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Anthologie - Das Lustbett

Anthologie - Das Lustbett

Titel: Anthologie - Das Lustbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt!« rief Harriet, und ich muß sagen, daß ich durchaus in der Lage war, ihr zu folgen. Auf den nächsten hundert Metern lief die Karre ganz von selbst, und die anderen mußten fast zur selben Zeit soweit gewesen sein.
    Auf der rechten Seite war ein knirschendes Geräusch zu hören, der Wagen schlingerte wild, und ich griff blitzschnell nach dem Lenkrad. Wir hatten eine Straßenleitplanke berührt, die dem französischen Staat gehörte, und nicht nur öffentliches Eigentum beschädigt, sondern auch meins, und das war sehr viel schlimmer.
    Es gelang mir, wieder auf den Fahrersitz zu klettern, ich bremste ab und hielt an einer Straßenausbuchtung an. Die Mädchen verschwanden zwischen den Bäumen, um zu strullern, während wir anderen den Schaden inspizierten. Der rechte hintere Kotflügel war ziemlich mitgenommen; das Blech drückte gegen den Reifen, aber dieses Malheur beseitigte Jack, indem er das Blech mit einem Ruck nach außen bog, der den Wagen mindestens um einen Meter seitwärts versetzte. Dann konnte es weitergehen, diesmal ruhig und gesittet, wie es sich im Straßenverkehr eigentlich gehört.
    Es war schon fast sieben Uhr abends, als wir durch das Tor zum Chateau d’Orves kurvten. Die Allee zur Hauptauffahrt war von farbigen Laternen erleuchtet, ebenso der Hof vor den Haupteingängen. Der Wagenpark draußen war imponierend, wenn man einen Sinn für rassereine Automobile hat. Ich sah vier Rolls-Royce, einen Hispano-Suiza aus den dreißiger Jahren, einen Delahaye mit Pininfarinakarosserie, einen Mercedes-Benz 540 K mit Kompressorrohren, die neben der Motorhaube wie Pythonschlangen glänzten, und ein nicht zu verachtendes Sortiment von Ferraris und Maseratis. Zeig mir deinen Privatparkplatz, und ich sage dir, mit wem du umgehst…
    Ich stellte den Citroen zwischen einen Bentley und einen protzigen Cadillac; das waren die billigsten Wagen, die wir entdecken konnten. Wir krochen aus unserer Karre und gingen zum Sandsteinportal, einem wappen- und lakaiengeschmückten Eingang. Aus irgendeinem Grund ließ man uns eintreten, obwohl Bob erst hinterher kam.
    Die Halle war so, wie man es erwarten konnte: Harnische, Hellebarden und federgeschmückte Helme. Alles.
    Wir standen ein bißchen verloren herum und betrachteten den aristokratischen Flitterkram, als Bob uns endlich einholte und uns an rund fünfzig Argusaugen vorbeischleuste zu einer stattlichen Frau in den Vierzigern. Sie schien über unsere Ankunft erfreut zu sein, und Bob stellte uns vor.
    Dies war also die Comtesse d’Estienne d’Orves, gar nicht Übel…
    »Von Ihnen habe ich schon viel gehört«, sagte sie zu mir, »aber es ist mir nie klargeworden, ob Sie nun Pianist oder Politiker sind oder beides zugleich.« Ihre Hand gab meine nur zögernd frei, und ihre merkwürdig intensiv blickenden Augen musterten französisch forschend mein Gesicht und den trotz des Ficks im Auto tadellosen Smoking.
    »Warum Sie meinen, ich sei ein Politiker, ist mir völlig schleierhaft«, sagte ich.
    Bob griff ein:
    »Björn ist ein prominenter Syndikalist und Anarchist mit Schlapphut und Bomben und allem Zubehör, bekannt für seine Brandreden vor Gleichgesinnten, bei denen er für die totale Auflösung agitiert.«
    Bei den anderen Gruppen verstummte plötzlich jedes Gespräch, und mit einemmal standen wir im Mittelpunkt. Die meisten Anwesenden waren bedeutend älter als wir; die Frauen waren in der Mehrheit, rassereine Kunstwerke in den letzten Kreationen der Modekönige von Paris, es gab aber auch einige, die die neue englische Schockmode trugen; durchsichtige Blusen ohne Büstenhalter darunter. Der Effekt war raffiniert.
    Wir mischten uns unter die übrigen Gäste. Ich selbst schlenderte zu den französischen Fenstern, die zum Park führten, mit einem Whisky in der einen Hand und einem dämlichen Sandwich in der anderen. Die Türen zu der weichen Maidämmerung waren geöffnet, und unter dem diffusen Licht der bunten Papierlaternen ging ich auf die Terrasse hinaus. Ich setzte mich auf die Balustrade und sah die anderen Gäste im Saal, die sich in dem großartigen Rokokosaal auf eine Weise bewegten, die an einen alten, gezierten, rituellen Tanz erinnerte: »… in the room three women come and go talking of Michelangelo…«, und wieder befiel mich das sehr bestimmte Gefühl des Fremdseins. Was hatte ich denn eigentlich mit diesen Menschen zu schaffen? Mit diesen Playboys und ihren Ferraris und Rennpferden und Wohnungen im sechzehnten Arrondissement und ihren Villen in

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