Anti-Eis
Rande meines Gesichtsfeldes erkennen, daß
diese andere Monster-Linse über der Phaeton dräute
und immer näher kam.
Schließlich hatte ich es geschafft. Ich schloß die
Luke, schleuderte die leere Tasche weg und stieß mich vom Bein
des Schiffes ab, wobei ich Holden zuwinkte. Ich kletterte die zum
Luftschrank führende Strickleiter hinauf und beäugte dabei
nervös die Raketendüsen; sobald Traveller nämlich die
Raketen zünden konnte, würde er sicher nicht zögern,
das auch zu tun, ob ich mich nun schon an Bord befand oder nicht, und
so blieben mir nur noch Sekunden, um mich in Sicherheit zu bringen.
Ich zog mich in die enge Schleuse hinein, wobei ich wie ein Fisch mit
dem Bauch nach oben im Luftschrank landete, und dann zog ich die
Beine nach; ich barg die Strickleiter und den baumelnden Luftschlauch
und griff nach dem Schott…
… als die Raketen feuerten.
Ich knallte gegen das Schott. Mein Körper wurde auf die noch
offene Luke zu gerissen; ich schabte mit Händen und
Füßen auf dem genieteten Eisen, und für einen
schrecklichen Augenblick lag ich quer hinter der offenen Luke, wobei
der Kopf auf dem Hals schwankte wie auf einem Grashalm.
Die Raketen wirbelten eine Wolke aus Staub und Steinchen vom
Panzer unseres Linsen-Tieres auf.
Das Schiff brach abrupt zur Seite aus, und ich mußte die
Finger um die Platte des Schotts klammern. Dann glitt die Kante des
größeren Linsen-Tieres, das über der Phaeton gehängt hatte, über mein Gesichtsfeld; und ich begriff,
daß Traveller uns quer durch den Himmel zog, um diesem zweiten
Monster auszuweichen.
Als wir uns über das Chaos des Mondes erhoben, sah ich,
daß das größere Tier das unsere jetzt
vollständig überlagerte – und dann, mit
plötzlicher Brutalität, stieß es sein
Röhrenbündel nach unten. Die Säulen der Linse, die uns
beherbergt hatte, wurden zertrümmert, und Fragmente wirbelten
über die Landschaft; beide Linsen zerschellten auf dem Boden in
tausend Stücke. Aber das bedeutete nicht das Ende, denn die
fragmentierten Linsen schienen sich in einem Strudel aus
Aktivität aufzulösen – ich erhaschte Blicke auf
Steintentakel, die wie Weberschiffchen durch den Schutt fuhren und
ihn anscheinend zu einem neuen Ganzen zusammenfügten; und ich
fragte mich, ob es sich hierbei vielleicht um eine erstaunliche
Variante lunarer Fortpflanzung handelte. Und dann nahm mir der
aufsteigende Staub die Sicht.
Während wir aufstiegen und die Mondlandschaft sich unter uns
entfaltete, stellte ich fest, daß diese
außergewöhnliche Fusion nur eine von Tausenden war, denn
wie ich jetzt erkannte, spielten sich in der gesamten Ebene
ähnliche Manöver, Kopulationen und obszöne
Freßorgien ab!
Schließlich schob ich mich von der Schleusenkante weg und
schloß das Schott, wodurch ich mir die Sicht auf den kleiner
werdenden Mond verstellte. Ich lag auf dem vibrierenden Metall und
saugte dünne Luft an.
11
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Eine wissenschaftliche Diskussion
Ich erinnere mich nicht daran, daß die Maschinen
heruntergefahren wurden; ich muß nämlich einige Minuten in
meinem eisernen Sarg geschwebt haben. Dann zogen hilfreiche
Hände mich vorsichtig aus der Kiste und nahmen mir den Helm ab.
Ich kam wieder zu mir, als ich noch im Anzug steckte und der
Kupferring am Hals schabte, aber der Kopf war frei, und die
vergleichsweise frische Luft der Kabine drang mir süß in
die Nase.
Holdens rundes Gesicht schwebte mit dem Ausdruck echter Besorgnis
über mir, und ich ergriff seinen Arm. »Holden! Haben wir
überlebt? Sind wir vom Mond gestartet?«
»Ja, mein Freund…«
»Natürlich sind wir gestartet!« bellte Traveller
hinter Holdens Rücken. »Wenn wir noch auf dem Mond
wären, warum sollten wir dann in der Kabine herumschweben?
Vielleicht haben wir Eure Atemluft mit Opium angereichert, was? Wie
bedauerlich, daß Euer Ausflug nicht auch Euren Kopf
durchgelüftet hat, mein Junge…« Sir Josiahs Augen
waren auf mich fixiert, und – obwohl er bestrebt schien, es zu
verbergen – schmeichelte es mir, daß sich hinter seinem
barschen Auftreten eine gewisse Freude über meine Rückkehr
versteckte.
Holden jedoch wandte sich zu ihm um und sagte: »Bei Gott,
Traveller, könnt Ihr nicht einmal damit aufhören? Um uns
alle zu retten, hat der Junge gerade einen regelrechten Alptraum
durchlebt, und alles, was Euch einfällt, ist…«
»Holden.« Besänftigend legte ich dem Journalisten
die Hand auf den Arm. »Regt Euch nicht auf; Sir Josiah meint es
nicht so. Er kann eben
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