Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anti-Eis

Anti-Eis

Titel: Anti-Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
für
einen Moment erkannte ich die blanke Neugier in seinen Augen, aber er
sagte: »Mein junger Freund, ich würde einen solchen Ausflug
nicht lange genug überleben, um solche Erkenntnisse in die
Praxis umzusetzen. Nun laßt uns diese Kammer wieder
verschließen und…«
    »Ich bin mir auch sicher, daß Ihr einen solchen Ausflug
nicht überleben würdet, Sir«, sagte ich
unverblümt. »Denn Ihr befindet Euch schon im
fortgeschrittenen Alter und seid – verzeiht – ein
Asthmatiker.« Ich musterte den Rest der Schiffsbesatzung.
»Holden ist viel zu beleibt, um sich in diesen Anzug zu
quetschen – und, ich bitte um Vergebung, er wäre auch
körperlich kaum dazu imstande, einen derart anstrengenden
Ausflug zu unternehmen. Und Pocket…« Die Augen des Dieners
ruhten bittend auf mir; aber ich sagte nur sanft:
»Selbstverständlich können wir von unserem treuen
Freund nicht verlangen, in einen solchen Einsatz zu gehen. Gentlemen,
die Sache ist klar.«
    »Ned, Ihr werdet doch nicht…«
    »Vicars, ich untersage es Euch strikt. Das ist doch
Selbstmord!«
    Ich ließ ihre Worte, die ich ohnehin kaum vernahm, an meinen
Ohren abprallen, denn mich beschäftigten jetzt ganz andere
Gedanken. Ich blickte an den Schiffskameraden vorbei auf die
Hülle des Schiffes – und dann, als ob die Wandung auf
einmal aus Glas bestünde, schien ich in die Leere selbst zu
schauen; ein Ort unendlicher Kälte, ein Vakuum, durchzogen von
dahinrasenden Felskugeln…
    Und ein Ort, den ich, wie ich jetzt wußte, bald aufsuchen
mußte.

 
7

----
Allein
     
     
    Ich wollte mich schon kopfüber in mein Abenteuer
stürzen, denn es war noch früh am Morgen; doch Traveller
wies mich darauf hin, daß ein Verlassen des Schiffes ohne
ausreichende Vorbereitungen meine ohnehin schon geringen Chancen
gleich auf Null reduzieren würde.
    So fügte es sich also, daß Traveller eine Vorlaufzeit
von zwei Tagen festsetzte, bevor ich den sargähnlichen
Luftschrank betreten sollte. Obwohl ich befürchtete, diese
Verzögerung könnte sich vielleicht negativ auf meinen
schwankenden Mut und die labile geistige Verfassung auswirken,
erteilte ich meine Zustimmung.
    Traveller schickte sich an, meine körperliche Kondition zu
verbessern. »Ihr betretet ein unerforschtes Reich, und wir
können unmöglich wissen, welche Auswirkungen der Weltraum
auf Euren Körper haben wird, ungeachtet des Schutzanzuges, in
dem Ihr steckt«, sagte er. Also setzte er mich auf eine leichte
Diät, die schwerpunktmäßig aus Brot und Suppe
bestand. Traveller bestand darauf – und setzte es auch durch
–, daß ich langsam kaute, um die Gefahr
auszuschließen, daß ich Luft schluckte. Zunächst
protestierte ich gegen diese Vorgehensweise, aber Traveller legte
dar, daß ein mit Luft gefüllter Magen mit einem Ballon
vergleichbar wäre; und im luftleeren Vakuum des Weltraumes
gäbe es keine Atmosphäre, um der ungehinderten Expansion
eines solchen Ballons einen Luftwiderstand entgegenzusetzen…
    Er verdeutlichte diese Analogie mit brutaler Offenheit; und ich
mampfte mein Brot mit erneutem Enthusiasmus.
    Mir wurden Lebertran und andere Eisenpräparate verabreicht,
die meine Kräfte stärken sollten, und aus einer kleinen
Bordapotheke, die Traveller eingerichtet hatte, bekam ich
Sennakapseln und Feigensirup, um den Körper zu entschlacken.
Während ich unter den von diesen Medikamenten verursachten
Qualen litt, fragte ich mich, ob ich mich nicht vielleicht in einer
Art Fegefeuer befand, einem Vorraum zu der luftleeren Hölle, die
jenseits der Hülle auf mich wartete.
    Schließlich mixte mir Traveller eine Bromsalzlösung in
den Tee. Das erstaunte mich, obwohl ich schon gehört hatte,
daß Infanteristen im Felde ein solcher Trank verabreicht wurde.
Dann nahm Traveller mich zur Seite und erklärte mir, daß
der Zweck des Bromsalzes darin bestünde, wie er sich
ausdrückte, gewisse Impulse zu dämpfen, die bei jungen
Männern meines Alters und Temperamentes üblich wären
und die böse Konsequenzen für einen Körper haben
könnten, der in einem Schutzanzug eingeschlossen war. Das
verwirrte mich; denn obwohl ich in diesen düsteren Tagen oft an
Françoise dachte, artikulierten meine Gedanken sich eher in
stummen Gebeten für ihre Sicherheit und unser eventuelles
Wiedersehen, anstatt sich in pikanteren Spekulationen zu verlieren.
Und überhaupt konnte ich mir kaum vorstellen, daß mich im
Augenblick größter Gefahr ausgerechnet solche Gedanken
beschäftigen würden!
    Dennoch nahm ich die Sache mit

Weitere Kostenlose Bücher