Anthropofiction
und sie enthalten mehr Wissen in besserer Form als ich euch vermitteln kann. Ihr hattet es nicht nötig, mich wieder einzufangen!«
»Noch die Absicht; du warst frei, uns jederzeit zu verlassen, wenn du wolltest, Lane – ich dachte, das hättest du immer gewußt.« Ajub schüttelte den Kopf, daß die großen Speere auf seinem Rücken rasselten. »Physisch bist du für uns nur ein Kind, weißt du, und du brauchtest Schutz; wir dienten nur als deine Leibwache die Flußufer hinunter. Wenn wir es nicht getan hätten, hätten jene Krieger in ihren Kanus dich auch gefangen. Und nachdem du aufgefunden worden bist, krank und von uns phantasierend, bin ich natürlich geblieben.«
Lane hätte wissen müssen, daß nur Ajubs Volk die Boote in dieser Entfernung vom Ufer ohne Flintengeräusch hatte zerstören können; aber seitdem hatte er keine Zeit gehabt, über den Vorfall nachzudenken. Er fühlte die empfindliche vernarbte Haut an seiner Stirn, schnitt eine Grimasse und zuckte die Schultern.
»Ihr hättet die Wilden ebensogut gewähren lassen können – dann hätte ich euch nicht an die Weißen verraten können! Nun, bring es hinter dich!«
»Was?«
»Deine Rache. Deshalb bist du geblieben, nicht wahr? Ich glaube, ich würde dasselbe tun. Du mußt also nicht noch vor der Exekution ein Urteil fallen.«
Eine Minute lang starrte Ajub ihn verständnislos an, während ein fast menschliches amüsiertes Grinsen sein Gesicht überzog. »Nein, Harvey Lane; ich bin geblieben, um dir Anweisung zu geben wie du uns finden kannst, wenn du es je einmal wünschst. Hier, ich habe dir – so gut ich es konnte – eine Karte mit dem neuen Weg aufgezeichnet. Nun laß mich dich nach Hause zu deinen Freunden tragen, bevor ich zu den meinen zurückgehe.«
Er hob Lane auf wie er ein Kind behandelt hätte, warf ihn leicht über seine riesige Schulter und trottete den Pfad hinab, mit der anderen Hand beim Laufen den Boden berührend. Und langsam, zum erstenmal seit Tagen, entspannte sich der Mann, psychisch sowohl als auch physisch.
»Ajub«, sagte er leise ins Ohr des Affen, »du hast die Richtungen verwechselt. Nach dieser Karte, die du gezeichnet hast, sind meine Freunde nördlich von hier – ein ganzes Stück nördlich.«
Er hörte den Häuptling plötzlich kichern, fühlte den starken alten Körper sich umdrehen und in der selben mühelosen Gangart, die ohne Hast die Meilen verschlang, die andere Richtung verfolgen. Dann schlief er friedlich, den Kopf halb vergraben in dem grau-roten Fell unter sich. Ajub lächelte breit und bewegte sich sacht, aber der Abstand zwischen ihnen und der Heimat verringerte sich.
Dominante Spezies
Hier stehen wir: an der Spitze, wir, die dominierende Spezies auf diesem Planeten, dem dritten unserer Son ne. Lange Zeit haben wir uns das selbst erzählt; angefangen von der Schöpfungsgeschichte in der Bibel bis hin zu Linnaeus, dem Mann, der als erster versuchte, sämtliche Geschöpfe der Erde und deren Beziehungen untereinander zu klassifizieren. Wie diese Beziehungen aussehen, zeigt Ralph W. Dexter anhand eines graphischen Beispiels: Der ›Eltonschen Pyramide‹.
Ein Blick auf diese Pyramide muß ein Gefühl der Befriedigung hervorrufen. Unten mag es sich um einen Kampf handeln, der mit Zähnen und Krallen ausgefochten wird, aber dort oben an der Spitze kocht und ißt der Mensch die Körper oder trägt die Häute aller Geschöpfe, die auf einer tieferen Ebene stehen. Was aber ist – fragt Robert A. Heinlein – wenn wir in Wirklichkeit eine Stufe tiefer stehen, als wir glauben, und es eine verborgene Ebene in der Pyramide über der des Menschen gibt, und wir uns dieser überhaupt nicht gewahr sind? ›Goldfischglas‹ schlägt eine erschreckende Antwort dieser Frage vor.
Damon Knight wirft in ›Bürger zweiter Klasse‹ dieselbe Frage auf. Wir Menschen stehen an der Spitze der Pyramide; nun gut, aber das Fundament ist unsicher und schlüpfrig. Würden wir heruntergestoßen, könnten wir dann mit den Tieren auf den tieferen Stufen konkurrieren?
Vielleicht ist die Erde selbst nur eine Stufe in einer größeren, kosmischen Pyramide …
Ralph W. Dexter
Eltonsche Pyramide
Ein
Mensch
Aß Seehund
Gespießt aus der Herde
Die von Kabeljau lebend und Flunder
Durchstreift die Wasser des Atlantischen Ozeans
Auf dessen Grund diese Fische ständig pflegen zu suhlen
Zur Beute fallen ihnen zahlreiche Schnecken, Krustentiere und Seeigel
Die an den üppigen Stöcken der Muscheln und
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