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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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statische Elektrofelder, simple Kugelblitze eben. Ich weiß es genau, ich habe sie gesehen.«
    Die Aufmerksamkeit der beiden Wissenschaftler erwachte; der Groll von Graves und Eisenbergs Belustigung wichen der Neugier.
    »Sie haben sie gesehen? Wo?«
    »Auf dem Golfplatz in Hilo, im letzten März. Ich war …«
    » Dieser Fall! Es war eines der Vorkommnisse, bei denen Personen verschwanden!«
    »Ja, natürlich. Ich wollte soeben davon erzählen. Ich stand also gerade in einer Sandmulde, als ich aufblickte …«
    Ein klarer milder Tag. Wolkenlos, normale Barometerwerte, leichte Brise. Nichts deutete auf atmosphärische Störungen hin, keine Sonnenflecken, kein Rauschen im Radio. Ohne Warnung schwärmten plötzlich ein halbes Dutzend oder mehr riesige Feuerbälle über den Golfplatz, Kugelblitze von unglaublicher Größe; sie bewegten sich in einer Art militärischer Formation, die von einigen Beobachtern sogar als mathematisch exakt beschrieben wurde – viele andere jedoch bestritten diese Behauptung.
    Eine Golfspielerin, Touristin aus den Vereinigten Staaten, schrie auf und lief davon. Aus dem Flügel der Formation löste sich der am nächsten befindliche Kugelblitz und näherte sich der Frau. Niemand hätte sicher sagen können, ob das Ding sie wirklich berührte – selbst Blake war nicht sicher, obwohl er den Vorgang genau beobachtet hatte – aber als der Kugelblitz an der Frau vorüber war, lag sie tot auf dem Rasen.
    Ein örtlicher Mediziner verbreitete, er habe bei der Leiche eindeutige Zeichen elektrolytischer Blutgerinnung festgestellt, aber der Ausschuß, der sich mit der Angelegenheit beschäftigte, schloß sich der Meinung des Polizeiberichts an, der als Todesursache Herzversagen angab, eine Version, die von der dortigen Behörde für Handel und Tourismus kräftig unterstützt wurde.
    Jener Mann, der verschwand, hatte nicht versucht fortzulaufen; das Schicksal ereilte ihn, wo er stand. Es war ein Mischung, ein Umstand, der es der Presse erleichterte, seinen Namen zu unterschlagen; nicht ein Bericht erwähnte ihn.
    »Er stand auf dem Rasen«, erzählte Blake, »nicht mehr als dreißig Meter von mir entfernt, als die Feu erbälle auftauchten. Zwei davon schwebten direkt über mir. Meine Haut begann zu prickeln, die Haare standen mir zu Berge. Es roch nach Ozon. Ich rührte mich nicht …«
    »Das hat Sie gerettet«, vermutete Graves.
    »Nein«, sagte Eisenberg. »Der trockene Sand hat ihn geschützt.“
    »Bill, Sie sind ein Narr«, meinte Graves müde. »Diese sogenannten Kugelblitze zeigen alle Anzeichen intelligenten Handelns.«
    Blake fragte: »Mit welcher Begründung nehmen Sie das an, Doktor?«
    »Das spielt im Augenblick keine Rolle. Bitte berichten Sie weiter.«
    »Hmm. Also, sie schwebten über mir. Der Mischling befand sich genau in Flugrichtung einer der Kugeln. Ich glaube, er bemerkte es gar nicht, er wandte ihr den Rücken zu, wissen Sie. Die Kugel erreichte ihn, hüllte ihn ein und flog weiter – und der Bursche war verschwunden.«
    Graves nickte. »Das stimmt mit den Zeitungsberichten überein. Seltsam, daß man Ihren Namen nicht erwähnt hat.«
    »Ich hielt mich im Hintergrund«, sagte Blake kurz. »Reporter kann ich nicht leiden.«
    »Hmmm. Haben Sie den Zeitungsberichten etwas hinzuzufügen? Waren sie lückenhaft?«
    »Daran entsinne ich mich nicht. Haben die Berichte den Sack mit Golfschlägern erwähnt, den er bei sich trug?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sie wurden später am Strand gefunden, sechs Kilometer entfernt.«
    Eisenberg straffte sich. »Das ist eine Neuigkeit«, sagte er. »Ist Ihnen bekannt, ob man feststellen konnte, aus welcher Höhe sie gefallen sind? Waren sie zerbrochen oder beschädigt?«
    Blake schüttelte den Kopf. »Sie hatten keine Schramme, und der Sand war nicht aufgewühlt. Aber sie waren – eiskalt.«
    Graves erwartete, daß der Kapitän seinen Bericht fortsetzen würde, aber Blake schien nicht die Absicht zu haben; so erkundigte er sich: »Und was halten Sie davon?«
    »Ich? Ich halte nicht viel davon.«
    »Wie erklären Sie sich den Vorgang?«
    »Überhaupt nicht. Ein unklassifiziertes elektrisches Phänomen. Allerdings, wenn Sie eine recht grobe Einschätzung hören wollen, möchte ich sie Ihnen nicht vorenthalten. Dieser Kugelblitz besteht aus einem statischen Elektrofeld hohen Potentials. Es verschluckte den Mischling, welcher vom Erdboden verschwand wie ein Gummiball, der in die Höhe springt, und schleppte ihn fort. Das war für den Mann ein fliegender

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