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Anthologie - Das Lotterbett

Anthologie - Das Lotterbett

Titel: Anthologie - Das Lotterbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach zu urteilen, lag es nur an Nässe im Verteiler – eine Geschichte, die jedes Kind wieder in Ordnung bringen könnte. Aber diese Dame war kein Kind. Sie war eine erwachsene, Vollreife Frau. Wenn der Wagen an Nässe im Verteiler litt, sollte sie sich bei mir bedanken, indem sie etwas Nässe in ihre Dose aufnahm.
    Ich bot ihr an, sich zu mir in die Fahrerkabine zu setzen, bewaffnete mich mit meinem Werkzeugkasten und ging zu ihrem Wagen. Dabei wußte ich sehr gut, daß es gar nicht nötig gewesen wäre, den ganzen Werkzeugkasten mitzunehmen. Aber das konnte sie ja nicht wissen.
    Es war so, wie ich vermutet hatte.
    Ich trocknete den Verteiler mit ein paar schnellen Handgriffen, setzte ihn wieder zusammen und dichtete mit ein bißchen Fett ab. Der Motor wäre jetzt sofort wieder angesprungen, aber ich schraubte eine Zündkerze heraus und ging zu meinem Lastwagen zurück.
    »Läßt es sich reparieren?« fragte die Dame ängstlich.
    »Ich glaube schon«, sagte ich etwas herablassend und fing an, im Handschuhfach zu wühlen.
    Dort verwahrte ich eine alte Zündkerze, und ich vertauschte die beiden schnell miteinander. Dann nahm ich die alte auseinander, setzte mich seelenruhig hin und fummelte an dem alten Ding herum. Die Dame rutschte näher zu mir heran und sah mir interessiert zu. Ich tat so, als beschäftige ich mich eingehend mit der Zündkerze und bat die Dame, aus einem Kasten hinter dem Fahrersitz einen alten Putzlappen herauszunehmen. Während die Dame sich bückte, vertauschte ich die beiden Zündkerzen wieder miteinander und hatte jetzt die einwandfreie in der Hand. Mit dem Putzlappen wienerte ich sie blitzblank und sagte, ich glaube, jetzt sei der Schaden behoben.
    »Wie soll ich Ihnen nur danken?« Sie schlug die Hände zusammen und legte den Kopf schief.
    Sie saß immer noch ziemlich dicht neben mir.
    »Wie wär’s denn mit einem Kuß?« sagte ich und legte ihr den Arm um die Schultern. Sie trug einen Pelzmantel, und ich konnte fühlen, daß es nicht gerade Karnickel war.
    Ich hatte mir schon immer gewünscht, eine Dame aus der besten Gesellschaft zu bumsen, und zwar nur, um zu erfahren, ob es zwischen einer Oberschichtmöse und der Muschi eines Arbeitermädchens irgendeinen Unterschied gab.
    »Tja, was ist eigentlich dagegen einzuwenden?« erwiderte sie und drückte mir mit geschürzten Lippen einen trockenen Kuß auf die Lippen.
    Das war ein mieser Kuß, der nicht einmal einem Ausgehungerten in der Wüste etwas gegeben hätte, der seit fünfzehn Monaten keine Frau gesehen hatte.
    »Das war noch nicht so besonders«, sagte ich. »Wir probieren’s lieber noch einmal.«
    Und diesmal zeigte ich ihr, wie ich mir den Kuß vorgestellt hatte. Sie war vollkommen perplex und unternahm nichts, um sich zu wehren. Ich hatte zwar nicht gedacht, daß sie den Kuß gleich erwidern würde, aber genau das tat sie.
    »Au«, sagte sie dann und unterbrach den Clinch.
    »Wieso au?« fragte ich.
    »Du kratzt«, sagte sie.
    Dessen war ich überzeugt. Als ich mir übers Kinn strich, spürte ich die Bartstoppeln an der Hand. In dem kleinen Mamsellgesicht war das bestimmt noch mehr zu fühlen gewesen. »Warte einen Augenblick«, sagte ich.
    In der Ablage in der Tür bewahre ich meinen batteriebetriebenen Elektrorasierer auf. Ich holte ihn heraus, schaltete ihn ein, und nach kurzer Zeit waren die Stoppeln weg. Um den guten Eindruck zu vervollkommnen, spritzte ich mir noch ein bißchen Aqua Vera auf die Wangen. Die Dame hatte mir zunächst etwas erstaunt zugesehen, aber jetzt lachte sie. »Bist du immer so galant?« fragte sie.
    »Immer für eine Dame da«, erwiderte ich und faßte sie wieder um die Schultern. »Zur Belohnung fürs Rasieren würde ein richtiger Kuß jetzt ganz gut schmecken. Sagte ich ein Kuß? Ich meine drei. Einen auf jede Backe und dann noch einen auf den Mund.«
    Auf die Wangen gab sie mir je einen Schmatz, aber der Kuß auf den Mund war kein Schmatz. O nein. Das war ein Kuß von achtzehn Karat. Sie hatte sich offenbar entschlossen, diesem Mechaniker seinen Preis zu zahlen, den er forderte. Sie wußte wohl schon, was ich wollte, bevor ich überhaupt die Rechnung ausgestellt hatte.
    Als sie mich küßte, hielt sie mich an den Ohren fest. Es schien, als wollte sie verhindern, daß ich mich losriß. Aber das war das letzte, was ich im Sinn hatte. Ich wollte in einem Schraubstock sitzen, aber dieser Schraubstock sollte keine Ähnlichkeit mit einem Mund haben, das hatte ich mir ganz fest vorgenommen.
    Mir fällt

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