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Anti-Eis

Anti-Eis

Titel: Anti-Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Luft zurück. »Diese Materie
ist faszinierend. In Bruchstücken von Meteoriten wurden Spuren
von Kohlenstoff entdeckt; und Kohlenstoff verdankt seine Existenz
natürlich nur den Aktivitäten lebender Organismen, woraus
hervorgeht, daß es auch an anderen Orten als auf der Erde Leben
geben muß. Die Franzosen haben zum Beispiel…«
    »Sir Josiah, bitte! Können wir wieder zum Thema kommen?
Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Meteore ist ohne Zweifel
enorm, aber ich lege keinen übermäßigen Wert auf
diese Leuchtkörper, denn sie erscheinen mir etwas zu
gefährlich!«
    Die Aluminiumhülle wirkte plötzlich so dünn wie
eine Zeltplane, und ich stellte mir vor, wie Hunderte von
Felstrümmern mit der Geschwindigkeit einer Gewehrkugel
heranrasten. Reuig überlegte ich, daß der Herr vielleicht
entschieden hatte, es gäbe noch zuwenig, worüber ich mir
Sorgen machen müsse.
    Travellers weitere Worte beruhigten mich indessen bis zu einem
gewissen Grad. »Man sollte sich jedoch keine unnötigen
Gedanken machen«, sagte er, »denn das All ist groß,
und die Wahrscheinlichkeit einer solchen Kollision ist verschwindend
gering. Aber ich hatte trotzdem den Eindruck,
Vorsichtsmaßnahmen für einen solchen Eventualfall treffen
zu müssen – oder für andere Desaster, von denen das
Äußere des Schiffes betroffen werden
könnte.«
    Der nun freigelegte Sektor des Maschinenraums enthielt einen auf
dem Boden der Kammer liegenden Aluminiumbehälter; er hatte in
etwa die Größe und das Aussehen eines Sarges und wurde von
einem Deckel verschlossen, auf dem ein Stellrad montiert war.
Traveller erklärte, daß dieser ›Luftschrank‹
luftdicht wäre und daß sich an seiner Rückseite eine
weitere Klappe befand, die aus dem Schiff hinausführte – in
den Weltraum! Diese zweite Tür konnte von einem in der Kiste
liegenden Mann mittels eines zweiten Rades geöffnet werden.
»Die Luft in der Kiste verpufft natürlich ins All«,
sagte Traveller mit Verve, »aber – solange die obere Luke
geschlossen ist – wird der Besatzung der Kabine nichts
geschehen. So kann man nach draußen gelangen, ohne durch die
luftdichte Wandung brechen zu müssen.«
    Holden runzelte die Stirn, als er diese Vorrichtung studierte.
»Höchst genial«, sagte er leise, »abgesehen vom
Schicksal des armen Kerls in diesem Sarg, der doch sicher wenige
Minuten nach dem Öffnen dieser zweiten Tür an Luftmangel
stirbt.«
    »Ganz und gar nicht«, dementierte Traveller, »in
diesem Schrank befindet sich nämlich ein Spezialanzug. Dieser
Anzug ist absolut dicht und wird über einen Schlauch vom Schiff
mit Luft versorgt. So könnte ein Mensch mehrere Minuten ohne
Beschwerden im Weltraum leben und arbeiten.«
    Ich konnte mir das nur schwer vorstellen, aber – nach einer
mehrminütigen Befragung – hatte ich das Prinzip dieser
Vorrichtung begriffen.
    Und mein Schicksal lag klar vor mir, so deutlich wie eine auf
einer Karte verzeichnete Straße.
    Eine gewisse Gelassenheit bemächtigte sich meiner, und ich
fragte ruhig: »Traveller, wie lang ist dieser
Luftschlauch?«
    »Ausgerollt über vierzig Fuß. Mir ging es darum,
daß der mutige Ingenieur jede Sektion des Schiffes erreichen
kann.«
    Ich nickte. »Insbesondere«, stellte ich fest,
»könnte er zur Kuppel über der Brücke gelangen
und somit an die Luke, durch die man von außen die Brücke
betreten kann.«
    Holdens Gesicht nahm den Ausdruck des Staunens und der Hoffnung
an. »Aha. Und der Mann im Anzug könnte sich dadurch auch
Zugang zur Brücke selbst verschaffen.«
    Travellers Augen funkelten. »Junger Mann, wollt Ihr damit
sagen, daß ein solches Abenteuer tatsächlich unternommen
werden sollte?«
    Ich hob gelassen die Schultern. »Es scheint mir eine, wenn
auch geringe, Überlebenschance zu bieten; wohingegen das
bloße Herumhängen und Nichtstun nur einen langsamen und
unangenehmen Tod verspricht.«
    »Aber dies ist nur ein experimentelles System!« Er
fuchtelte mit den Armen wie ein groteskes Insekt. »Ich habe
diesen Anzug selbst nur für wenige Sekunden getragen, und noch
dazu auf der Erde; ich muß noch die mit der Aerodynamik und dem
Wärmeverlust verbundenen Probleme lösen…«
    »Was macht das schon?« fragte ich. »Dann ist das
eben der ultimate Test, Sir Josiah, der Härtetest. Sicherlich
werden die bei einem solchen Einsatz gewonnenen Erkenntnisse von
unschätzbarem Wert für die künftige Konstruktion neuer
und besserer Anzüge sein.«
    Das weckte den Wissenschaftler in dem alten Burschen, und

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