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Anti-Eis

Anti-Eis

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Magnetfelder, welche den hocherhitzten Dampf noch
beschleunigten, bevor er aus den drei unterhalb der
Dewar-Behälter positionierten Düsen des Schiffes
ausgestoßen wurde. Aufgrund dieser ausgeklügelten
Anordnung war es laut Traveller möglich, die
Austrittsgeschwindigkeit des Dampfes außerordentlich zu
steigern, ohne daß er noch mit den Röhren und Platten des
Schiffes in Kontakt kam, die sonst sicher geschmolzen wären.
Diese hohe Geschwindigkeit ermöglichte eine Konstruktion, die
vergleichsweise wenig ›Reaktionsmasse‹ benötigte.
    Traveller hob eine weitere Platte an, und wir stießen auf
ein Wirrwarr von Röhren, flachen Tanks von der Größe
eines Bücherregals, Messingkugeln und verschiedenen anderen
Bauteilen. Die Tanks enthielten das Wasser, welches so viele der
Schiffssysteme speiste, erklärte Traveller. Acetylengas und Luft
waren unter hohem Druck in den kugelförmigen Behältern
gespeichert. Pumpen förderten ständig Flüssigkeiten
und Gase durch die Hülle und ins Innere des Schiffes, genauso
wie menschliche Organe den Fluß lebenswichtiger Säfte
durch den Körper aufrechterhalten; und die Pumpen bezogen ihre
Energie ausschließlich aus der von den Anti-Eis-Brennern
erzeugten Abwärme. Es gab auch noch ein leistungsstarkes
Hypokaustum, [iii] das
auch als Warmwasserbereiter für das Bad diente.
    Ich starrte düster auf die Eingeweide des Schiffes. Die
Maschinerie war eindeutig nicht so gediegen wie beispielsweise der
Kesselraum der Prince Albert; die Metallflächen waren nur
grob bearbeitet und unsauber geschweißt, was mir – zu
meinem Unbehagen – demonstrierte, daß die Phaeton letztlich nicht mehr darstellte als einen Prototyp.
    Und was noch bedrückender war, ich sah keine
Möglichkeit, unsere verfahrene Situation zu ändern, es sei
denn durch die Zerstörung der Systeme, von denen unser aller
Leben abhing.
    »Sir Josiah«, sagte ich, »der Zweck dieser
beweglichen Platten muß wohl darin bestehen, Zugang zu der
Ausrüstung hier zu gewähren, um während des Fluges
eventuell anfallende Reparaturen auszuführen.«
    »Korrekt.«
    »Wo habt Ihr denn Eure Werkzeuge?«
    Zum erstenmal wirkte der über dem geöffneten Schott
schwebende Ingenieur etwas zerknirscht. »Meine Werkzeuge
befinden sich weder in diesem Maschinenraum noch in der Kabine, wo
sie vielleicht sein sollten. Sie sind auf der Brücke.«
    Frustriert schlug ich mir an die Stirn. »Dann haben wir also
einen gut sortierten Werkzeugsatz an Bord, mit dem wir uns Zutritt
zur Brücke verschaffen könnten – aber er ist
unerreichbar bei diesem verrückten Hunnen hinter der oberen
Luke!«
    Holden schwebte mit verschränkten Armen durch die Luft, sein
Doppelkinn ruhte auf der Brust, und die Beine hatte er von sich
gestreckt. »Sir Josiah, Ihr habt uns das Anti-Eis-Antriebssystem
und den Wasservorrat gezeigt. Was befindet sich noch in diesem
Maschinenraum?«
    Traveller klatschte in die Hände. »Pocket?«
Während der Kammerdiener sich anschickte, die Flügelmuttern
zu lösen, welche die Abdeckung einer weiteren Nebenkammer
fixierten, sagte Traveller: »Was ich Euch jetzt zeigen werde,
ist eines meiner Experimente, das noch zur Serienreife gebracht
werden muß. Wie Ihr seht, habe ich dafür gesorgt,
daß man im Falle einer Panne während des Fluges Zutritt
zum Maschinenraum hat.
    Aber ich habe auch für den Fall vorgesorgt, daß das
Äußere des Schiffes durch ein widriges Ereignis
beschädigt wird.«
    Das kam mir reichlich mysteriös vor. »Aber wir reisen
doch durch den leeren Raum, Sir – ein Vakuum, falls Eure
Theorien richtig sind. Wie könnte man dann einen solchen Schaden
beheben?«
    Traveller runzelte die Stirn, und sein Gesicht mit der dort
zentrierten Platinnase verwandelte sich in eine einschüchternde,
grimmige Maske. »Der Weltraum ist alles andere als leer, Ned;
denn ständig wird seine Dunkelheit von Meteoren
erhellt.«
    »Meteore?«
    »Fragmente aus Fels oder Staub, Ned«, meldete sich
Holden, »sie fliegen mit mehreren hundert Meilen pro Stunde, und
wenn sie in die Erdatmosphäre eindringen, verglühen sie,
wobei sie das Euch bekannte Phänomen der Sternschnuppe erzeugen.
Die neuesten Theorien besagen, daß jede Woche mehrere Tonnen
dieses interplanetarischen Staubes – sowohl von Meteoren als
auch von ihren größeren Verwandten, den Meteoriten, deren
Einschläge so heftig sein können, daß sie Krater
hinterlassen – auf die Erde fallen!«
    Traveller verschränkte die Hände hinter dem Kopf und
lehnte sich lässig in

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