Anthrax
Schichtwechsel zusammen mit Curt die Feuerwache verließ. Curt winkte zum Abschied, wobei er mit seiner Geste eine gewisse Mißbilligung zum Ausdruck brachte. Nachdem sie das Gebäude verlassen hatten, trennten sich auf der Duane Street ihre Wege. »Nach dem morgigen Vormittag muß ich dich zum Glück nie wiedersehen«, murmelte er leise zu sich selbst.
Je weiter der Nachmittag fortgeschritten war, desto mehr war Curt wegen der unmittelbar bevorstehenden Realisierung von Operation Wolverine aus dem Häuschen geraten. Endlich würden sich seine Bemühungen und die langfristige Planung auszahlen; der Countdown war eingeleitet, in weniger als vierundzwanzig Stunden würde die gigantische Operation in Gang gesetzt. Das einzig verbliebene Hindernis war Jack Stapleton, doch dieses Hindernis würde innerhalb der nächsten Stunde beseitigt werden.
Curt warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach fünf; er ging davon aus, daß alle, die den bevorstehenden Auftrag ausführen würden, bereits in Petes Kneipe versammelt waren. Steve hatte am Nachmittag nichts von sich hören lassen – ein sicherer Hinweis, daß alles nach Plan lief. Als Curt um die Ecke bog, fiel ihm ein schmuckloser dunkelblauer Lieferwagen auf, der in der Ladezone vor der Kneipe parkte. Auf der Fahrertür prangte der Name eines Klempners aus Brooklyn. Curt grinste. Es mußte der von ihm angeforderte Wagen sein, daran zweifelte er keine Sekunde. Die Kneipe war fast leer. Anstelle der wehleidigen Country-musik, die ein paar Stunden zuvor im Hintergrund gedudelt hatte, dröhnte jetzt der harte Sound einer Gruppe namens Armageddon aus den Boxen. Curt mußte erneut grinsen. Wie passend, daß seine Leute ausgerechnet diese Musik gewählt hatten.
Carl Ryerson hatte sich vor einer der riesigen, auf einem Tisch stehenden Boxen niedergelassen. Mit seinem schiefen Grinsen und dem Hakenkreuz auf der Stirn umgab ihn eine satanische Aura, die durch die verqualmte Luft und das schummerige Licht in der Kneipe noch verstärkt wurde. »Starke Musik, Captain, findest du nicht?« fragte Carl, dem Curts zufriedenes Grinsen nicht entgangen war. Curt mochte es, wenn seine Truppe ihn mit ›Captain‹ ansprach. Der Titel klang respektvoll und förderte die Disziplin. Er quetschte sich in die Nische und musterte seine Mannschaft. Carl saß ihm direkt gegenüber. Neben ihm saß der rothaarige Kevin Smith. Außerdem waren der etwas zu klein geratene Carl Ebersol und Mike Compisano gekommen. Steve saß rechts neben ihm. Bis auf Curt, der immer noch seine Feuerwehruniform trug, hatten alle T-Shirts an und stellten ihre Tattoos zur Schau. Der Tisch war mit Bierflaschen übersät.
»Sauft nicht so viel!« ermahnte Curt die Skinheads. »Was sollen wir denn sonst tun, wenn wir in einer Kneipe hocken?« konterte Kevin. »Schließlich warten wir schon eine halbe Stunde.«
»Ich habe mich leider ein bißchen verspätet«, rechtfertigte sich Steve.
»Ist das unser Wagen da draußen?« fragte Curt. »Ja«, erwiderte Steve. »Den hat Clark uns organisiert.«
»Wie sieht es mit Waffen aus?« wollte Curt wissen. Steve beugte sich ein wenig vor und flüsterte: »Wir haben im Wagen drei Kalaschnikows und zwei Glocks deponiert. Das müßte mehr als genug sein. Wenn dieser Kerl mit dem Fahrrad unterwegs ist, müssen wir ihn doch einfach nur überfahren.«
»Um auf Nummer Sicher zu gehen, verpassen wir ihm zusätzlich noch ein paar Kugeln«, ordnete Curt an. »Dafür sind wir bestens gerüstet«, versicherte Steve.
»Wo ist Yuri?« fragte Curt. Ihm wurde erst jetzt bewußt, daß ihr russischer Kompagnon noch fehlte. »Keine Ahnung«, erwiderte Steve. »Vielleicht steckt er im Stau.«
Curt sah auf die Uhr. »Haben wir dem Mistkerl nicht gesagt, daß er um Punkt fünf hierzusein hat?«
»Was hältst du davon, schon mal den morgigen Vormittag zu planen?« schlug Steve vor. »Mike weiß bereits, daß wir ihn für einen schnellen Auftrag brauchen.« Mike fuhr am wenigsten auf das typische Skinhead-Outfit ab und war am empfänglichsten für Curts ständiges Drängen, sich nicht so auffällig zurechtzustylen und zu kleiden. Sein blondes Haar war inzwischen ein wenig gewachsen, so daß er im Vergleich mit seinen glatzköpfigen Kameraden beinahe als normal durchgehen konnte.
»Gute Idee«, stimmte Curt zu, doch als sie gerade loslegen wollten, kam der Kellner und nahm die Bestellung auf. Curt orderte eine Bud Light.
»Paß auf!« wandte sich Curt an Mike, nachdem er sein Bier bekommen hatte. Er
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