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Anthologie - Das Lustbett

Anthologie - Das Lustbett

Titel: Anthologie - Das Lustbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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zum Sadisten:
    »Schlage mich! Prügle mich! Quäl mich! Bitte!«
    Sadist:
    »NEIN!!«
    Das Crescendo stieg, aber noch würde es eine Weile dauern, bis mit dem letzten Akkord die erlösende Explosion…
    Um mich herum: Gesichter verloren in dem gelbweißen Kerzenschein ihr Alter; alt machende Runzeln und Falten wurden geglättet, junge Gesichter wurden mit einemmal erfahren. Unmerkliche Bewegungen an Stoff und Haut, Geraschel wie von totem Laub, fließende undeutliche Bewegungen.
    Am Tisch gab es jetzt schon große Lücken; eine Lücke auch mir gegenüber. Wo ist Harriet? Eben saß sie noch vor mir, jetzt ist sie weg, und unterdessen ist der Baum meiner Wünsche so in die Höhe geschossen. Ich will sie durchbohren mit unkeuschem Blut, das aus der zertrümmerten Sonne hervorspritzt, die ich zwischen meinen Beinen trage.
    Nein, Harriet, verzeih, es ist meine Schuld: Sie ist noch nicht zertrümmert. Du sollst sie zertrümmern, du sollst unsere Tugenden und unseren Hochmut und unsere Laster in die Hand nehmen, und sie wollen wir anbeten, bis wir selbst von den Rädern des Schicksals zermalmt werden!
    Irgend jemand fummelt unter dem Tisch in meinem Schritt herum. Ich selbst fummle in dem Schoß der Spanierin, der in der Dunkelheit unter dem Tisch weit geöffnet ist und sich meinen Fingern darbietet. Ich möchte selbst hinunter und unter dem Tisch einen Fandango spielen.
    Porque para andar conmigo, me bastan mis pensamientos…
    Du hast unrecht gehabt, mein Junge, du hast dich ganz gründlich geirrt.
    Die Hand der Spanierin wühlt in meinem Schritt herum und begegnet der zweiten Hand, die sich ebenfalls in der alles überschattenden Dunkelheit betätigt; beide sind bereit, dem Dürsten-den den Genuß zu spenden. Beide fragen sich, wer die andere wohl sein mag. Der Stuhl stößt mir ins Kreuz, als wir auf den Fußboden gleiten.
    Seide und Tüll, Haut und zwei Zungen und ein Lackschuh gleich neben meinem Ohr. Meine Hände finden eine Taille, suchen sich unter einem Rock (oder ein Kleid, ich weiß das nicht mehr so genau) und finden den Waldrand mit dem Loch im Fleisch. Perserteppiche sind weich wie Seide, wenn sie echt sind, und dieser Teppich ist ebenfalls echt, echt und weich wie die Hand, deren fünf Finger mit zärtlichen Bewegungen versuchen, einem Glied, das schon in voller Freiheit pocht, weitere Steifheit zu verleihen. Ich glaube nicht, daß wir hier unterm Tisch allein sind; ganz in der Nähe sind die Geräusche sich bewegender Leiber zu hören. Die Hand, die meinen Schwanz umklammert hält, arbeitet mit sicheren Bewegungen. Ich frage mich, zu wem die Hand wohl gehören mag, aber es müssen zwei Personen bei mir sein, denn zwei andere Hände halten meinen Kopf tröstend fest, und vorher beim Essen habe ich keinen Gott Schiwa gefunden, der mit seinen sechs Armen zu einem Opferritus bereit gewesen wäre.
    Der Lackschuh neben meinem Ohr stampft den Takt,
    haut aber gelegentlich daneben. Das ist etwas, was ich nicht ausstehen kann, und darum beiße ich kräftig in die Ferse des Beins, das zu diesem Schuh gehört; ein Tritt ist die Antwort. Dies ist der Grund, warum ich heute eine windschiefe Nase habe wie ein Boxer. Der Tritt bereitete mir keine allzu großen Schmerzen, denn die eifrig wichsende Hand an meinem Schwanz bemühte sich aus Leibeskräften, den Knüppel aus Fleisch von einem Knaben oder einem Mädchen zu entbinden, was ihr schließlich zu meiner vollen Zufriedenheit gelang. Auf dem Perserteppich lag jetzt mein Kind, das nie geboren werden würde. Im Nachhinein frage ich mich, ob nicht der gleichzeitige Schmerz meinen Genuß besonders intensiv gemacht hat.
    Ein Feuerzeug flammt wenige Sekunden auf, und ich erkenne die Spanierin, die mit weitgespreizten Beinen auf dem Teppich liegt. Bei diesem Anblick wird mein Schwanz wieder steif und zu neuen Taten bereit. Irgend jemand hat ein paar Stearinkerzen vom Tisch geholt, und wir werden in einer primitiven Dämmerung mit flackernden Schatten festgehalten; die Höhle fängt an zu leben. Vor mir sehe ich ein Paar ausgestreckter Männerbeine, und zwischen ihnen eine kniende blonde Vestalin in der Pose eines Opferritus: Ihr Mund verschlingt gerade einen unbekannten Phallus. Hinter ihr erkenne ich meinen kleinen italienischen Prinzen auf allen vieren (ich darf auf keinen Fall vergessen, daß wir noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen haben); seine Hose ist heruntergelassen. Ich muß raus hier, raus, ich brauche frische Luft. Wo ist Harriet? Ich will dich haben, ich

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