Anti-Eis
und Ihr wißt sehr gut, daß das Schott
zwischen dieser Kabine und der Brücke von oben verriegelt ist.
Und wir verfügen nicht über das Werkzeug, mit dem wir uns
gewaltsam Zugang verschaffen könnten.«
Ich knirschte mit den Zähnen. »Und Eure
Schlußfolgerung?«
»Es gibt nichts, was wir zur Verbesserung unserer Situation
tun könnten – obwohl wir vieles unternehmen könnten,
was die Lage noch verschlimmert.«
Holden war blaß geworden, hatte die dicken Hände jedoch
gefaßt aufeinandergelegt. »Was empfehlt Ihr uns
also?«
»Wir müssen akzeptieren, daß wir nichts tun
können. Wir können nur hoffen, daß unser teutonischer
Pilot in der Lage ist, den Kurs dieses Schiffes zu ändern –
wenn er überhaupt weiß, wie das geht. Dann können wir
nur beten, daß das Schiff uns sicher zu unserer Heimatwelt
zurückbringt.«
Ich sprang vom Stuhl auf und prallte an der lederbezogenen Decke
ab. »Hoffen? Beten? Ihr ratet uns zur Untätigkeit, Sir
Josiah. Werdet Ihr auch dann noch darauf beharren, wenn der
Marmeladenvorrat zur Neige geht?«
Traveller lachte bellend.
»Ich bin jedenfalls nicht bereit, kampflos zu sterben«,
sagte ich.
Holden straffte sich auf seinem Stuhl und sah mich grimmig an.
»Ich hoffe, Ihr werdet dem Tod gefaßt ins Auge sehen, wie
ein Engländer das tun sollte, Ned.«
Daraufhin wallte unter meinem Zorn eine Woge der Scham auf, aber
dessenungeachtet machte ich weiter: »Holden, es ist absolut
keine englische Tugend, sich einfach hinzulegen und zu
sterben.«
Traveller legte die Hände in den Schoß.
»Gentlemen, ein Gespräch kann sicher nicht schaden.
Vorausgesetzt«, wandte er sich ernst an mich, »wir
führen diese Konversation auf eine zivilisierte Weise.«
Ich gurtete mich wieder auf meinem Stuhl fest; aber die Finger
trommelten während der sich anschließenden Diskussion
unablässig auf die Armlehnen.
»Also«, sagte Traveller, »worüber möchtet
Ihr denn sprechen, Ned?«
»Das ist doch offensichtlich. Wir müssen einen Weg
finden, diese Luke zur Brücke zu öffnen.«
»Und ich habe bereits erklärt, daß ein solches
Vorgehen unmöglich ist. Was schlagt Ihr sonst noch
vor?«
Konsterniert und wütend sah ich Holden an, der ruhig sagte:
»Sir Josiah, ich fürchte, ohne den Vorteil Eurer profunden
Kenntnis der Phaeton und ihrer Konstruktion wird der junge Ned
nicht viel zur Lösung des Problems beitragen können.
Vielleicht könnten wir einen Einblick in die Konstruktion des
Schiffes erhalten und hoffen, daß sich dann eine Idee ergibt.
Wie dick ist zum Beispiel diese Wand?«
Traveller runzelte die Stirn. »Die Wände? Vielleicht
meint Ihr gar, irgendein Held könnte zwischen die Innen- und
Außenwandung schlüpfen, wie ein Wiesel zur Brücke
hinaufhuschen und unseren deutschen Freund überwältigen?
Nun, der Abstand zwischen den Hüllen beträgt nur neun Zoll
– etwas zu eng selbst für unseren jungen Freund, ganz zu
schweigen für einen Dickbauch, wie Ihr es seid – und
überhaupt befinden sich dort die Rohre für Heizung, Wasser
und Luft sowie Federn, welche die innere Hülle vor
Stößen schützen - Ihr müßt wissen,
daß die innere Kammer kardanisch aufgehängt ist –
sowie die Betten, Stühle und anderen
Einrichtungsgegenstände, von denen Ihr so ausgiebigen Gebrauch
macht. Und außerdem endet die Doppelwandung an der Basis der
Brücke; die Brücke und die Raucherkabine sind nämlich
getrennte, luftdichte Abteilungen.
Um es kurz zu machen: Der einzige Zugang zur Brücke –
außer dem blockierten Schott über uns – erfolgt durch
eine in die äußere Glaswandung der Brücke
eingelassene Luke. Und die könnte natürlich nur von
jemandem geöffnet werden, der sich außerhalb des Schiffes
befindet.«
Holden schüttelte den Kopf. »Es ist mir unbegreiflich,
wie Ihr ein Schiff konstruieren konntet, bei dem der Zugang zur
Steuerung so leicht blockiert werden kann!«
Sir Josiah lächelte. »In meiner jugendlichen
Naivität habe ich überhaupt nicht mit Sabotage gerechnet.
Ich habe nie die Situation in Betracht gezogen, in der wir uns jetzt
befinden.«
Travellers Verwendung des Wortes ›luftdicht‹ hatte mich
auf einen Gedanken gebracht. »Sir, wo befindet sich die
Luftversorgung für die Brücke?«
»Die Brücke und die Raucherkabine werden beide über
dasselbe System von Luftröhren versorgt, das von Pumpen und
Filtersätzen im Maschinenraum unter uns ausgeht und sich dann in
der Hülle verzweigt.«
Ich nickte. »Zum Maschinenraum haben wir ja
Zutritt.«
»Ned,
Weitere Kostenlose Bücher