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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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Straßen gefahren ohne einen anderen Menschen oder ein Auto zu sehen, außer einem Neger, der mit seinem Traktor die aufgeweichte Asphaltstraße hinunterfuhr, und zwei Kindern, die in einen scheinbar verlassenen Dorfladen gingen. Nun erreichten sie ein kleines Städtchen – ausgestorben –, denn es war Mittag und die Sonne flimmerte über den Straßen. Sie mußten anhalten, wußte Miriam, unter dem Vorwand, daß sie etwas Kaltes zu trinken haben wollte. Sie mußte sich davon überzeugen, daß es auch noch andere Menschen gab – hier im Städtchen, in Georgia, auf der Welt.
    Auf einem verlassenen Platz lag ein Mann. Er stütz te sich auf seine Ellbogen, als er das Auto sah und winkte Miriam grinsend zu.
    »Mama, sieh mal da! Wärst du sauer, wenn ich da arbeiten würde?«
    Die Fahrt ging an einem Drugstore vorbei, einem Chrompalast.
    »O Miriam! Fang nicht schon wieder damit an. Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß ich nicht möchte, daß du in einem Drugstore arbeitest, wenn wir zurück sind!«
    Ihre Mutter suchte eine Parklücke und drehte eine Runde über den Platz. »Warum, meinst du, habe ich dich wohl auf die High School geschickt? Ich wollte, daß du in diesem Sommer zu Katie Gibbs gehst, und im Herbst einen Job annimmst. Welche Art Jungs, denkst du, kannst du im Drugstore kennenlernen? Du weißt, ich möchte, daß du für den Rest deines Lebens nicht mehr zu arbeiten brauchst. Alles, was du zu tun hast, ist, einen guten Job zu finden. Du wirst einige nette Jungs kennenlernen, vielleicht aus deinem Büro, und heiraten. Dann brauchst du nicht mehr zu arbeiten.«
    Sie parkte den Wagen, stieg aus und strich ihr Kleid glatt. Sie standen unter den Straßenbäumen und diskutierten.
    »Ich wollte ja schon längst deine netten Leute kennenlernen, Mama, aber ich hatte nie was rechtes zum Anziehen.« Das Mädchen vertraute dem alten Argument. »Ich wollte ein paar schicke Kleider und einen Wagen. Ich kenne ein Geschäft, wo man nur Vierzig-Dollar-Raten im Monat zu bezahlen braucht; im Drugstore würde ich in einer Woche fünfunddreißig verdienen.«
    »Und es alles verprassen, wie ich annehme. Wie oft muß ich dir noch erklären, daß die besseren Leute nicht an Orten wie diesen zu arbeiten pflegen. Ich habe dich aufgezogen, gefuttert, gekleidet, alles für dich getan, seitdem dein Vater gestorben ist, und nun, wenn ich möchte, daß du eine gesicherte Zukunft hast, wirfst du alles über den Haufen für ein paar verrückter Kleider!«
    Ihre Lippen zitterten. »Trotzdem ich todkrank bin, mache ich mit dir eine herrliche Reise und gebe dir die Chance, Schreibmaschine und Steno zu lernen, damit du eine gute Zukunft hast.«
    »Ach, Mama!« Das Mädchen stieß unruhig mit dem Fuß gegen die Bordsteinkante, seufzte und sagte die Worte, die die Diskussion beenden würden: »Es tut mir leid. Mir wird es im Drugstore gefallen, glaube ich, wenn ich erst einmal angefangen habe.«
    Beleidigt und entschlossen ging die Mutter voran. Mit viel zu hohen Absätzen umrundete sie den Platz. »Hauptsache, man ist ein anständiges Mädchen. Wenn die Jungs dich hinter einer Theke sehen, könnten sie leicht auf falsche Gedanken kommen. Sie könnten meinen, sie hätten leichtes Spiel, und versuchen, es auszunutzen.«
    Quer über die Straße lag ein Strohsack in der Sonne. Ein Junge beobachtete sie und rief etwas.
    »Beachte ihn nicht!« sagte die Mutter. »… und wenn die Jungs erst einmal wissen, daß du ein anständiges Mädchen bist, wird eines Tages einer kommen, der dich heiraten möchte. Vielleicht ein großer Geschäftsmann oder ein Bankier, wenn du eine gute Stenotypistin bist. Aber wenn ein Mann denkt, er könnte dich ausnutzen«, ihre Augen hatten plötzlich einen raffinierten Ausdruck, »wird er dich nie heiraten. Du mußt vorsichtig sein. Laß nicht immer die Jungs mit irgend etwas gehen. Wie bei einer Verabredung, mache immer …«
    »Oh, Mama!« rief Miriam beleidigt.
    »Tut mir leid, Schätzchen, aber ich möchte so gerne, daß du ein anständiges Mädchen bleibst. Hörst du mir überhaupt zu, Miriam?«
    »Mama, die Dame da scheint mich zu rufen. Die vom Park da drüben. Was denkst du, was sie will?«
    »Ich weiß nicht. Nun steh nicht hier rum. Sie sieht wie eine bessere Dame aus. Geh hin und sieh nach, ob du ihr helfen kannst. Ich glaube, sie nimmt ein Son nenbad. Aber es sieht ulkig aus, als wenn sie im Bett läge. Frag sie, Mirry, beeil dich!«
    »Würden Sie mich bitte in den Schatten hinüberrücken?« Die Frau,

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