antares
aufgegangen, daß niemand in diesem Flugprofil einen Düsenjäger vermutete.
Um ja nicht entdeckt zu werden, war er auf der Zufahrtsrollbahn gelandet statt auf der eigentlichen Start- und Landebahn und sofort in den fast völlig in die Erde versenkten Betonbunker-Hangar gerollt, wo er jetzt mit laufendem Triebwerk wartete. Doch es tat sich nichts, was ihn betraf. Er stellte die Maschine schließlich ab, ließ aber ANTARES in Betrieb und blieb selbst angeschnallt, um in Sekundenschnelle startbereit zu sein. Doch auch weiterhin kam nichts. Er merkte, daß er erschöpft war, und bedeutete dem Bodenpersonal, mit dem Auftanken seines Flugzeugs zu beginnen.
Aber er war gerade eine Viertelstunde von ANTARES abgeschaltet, als der Angriff begann.
Der Dream Star war indessen gerüstet. Er hatte wieder zwei Llujka-Zusatztanks unter den Tragflächen, ferner zwei radargelenkte Raketen, ebenfalls unter den Flügeln, und dazu zwei infrarotgelenkte Raketen unter dem Rumpf. Die zwei IR waren allerdings mehr eine Belastung als nützlich. Wenn die Canard-Flossen der Maschine in ihrer Hochmanövrierstellung waren, konnten die Raketen sie beim Abschuß vielleicht wegreißen.
Trotzdem hielt man sie angesichts seines geplanten Langstreckenflugs für unerläßlich. Auch die 20-mm-Bordkanone wurde neu geladen. Und damit hatte der Dream Star Höchstgewicht: gute 50 Tonnen.
Maraklow selbst war viel weniger vorbereitet als das Flugzeug für diesen Flug - oder gar für einen Luftkampf mit amerikanischen Jägern. Zum ersten Mal hatte er zwei Dream Star -Flüge hintereinander absolviert. Der physische wie mentale Streß war enorm.
Das Jaulen von Hochgeschwindigkeitstriebwerken auf der Rollbahn dröhnte in seinem Kopf. Er schaute auf die Startbahn, wo vier MiG-23 eben zur Startposition rollten. So kurzfristig war die sowjetische Regierung nicht imstande gewesen, Flugzeuge und Piloten zu schicken. Also flogen diese vier Maschinen nicaraguanische Piloten. Die MiG-23 waren zwanzig Jahre alt, ihre blutjungen Piloten nur schlecht für Nachtluftkämpfe ausgebildet. Zerstörten die Amerikaner die Such- und Kontrollradars am Boden, mußten die MiG-Piloten praktisch blind fliegen und sich auf ihre eigenen Augen und die Puls-Doppler-Radars ihrer Flugzeuge verlassen, um damit Tausende von Quadratmeilen Luftraum abzusuchen.
Er trank wieder einen Schluck Wasser. Na und, dachte er, was geht es mich an. In ein paar Stunden hatte er dieses unterentwickelte Land verlassen. Und wer weiß, vielleicht hatte eine von diesen MiG ja auch Glück... Es passierten ja die seltsamsten Sachen.
Ein Soldat erschien, zeigte seinen Ausweis und kam auf die Plattform neben seiner Kanzel. Er zögerte an der Leiter, doch Maraklow winkte ihn her, weil er einen Zettel hatte, offenbar mit einer Nachricht. Er ließ ihn sich geben. Eine Satellitenmeldung aus Moskau. Sowjetische Luftstreitkräfte waren in fünf Stunden einsatzbereit, um ihm aus der Karibik heraus Geleitschutz über den offenen Atlantik zu geben. Die letzten Frequenzen und ihre Änderungen waren mit angegeben. Na großartig!
Wenn die Amerikaner ihre Breitbandhorcher in Betrieb hatten, bekamen sie das alles brühwarm mit und brauchten nur noch ihre Jäger zu schicken! Als beruhte bei einer derartigen Aktion nicht alles auf Geheimhaltung und Funkstille und nicht auf sekundären und tertiären Frequenzen!
Er runzelte die Stirn. Im Moment war der Dream Star in Sicherheit, das war das einzige, was von Bedeutung war. Hätten die Amerikaner ihn hier entdeckt - ganz Puerto Cabezas wäre längst in Rauch und Flammen aufgegangen.
Er trank seine Wasserflasche leer.
Sein Problem bestand darin, daß er eine Zukunft für sich wollte, daß ihn jeder Schritt aber nur weiter davon entfernte.
Sein Leben war der Dream Star , das hatte er nie so klar erkannt wie jetzt. Seine gesamte Existenz war damit verknüpft. Der Gedanke, das Flugzeug würde zerlegt oder, schlimmer noch, völlig zerstört, kam ihm genauso obszön vor wie der, daß eine Mutter ihr Neugeborenes umbringt. Nun war er natürlich auch Soldat, gehalten, Befehle zu befolgen. Und sein Befehl lautete, den Dream Star nach Rußland zu bringen. Konnte er diesen Befehl aber wirklich befolgen, wo er doch genau wußte, was sie dort mit seinem Flugzeug machen würden? Nicht zu reden davon, was sie mit ihm selbst machen würden? Er war doch bereits verdächtig »veramerikanisiert«.
Diese ganzen Gedanken machten seine Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Er warf einem der
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