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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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welche die Abfallstoffe seines Körpers beseitigte. Aber er verwarf die Hoffnung sofort; der Vorgang, den er nicht begriff, beruhte offenbar auf einem unbekannten Prinzip der Absorption – die Zelle säuberte sich selbsttätig. Eisenberg war erstaunt.
    Bald darauf schlief er wieder ein.
    Als er erwachte, hatte nur etwas sich verändert: Wasser und Nahrung waren erneuert worden. Die Wachperiode, die etwa dem Zwölfstundenrhythmus entsprach, verging wiederum ohne Zwischenfall; er blieb seinen unruhigen, nutzlosen Grübeleien überlassen.
    Und der nächste Tag. Und der übernächste.
    Er beabsichtigte schließlich, lange genug wach zu bleiben, bis er beobachten konnte, auf welche Weise Wasser und Nahrung in die Zelle gelangten. Er unternahm große Anstrengungen und wandte drastische Mittel an, um nicht einzuschlafen. Er biß sich auf die Lippen, er biß sich auf die Zunge. Er kniff sich in die Ohrläppchen und kratzte sie mit den Fingernägeln auf. Er konzentrierte sich auf schwierige Gedankenspiele.
    Umsonst. Der ermüdete Organismus schaltete einfach ab; beim Erwachen fand er die Lebensmittel wieder erneuert.
    Den Perioden des Wachens folgte der Schlaf, aus dem er stets hungrig und durstig erwachte, um seine Bedürfnisse zu befriedigen und wieder zu schlafen. Es war nach dem sechsten oder siebten dieser Tage, als er zu dem Schluß kam, daß die Führung irgendeines primitiven Kalenders für die Erhaltung seiner geistigen Gesundheit notwendig war. Außer den Schlafperioden gab es keine Möglichkeit, sich zeitlich zu orientieren. Sie unterschieden für ihn Tag und Nacht, obwohl eine Übereinstimmung langst nicht mehr gegeben sein muß te. Er hatte keine Mittel, Notizen anzufertigen, außer seinem Körper. Und er benutzte ihn.
    Ein von der Großzehe abgerissenes Stück Nagel ergab eine grobe Nadel. Ständiges Einritzen der Haut verursachte eine rote Narbe, wenn es an derselben Stel le geschah, und sie hielt ein oder zwei Tage an und konn te wieder nachgezogen werden. Sieben Narben ergaben eine Woche.
    Auf diese Weise bedeckte er alle zehn Zehen mit Narben – ein erheblich längerer Zeitraum des Wartens, als er vermutet hatte warten zu müssen.
    Er hatte die zweite Serie von Narben – am Ringfinger der linken Hand – beendet, als seine Einsamkeit unterbrochen wurde. Als er mißgestimmt erwachte, bemerkte er plötzlich und in übermächtig aufschäumender Freude, daß er nicht mehr allein war!
    Neben ihm schlief eine menschliche Gestalt. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß er wirklich hellwach war – seine Träume neigten in dieser Eintönigkeit schon lange dazu, ihm böse Streiche zu spielen – pack te er den Schlafenden an der Schulter und schüttelte ihn.
    »Doc!« schrie er. »Doc! Aufwachen!«
    Graves schlug die Augen auf, blinzelte verstört, setzte sich auf und streckte die Hand aus.
    »Hallo, Bill«, meinte er. »Ich bin verdammt froh, Sie zu sehen.«
    »Doc!« Eisenberg faßte den Mann unter den Schultern und half ihm auf die Beine. »Doc! Um Himmelswillen! Sie glauben nicht, wie froh ich bin.«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Wo haben Sie gesteckt? Wie kommen Sie hier herein? Haben die Kugelblitze Sie auch geschnappt?«
    »Eins nach dem andern, Junge. Erst wollen wir etwas essen.«
    Diesmal war eine doppelte Ration Wasser und Nahrung bereitgestellt. Graves nahm eine Wasserkugel, musterte sie fachmännisch und trank, ohne einen Tropfen zu verlieren. Eisenberg beobachtete ihn verständnisvoll.
    »Sie sind schon einige Zeit hier.«
    »Stimmt.«
    »Haben die Kugelblitze uns gleichzeitig entführt?«
    »Nein.« Graves langte nach dem Essen. »Ich kam die Kanaka-Säule herauf.«
    »Was!«
    »Wirklich. Tatsache, ich wollte Sie suchen!«
    »Das ist doch Unsinn!«
    »Aber es ist wahr. Es scheint, meine wilden Vermutungen waren richtig; die Säulen und die Kugelblitze sind Resultate ein und derselben Ursache – X!«
    Es schien, als könne man in Eisenbergs Kopf Windmühlen surren hören.
    »Aber, Doc … hören Sie, das heißt, daß Ihre gesam te Hypothese korrekt war. Jemand ist verantwortlich für das hier. Jemand hat uns hier eingesperrt.«
    »Stimmt.« Graves kaute langsam. Er wirkte müde, älter und hagerer als Eisenberg ihn in Erinnerung hatte. »Offensichtlich intelligente Mächte. Wußte es schon immer. Keine andere Erklärung.«
    »Aber wer ?«
    »Hmmm …«
    »Eine ausländische Macht? Werden wir mit einer neuen gefährlichen Waffe angegriffen?«
    »Pfft! Meinen Sie, die Japaner, nur als Beispiel,

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