Anthropofiction
eignen sich sein Wissen an, übertref fen es auf eine typisch primitive Art – um bessere Mittel der Zerstörung zu konstruieren – und vernichten so den tatsächlich höherstehenden Neanderthaler, wie sie es mit jeder anderen Kreatur gemacht haben, die ihnen je über den Weg lief!«
»Aber nichtsdestotrotz – der Cro-Magnon hat gewonnen. Sie müssen zugeben, daß das ein Indiz der Überlegenheit ist!«
Professor Putnam zuckte wieder die Achseln. »Wenn ich es täte, müßte ich die angeborene Überlegenheit eines jeden Haifisches, der je einen schwimmenden Menschen gefressen hat, zugeben. Es ist die Überlegenheit des Tieres in seiner natürlichen Umgebung. Falls meine These richtig ist, war der Cro-Magnon ein besserer Wilder. Seine Vergangenheit als zivilisiertes Wesen ist bestimmt nicht dazu angetan, besonders damit zu prahlen …«
»Aber das ist doch alles idiotisch!« schrie Präsident Grosvenor. »Wir verlieren Zeit, indem wir über kom pletten Unsinn debattieren. Worum es geht, ist: Wer den Sie Ihr gegenwärtiges Experiment abbrechen oder nicht? Das wird mich der Aufsichtsrat bald fragen, und ich bin hierhergekommen, um Ihre Zusicherung, daß Sie es beendigen werden, einzuholen!«
Philo Putnam holte tief Luft. Bevor er antwortete, blickte er in die besorgten Gesichter von Oscar Felzen und Miss Kalish. Er lächelte ihnen kurz zu und ging gedankenverloren zu den Brutkästen hinüber.
Er starrte durch die durchsichtige Oberfläche des ihm nächststehenden Kastens und sagte: »Es tut mir sehr leid, Herr Präsident, aber das kommt nicht in Frage. Ich möchte nicht unvernünftig sein oder Sie in Verlegenheit bringen, aber wenn ich an etwas arbeite, tue ich es, weil es für mich das ist, was ich tun muß. Ich kann es nicht einfach abbrechen und irgend etwas anderes tun, einfach weil es im Moment für mich nichts anderes zu tun gibt Alles andere ist entweder schon getan oder muß warten, bis ich die Resultate dieses Experiments verarbeitet habe. Ich könnte ebensogut meine Stelle aufgeben.«
»Merken Sie nicht, Putnam, daß Sie genau das werden tun müssen, wenn Sie nicht nachgeben? Ich würde Sie schützen, wenn ich könnte, aber ich kann es nicht! Die AAL ist zu mächtig, und diesmal sind sie darauf aus, Sie fertigzumachen. Wenn Sie bloß …
Was ist los, Mann?«
Mit steigender Erregung starrte Professor Putnam hinunter in den Brutkasten. Nachdem er die Instrumententafel oben an der Wand nachgeprüft hatte, drehte er sich auf der Stelle herum und starrte einen Augenblick lang wild im Laboratorium umher.
»Miss Kalish!« schrie er mit einer Stimme, die klang wie ein Peitschenknall, »öffnen Sie die Vitrine an der Wand dort drüben. Sie werden Babyausstattungen und Körbe für acht Babys finden – stellen Sie sie in eine Reihe auf diese Bank. Versichern Sie sich, daß wir alles haben, was wir brauchen und daß alles sterilisiert ist. Bewegen Sie sich!«
Mit einem unterdrückten Keuchen sprang seine Sekretärin auf. Der Professor wandte seine Aufmerksamkeit Felzen zu. »Setzen Sie lieber die Brutapparate in Gang, Oscar – wir könnten sie brauchen. Und tun Sie etwas für die Temperatur in diesem Labor – es friert!«
Putnam trabte in Richtung auf den Brutkasten am anderen Ende der Reihe. Der Präsident, dem der Mund offenstand, erwischte ihn am Arm, als der Biologe vorbeikam.
»Sehen Sie, Professor!« protestierte Präsident Grosvenor. »Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber wir müssen eine wichtige Angelegenheit regeln. Der Aufsichtsrat …«
»Verdammter Aufsichtsrat!« explodierte Philo Putnam. »Lassen Sie meinen Arm los! Begreifen Sie denn nicht? Sehen Sie nicht, daß die roten Lampen über diesen Kästen aufleuchten? Gleich findet die Endphase statt!«
»Alles schön und gut«, sagte Präsident Grosvenor unerschütterlich, »aber es bleibt die Tatsache, daß Ihre Stellung an dieser Universität in Gefahr ist. Ich weige re mich zu gehen, bis Sie mir eine eindeutige Erklärung abgeben.«
Das Gesicht des Professors lief rot an. Er holte tief Luft und hielt eine Zeitlang den Atem an. Als er sprach, war seine Stimme erstaunlich ruhig.
»Sagen Sie den Aufsichtsräten – und der Anti-Auferstehungs-Liga – daß, solange ich für mein Laboratorium verantwortlich bin, ich auch allein entscheiden werde, welche Experimente ich durchführe. Wenn Sie und die anderen beschließen, sich der AAL zu fugen, so ist das Ihre Sache, nicht meine. Tun Sie, was Sie wollen – stellen Sie Mrs. Featherby als
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