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Anti-Eis

Anti-Eis

Titel: Anti-Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Stiefeln
gezwängt komme ich mir vor wie ein Riesenbaby!«
    Traveller grunzte ungeduldig. »Wickers, diese Ausrüstung
ist auch nicht zum Flanieren konzipiert. Was wollt Ihr denn zum
Beispiel mit schweren Soldatenstiefeln, wo Eure Füße doch
gar keine Belastung auszuhalten haben? Wenn Ihr nun genug
herumgenörgelt habt, laßt uns den Helm
aufsetzen.«
    Der Abschluß des Schutzanzuges bestand aus einem
kugelförmigen Kupferhelm; runde Fenster aus starkem optischem
Glas waren in das Metall integriert, und zwei zusammengebundene
Schläuche waren an der Oberseite des Helmes angeschlossen. Wie
Traveller erklärte, führten diese Schläuche zu einer
Pumpe, die sich im Innern des Luftschrankes befand. Traveller
schwebte vor mir, hielt diesen einschüchternden Käfig in
den Händen und sprach: »Nun, Ned, wenn Ihr erst einmal in
diesem Anzug steckt, wird die Kommunikation zwischen uns schwierig
werden.« Er schlug mir auf die Schulter und sagte: »Gott
sei mit Euch, mein Junge. Ihr hattet natürlich recht; es ist
keine Tugend, kampflos in den Tod zu gehen.«
    Ich mußte zunächst einmal schlucken, bevor ich etwas
sagen konnte. »Danke, Sir.«
    Pocket beugte sich zu mir herüber. »Ich werde ebenfalls
für Euch beten, Mr. Vicars.«
    »Ned.« Holdens Gesicht war düster, und in seinen
tief eingesunkenen Augen schienen sich bereits die Tränen zu
sammeln. »Ich wünschte, ich wäre zwanzig Jahre
jünger und könnte Euren Platz einnehmen.«
    »Das weiß ich, George.« Während ich in meinem
bizarren Aufzug in der Luft schwebte, bedrückte mich am meisten
der unverwandte Blick meiner drei Kameraden. Im Bemühen, einen
gleichmütigen Gesichtsausdruck zu bewahren, sagte ich: »Ich
sehe keinen Grund für eine weitere Verzögerung, Sir Josiah.
Den Helm bitte.«
    Vorsichtig hoben Pocket und Traveller die Kugel über meinen
Kopf, wobei sie nur leicht die Ohren streiften. Der Rand senkte sich
auf den um den Hals verlaufenden Kupferkragen, und die beiden
Gentlemen drehten den Helm herum. Die Echos des leise knirschenden
Gewindes erfüllten den Helm, und der Geruch von poliertem
Kupfer, Gummi und Harz vermengte sich mit dem irrealen Gestank von
Walfett zu einem üblen Brodem. Die vier Fenster des Helms
drehten sich um mich, und Ausschnitte der Kabine glitten an mir
vorbei, als ob ich mich im Zentrum einer bizarren Laterna magica
befände.
    Schließlich war der Helm geschlossen, und eines der Fenster
war jetzt direkt vor meinem Gesicht plaziert. Ich war in Stille
eingeschlossen, die nur von einem stetigen Zischen über mir
unterbrochen wurde – das beruhigende Indiz für die
Dichtheit der Schläuche, die Luft durch den Helm zirkulieren
ließen, mich mit frischem Sauerstoff versorgten und die von mir
ausgestoßene Kohlensäure absaugten.
    Traveller dräute vor meinem Sichtfenster, wobei sein Gesicht
gleichermaßen Besorgnis und Neugier ausdrückte. Seine
Stimme drang nur als gedämpftes Flüstern zu mir durch.
»Seid Ihr in Ordnung? Funktioniert die Luftzufuhr?«
    Meine Atmung war flach, was jedoch wohl nicht nur auf die
Luftzufuhr, sondern auch auf meine Nervosität
zurückzuführen war. Auf jeden Fall schien ich imstande zu
sein – in Anbetracht der vom Korsett eingeschnürten Brust
–, beschwerdefrei tief Luft zu holen. Der einzige Nachteil der
über den Schlauch zugeführten Luft war ein leicht
metallischer Beigeschmack. Und so gab ich Traveller schließlich
das ›Daumen hoch‹-Zeichen und machte ihm gestikulierend
klar, daß ich endlich den Luftschrank betreten und die Sache in
Angriff nehmen wollte.
    Nun nahmen Traveller und Pocket mich an den Armen und geleiteten
mich zu der Öffnung im Bodenschott und von dort aus in den
Luftschrank. Sie plazierten mich mit dem Gesicht nach unten direkt
über dem Stellrad, mit dem ich die Hülle öffnen
konnte, und verschlossen die Luke hinter mir. Als das Licht der
Kabine ausgesperrt war und ich nur mit der Gesellschaft meines
eigenen Atems in der kupfernen Dunkelheit lag, begann mein Herz so
stark zu hämmern, als ob es zerspringen wollte.
    Ich griff in der Dunkelheit nach dem vor der Brust befindlichen
Rad, packte es mit den behandschuhten Händen und zerrte
daran.
    Zunächst mahlte nur Metall auf Metall – und dann, mit
einer plötzlichen, erschreckenden Explosion, flog das Schott in
den Angeln zurück und wurde meinen Händen entrissen. Das
Geräusch verebbte mit einem leisen Seufzer, und ein Luftzug
packte mich von hinten und riß mich nach vorne; ich griff nach
dem Schottrahmen,

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