit dem Hund raus, nicht bis zum nächsten Hundeauslaufgebiet wandern. Als ich mich setzen will, weil ich gerade Pause habe, sitzt Jimmi schon da. Ichbringe ihm ein Bier und ziehe mir einen Stuhl vom Nebentisch ran.
    »Na, was gibt’s Neues?«, fragt Jimmi.
    »Armin hat nen neuen Job, und der Hund von Sarah ist mit meiner Kellnerin durchgebrannt.«
    Jimmi steht der Mund offen.
    »Und bei dir?«, frage ich.
    »Nichts, alles wie immer. Prost.«
    »Ich sag’s ja«, sagt Sarah. Sie schaut zur Tür. »Aber ich würde jetzt bald gern mal meinen Hund wiederhaben. Wenn dem was passiert ist, bist du schuld.« Sie zeigt auf mich.
    »Ja, und wenn meiner Kellnerin was passiert ist und dein Hund sie nicht beschützt hat, bist du schuld«, erwidere ich und zeige auf sie.
    »Da«, sagt Armin und wir sehen alle zur Tür. Der Vorhang wackelt, dann kommt ein Hundekopf hervor und hinter ihm der Rest des Hundes, dann die Leine und schließlich Manuela.
    »Wo warst du denn?«, frage ich.
    »Na, einmal um den Block. Was denkst du, wen man alles trifft, wenn man abends mit nem Hund draußen ist. Hier.« Sie reicht Sarah die Leine, die den Hund wieder an ihr Stuhlbein bindet. »Leg dich hin.«
    Manuela lächelt in die Runde, dann geht sie nach hinten, sich die Hände waschen. Hoffentlich.
    Armin beginnt eine unsagbare Geschichte mit »Wisst ihr, was mir gestern passiert ist ...«; ichkann ihm nur halb, nein, nicht mal halb, folgen, und wenn ich mir das zusammenreimen würde, aus den wenigen Informationen, die bei mir hängengeblieben sind, ergibt das tatsächlich eine unglaublich unglaubliche Geschichte mit einem Banküberfall, nässendem Hautausschlag, einer Blondinen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat und einem Wiederbelebungsversuch auf offener Straße. Wahrscheinlich hat Armin aber nur auf einer nassen Parkbank gesessen und eine Blondine, die gerade vorbeikam, hat ihn nicht angeschaut. Ich weiß es nicht. Ich erwache erst Stunden später aus meiner Meditation, während mein Körper aber weiterhin Bier getrunken und sich offenbar auch an der Unterhaltung rege beteiligt hat. Ich sehe unter den Tisch,

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