Anthropofiction
einem Zischen drang aus dem Lautsprecher. Nach einem Augenblick legte Craven seine Zigarette weg und betätigte den Kanalwähler. Auf keinem Kanal war etwas, außer auf Nr. 13, wo für einen Augenblick ein graues Bild erschien und verschwand.
Craven starrte auf das Gerät, fühlte sich plötzlich erschreckt. Wenn mit dem Gerät etwas nicht stimmte, warum würde dann auf Kanal 13 –?
Er entdeckte daß er zitterte. Ohne daß er versuchte zu verstehen, was er tat, riß er sich Hemd und Hosen herunter. Nackt bis auf seine Schuhe lief er zum Schrank, riß Maske, Flossen, Luftflaschen und Regler heraus.
Der Himmel war klar und leer, als er zum Pier hi nunterlief, nicht einmal ein Flugzeug in Sicht. Craven schlüpfte in seine Ausrüstung, schnallte sie hastig zu. Er blickte hinüber zur Boje, die die Unterwasserstation markierte, dann ließ er sich ins Wasser fallen.
Auf halbem Weg zur Station, in vier Meter Tiefe schwimmend, wußte Craven, daß er recht gehabt hatte. Plötzlich erschien eine zischende Form über ihm, und aufblickend, wie gelähmt, sah er einen Schauer golde ner Funken, die, jeder in einer wilden Wolke von Bla sen, hinabsanken. Einer kam so nahe, daß er seine Hitze auf seiner Haut spüren konnte. Er wandte sich von ihm weg, starrte ungläubig, als er achtzehn Meter tiefer auf den Grund sank.
Überall sanken die goldenen Funken in den Sand, jeder durch einen kochenden Strom von Blasen gekennzeichnet. Das Wasser erschien etwas wärmer.
Es drang in Cravens überwältigten Verstand, daß die Sache, die nicht geschehen durfte, geschehen war. Jemand hatte die Waffen angewandt, deren Anwendung zu schrecklich war.
Die Unterwasserstation lag in dreißig Metern Tiefe, so tief, wie sie gebaut werden konnte, ohne die Kuppel zu überlasten. Sie stand auf einem Felsvorsprung im tiefen Wasser, und obwohl mehrere goldene Funken um sie herumgefallen waren, schien keiner die Kuppel getroffen zu haben. Craven schwamm zur Schleuse, ließ sich hineingleiten und saß, sich selbst umarmend da, von Kälte geschüttelt, während Luft langsam die Kammer füllte.
Im Innern starrte er wild durch die verlassene Kuppel – die zwei Kojen, die Aufnahmeinstrumente, Regale mit Ausrüstungsgegenständen. Die Luft schien erdrückend warm, und er bückte sich, um auf das Thermometer zu schauen, bereit, die Luftzufuhr von der Oberfläche abzuschneiden und die Tanks zu öffnen. Aber die Temperatur war normal.
Er hörte sich selbst laut sagen: »Mein Gott, was soll ich tun?«
Informationssplitter von anderen Fernsehübertragungen kamen in seinen Verstand zurück. Die infernalischen kleinen Kügelchen würden noch für Monate Hitze ausstoßen. Und dies konnte nur eine zufällige Streuung gewesen sein. Auf dem Festland, in den bevölkerten Gebieten, mußten sie dicht wie Hagel gefallen sein. Überall, wo sie fielen, würde das Land bald zu heiß zum Leben sein. Nur der Ozean konnte so viel Hitze ableiten.
Es gab einen Kompressor hier in der Station und einen gezeitengetriebenen Bereitschaftsgenerator; er konnte seine Flaschen unbegrenzt wieder auffüllen; aber wie war es mit der Nahrung, nachdem das Dosenzeugs in den Regalen aufgebraucht sein würde?
Fisch.
Craven fühlte sich überaus schwach, aber er konnte nicht ruhig bleiben. Er richtete seine Maske und sein Mundstück wieder und ging durch die Luke hinaus.
Es schienen nicht mehr von diesen Kügelchen auf dem Grund zu liegen als vorher, und es fielen keine. Craven nahm seinen Mut zusammen und schwamm zur Oberfläche. Wassertretend schob er seine Maske hoch und starrte hinüber zur Insel.
Die Laboratorien standen in Flammen. Der Berg hinter ihnen war eine Masse aus gelblichweißem Rauch; die ganze Insel war entflammt.
Der Himmel schien leer, aber Craven konnte seine gigantische blaue Starre nicht ertragen. Er senkte seine Maske und tauchte wieder.
Unten in den klaren blauen Tiefen hörte Craven das hochtönige Schnattern eines Delphingesprächs, und ein- oder zweimal sah er ihre grauen Umrisse vorbeiflitzen. Ein Schwarm dicker Blaufische schwamm in sein Blickfeld. Craven starrte auf sie, dann schwamm er ihnen nach.
In der Station waren Harpunen, aber er hatte nicht daran gedacht, eine mitzunehmen. Er schwamm zu den Fischen, griff wirkungslos mit seinen Händen zu, aber sie verteilten sich leicht um ihn herum.
Ich muß lernen, sagte ihm Cravens Verstand. Dies ist jetzt mein Element, die See – Ich muß mir beibringen …
Etwas großes Graues schwamm zu ihm herauf. Craven
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