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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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anscheinend eine der besseren Damen der Stadt, lag auf einer dünnen Matratze. Der Schatten des Baumes, unter dem sie ruhte, war mit der Sonne weitergewandert und ließ sie in der Hitze zurück. Unbeholfen zerrte Miriam an den Enden der Matratze und zog sie in den Schatten.
    »Und mein Wasser und meine Medizin auch, bitte?«
    »Ja gerne. Stimmt irgend etwas nicht?«
    »Nun«, die Frau zählte die gesammelten Familienleiden an ihren Fingern auf, »es begann mit Krämpfen und – Sie wissen schon – Frauenleiden. So weit, so gut. Nun dröhnt mir der Kopf die ganze Zeit über und ich habe Schmerzen in meiner linken Seite, kein Ziehen, sondern mehr eine Art Kribbeln.«
    »Oh, das ist unangenehm!«
    »Hat Ihre Mutter jemals diese Art Leiden gehabt? Was hat der Arzt verordnet? Was würden Sie dagegen tun? Kennen Sie jemand, der etwas Ähnliches hat? Ja, kennen Sie jemand? Dieser Schmerz! Er beginnt an meinen Rippen und zieht sich nach unten, im Zickzack …«
    Miriam suchte das Weite.
    »Mama, ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte kein Eishörnchen. Laß uns hier verschwinden, bitte!«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, Liebling, dann möchte ich eine Cola trinken.«
    Ihre Mutter machte es sich auf einer Bank bequem.
    »Ich fühle mich nicht so richtig … mein Kopf …«
    Sie gingen in den Drugstore. Hinter dem Chrom und den verspiegelten Fenstern sah es aus, wie in jedem Drugstore, den sie in den kleinen Städten entlang der Ostküste gesehen hatten: kalt, unfreundlich, dunkel und schmutzig im Hintergrund. Sie saßen an einem der kleinen hölzernen runden Tische und eine unausgeschlafene Kellnerin erkundigte sich nach ihren Wünschen.
    »Was sagten Stanny und Bernice, als du ihnen sagtest, daß wir auf die große Reise gehen?« Miriams Mutter schlürfte ihre Cola und atmete schwer.
    »Och, sie fanden es O. K.«
    »Nun, ich nehme an, daß du ihnen alles erzählst, wenn wir zurück sind. Nicht jedes junge Mädchen hat die Gelegenheit, alle diese historischen Denkmäler zu sehen. Ich wette, Bernice ist noch nie in Manassas gewesen!«
    »Ich glaube nicht, Mama.«
    »Ich glaube, Stanny und diese Mrs. Fyle werden sehr beeindruckt sein, wenn du ihnen erzählst, wo wir überall waren. Ich wette, Mrs. Fyle könnte Toby niemals dazu bewegen, mit ihr irgendwohin zu gehen. Allerdings verstehen sie sich auch nicht so gut, wie wir zwei.«
    »Ich glaube nicht, Mama.« Das Mädchen leckte an der Spitze seines Eishörnchens, um zu verhindern, daß das Eis auf das Kleid heruntertropfte.
    Im Hintergrund hielt eine junge Frau in schmutzigen weißen Shorts die Hand ihres Babys und sprach mit der Kellnerin. Das ungefähr zwei Jahre alte Baby saß auf grauen, fleckigen Windeln im Flur.
    »Bald ist dein Geburtstag, nicht wahr?« Sie tätschel te die Hand des Babys. »Oh, du solltest mein weißes Kleid sehen, Anne, ich wünschte, ich brauchte nicht mehr so lange zu warten. Anne, wie war es?«
    Die junge Frau sah mit dem gelangweilten Gesicht einer Verheirateten, die nicht mehr über solche Dinge spricht, weg.
    »Mary war vorige Woche hier, allerdings nur für ein paar Tage. Erzähle es aber keinem; sie wird natürlich Harry nächste Woche heiraten, aber sie wollte IHN noch einmal sehen …«
    Die junge Frau bewegte einen Fuß und traf unglücklicherweise das Baby. Es fing an zu weinen, sie half ihm auf ihren Schoß und sprach zu ihm. Vorne im Laden hörte Miriam das Baby schreien und sprang auf.
    »Mama, komm jetzt! Wir werden nicht nachts nach Richmond fahren, das wäre nur verlorene Zeit.«
    Ihre Mutter, die sich mit einem Strohhalm im ge schmolzenen Eis ihres Pappbechers beschäftigte, erhob sich. Sie warf ein paar Cents neben die Kasse und ging.
    Sie spazierten wieder um den Platz herum und ignorierten dabei die drei Leute, die im Gras lagen, ihnen heftig zuwinkten und etwas riefen. Miriam stieg ins Auto.
    »Mama, komm endlich!« Ihre Mutter stand vor der Vordertüre und rüttelte am Türgriff. Miriam rutschte hinüber, um die Türe von innen zu öffnen. Sie drehte den Griff ungeduldig, als sie den Oberkörper und das Gesicht ihrer Mutter langsam am Fenster hinunter und auf den Bürgersteig gleiten sah.
    »Oh, ich wußte , daß wir nie hätten hierherkommen sollen!« Es klang gequält und ärgerlich. Mit rotem Gesicht und voller Wut stieg sie aus dem Wagen und rannte um ihn herum, um ihrer Mutter zu helfen.
    Die kranken Leute im Park richteten sich auf. Von allen Seiten kamen Männer und Frauen. Autos hielten und immer mehr Leute

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