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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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wissen. Ich habe mich nicht mehr so wohl gefühlt, seit du neun warst.«
    »Mama, ich denke, wir sollten hier verschwinden. Manches hier stimmt nicht …«
    »Die Leute sind aber in Ordnung. Zwei Frauen brachten mir heute morgen eine Fleischbrühe.«
    Miriam hätte am liebsten ihre Mutter gepackt und so lange geschüttelt, bis sie ihr Bettzeug genommen hätte und mit ihr davongelaufen wäre. Sie gab ihr einen Abschiedskuß und ging wieder zurück zum Laden. Beim Essen unterhielten sich zwei Verkäuferinnen.
    »Ich höre nächste Woche auf; ich möchte Harry Phipps bald heiraten und ich hoffe nur, daß es nicht so lange dauern wird. Manchmal muß man drei Jahre warten.«
    »O du hast Glück, Donna; du wirst nicht lange warten brauchen!«
    »Ich habe etwas Angst. Ich frage mich, wie es sein wird!«
    »Tja, wie wird es wohl sein? Ich beneide dich!«
    Miriam war es aus irgendeinem Grunde kalt. Sie ging hinter den beiden her zu ihrem Ladentisch und begann, die Süßwaren sorgfältig einzuräumen.
    In der Nacht ging sie über die Straße, auf der sie gekommen waren, zum Stadtrand. An dem Schild, das die Stadtgrenze anzeigte, standen zwei finstere Gestalten. Sie hatte Angst, näher heranzugehen und lief schließlich wieder zurück in die Stadt. Sie trödelte einige Zeit an der Bushaltestelle herum und überlegte, wieviel wohl ein Fahrschein zur Stadt hinaus kosten würde. Aber natürlich konnte sie ihre Mutter nicht einfach zurücklassen. Sie suchte das Auto, das sie auf dem Platz geparkt hatten, als Tommy Clark kam.
    »Zeit, nach Hause zu gehen, nicht?« sagte er und dann gingen sie beide.
    »Mama, ob du’s glaubst oder nicht – aber es ist fast unmöglich, aus diesem Nest hinauszukommen!« sagte Miriam eine Woche später zu ihrer Mutter.
    »Reg dich nicht auf. Ich weiß, es ist hart für dich, daß du in dem Diskontladen arbeiten mußt, aber es ist ja nicht für immer. Warum schaust du dich nicht mal nach einem besseren Job um?«
    »Mama, das meine ich nicht. Ich möchte nach Hau se! Hör mal – ich habe eine Idee. Ich nehme die Wagen schlüssel aus deiner Tasche hier, und heute nacht, be vor sie euch alle ins Gemeindehaus zum Schlafen schicken, laufen wir zum Auto und hauen ab!«
    »Liebes«, sagte ihre Mutter sanft, »du weißt doch, daß ich mich nicht bewegen kann.«
    »Kannst du es denn nicht einmal versuchen ?«
    »Wenn ich ein wenig kräftiger bin, versuchen wir es vielleicht. Mrs. Pinckney kommt morgen und bringt mir Kräutertee von ihrer Tochter. Der wird mich ein bißchen aufpäppeln. Hör mal – kannst du es nicht so einrichten, daß du morgen auch hier bist? Sie hat nämlich den bestaussehendsten Sohn der Stadt. Miriam – du kommst hierhin und sagst mir ›Auf Wiedersehen‹.«
    Tommy Clark lud Miriam nun öfters zum Essen ein. Sie gingen zusammen ins Kino und gingen Hand in Hand in der unbeschreiblich rosafarbenen Dämmerung spazieren.
    Beim zweiten Treffen hatte Tommy versucht, sie zu küssen, aber sie hatte gesagt: »Oh, Tommy, ich kenne eure Sitten hier nicht«, denn sie wußte, daß es nicht gut war, einen Jungen zu küssen, den sie nicht genau kann te. Während sie Tommy ihr halbes Erdnuß-Sandwich gab, sagte Miriam: »Können wir nicht heute abend auf die Veranstaltung gehen? Die American Legion spielt.«
    »Heute nicht, Mädchen. Margy ist fällig.«
    »Was meinst du mit: ›ist fällig‹?«
    Tommy errötete. »Och, du weißt schon!«
    An diesem Nachmittag holte Tommy sie von der Arbeit ab und sie gingen zur Geburtstagsparty von Hermann Clarks ältester Tochter. Margy wurde achtzehn. Am Ende der Party, gerade als es dunkel wurde, verließ Margy, die in strahlendes Weiß gekleidet war, mit ihrer Mutter das Haus.
    »Ich bringe dir morgen früh etwas zu essen mit dem Wagen«, sagte Clark. »Paß auf dich auf!«
    »Wiedersehen!«
    »Tschüß!«
    »Fröhliches Warten, Margy!«
    »Tommy, wo geht Margy hin?« Etwas an der Party und in Margys Augen ängstigten Miriam.
    »Du weißt schon. Wo sie alle hingehen. Aber mach dir keine Gedanken«, Tommy hielt ihre Hand, »sie kommt bald zurück. Sie ist in Ordnung.«
    Am nächsten Tag im Park flüsterte Miriam ihrer Mutter ins Ohr: »Mama, wir sind nun schon einen Monat hier. Bitte, wir müssen verschwinden. Würdest du bitte versuchen, mit mir zu gehen?« Sie kniete sich neben sie und sprach eindringlich. »Das Auto ist weg. Ich war gestern nacht da, um zu sehen, ob noch alles in Ordnung ist – und es war verschwunden! Mir kam so eine Idee – wenn wir es

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