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Anti-Eis

Anti-Eis

Titel: Anti-Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht anders.«
    Holden verstand, was ich sagen wollte, und schwieg nun; obwohl er
seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht bereit war, die Sache
auf sich beruhen zu lassen – und in den darauffolgenden Tagen
sollte ich feststellen, daß seine Haltung gegenüber
Traveller merklich kühler wurde, eine Veränderung, die sich
in tausend trivialen Sticheleien manifestierte.
    Holden hatte anscheinend keine Sympathie für Leute, die er
unfundierter Ansichten verdächtigte, ungeachtet ihrer sonstigen
Leistungen.
    Mir wurde eine klare, heiße Brühe
eingeflößt. Dann durfte ich zum erstenmal seit Tagen
wieder ein Bad nehmen; und so war ich der erste Mensch, der in
Mondwasser badete! Ich hatte einige Bedenken, als ich in die
verborgene Badewanne schlüpfte, denn was, wenn das Wasser
unbekannte Krankheitserreger enthielt, die für Menschen
tödlich waren? – aber nun, nachdem es durch die
Filtersysteme der Phaeton gelaufen war, konnte das Mondwasser
vom Aussehen, vom Geruch und sogar vom Geschmack her mit schlichtem
Regenwasser verglichen werden; und Traveller versicherte mir,
daß er eine Reihe chemischer Tests durchgeführt hatte,
bevor die Freigabe als Brauch- und Trinkwasser erteilt worden
war.
    Schließlich wurde ich sicher auf meinem vertrauten Sitz
angegurtet. Ich hatte es warm, war gebadet und in meine Kombination
sowie einen von Travellers Bademänteln gekleidet, und zudem
hielt ich eine große Flasche mit Travellers ältestem
Brandy in der einen und eine aromatische Zigarre in der anderen Hand.
Ich verspürte nun Stolz ob meiner Leistungen – jetzt, wo
wir uns in Sicherheit befanden. Holden und Traveller saßen
ebenso wie Bourne bei mir, der sich in sein übliches
übellauniges Schweigen hüllte. Der unerschütterliche
Pocket arbeitete sich mit stoischer Ruhe durch das schmutzige
Geschirr, welches sich in den letzten Tagen angehäuft hatte.
»Also, Gentlemen«, sagte ich, »per Saldo ein recht
bemerkenswertes Abenteuer.«
    Holden erhob seine Flasche und inspizierte die funkelnden Tiefen
des darin befindlichen Brandys. »Ganz recht. Und ganz und gar
nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Entgegen unseren
ursprünglichen Annahmen sind wir nirgendwo auf erdähnliche
Bedingungen gestoßen – aber genauso wenig hat sich der
Mond als so tot und leblos erwiesen, wie manche Theoretiker
glaubten.«
    »Statt dessen«, führte Traveller mit
dröhnender Stimme aus, »sind wir auf etwas völlig
Unerwartetes gestoßen – was wir paradoxerweise doch
hätten erwarten können. Die phoebeanischen Lebensformen
– denn diese Bezeichnung schlage ich für sie vor, nach
Phoebe, der griechischen Mondgöttin, Schwester von Apollo und
Tochter von Leto und Zeus – die Phoebeaner sind mit keiner der
irdischen Lebensformen zu vergleichen, weder hinsichtlich ihrer
Morphologie noch bezüglich ihrer erstaunlichen
Robustheit.«
    »Sir Josiah«, fragte ich, »wenn die
zertrümmerte Seite des Mondes der Erde zugewandt wäre,
könnten die hektischen Aktivitäten der Phoebeaner dann von
unseren Astronomen beobachtet werden?«
    »Gewiß; und wenn es nur anhand von Veränderungen
der Oberflächenfärbung und dem Aufsteigen von Staubwolken
möglich wäre – obwohl wir bedenken müssen,
daß Staub beim Fehlen einer Atmosphäre kein
Expansionsmedium hat und daher schnell wieder zu Boden fällt,
wenn er aufgewirbelt wurde. Davon abgesehen bin ich jedoch der
Ansicht, daß sich das Habitat der Phoebianer zur Zeit nur auf
den Traveller-Krater auf der Rückseite des Mondes
beschränkt.
    Und«, fuhr er fort, wobei er die Platinnase hob, »dieses
Faktum der begrenzten Ausdehnung unterstützt eine Hypothese, die
ich bezüglich des Ursprungs und der Natur dieser Mondwesen
erstellt habe.«
    Angelegentlich inspizierte er die Decke. Schließlich wurde
die Spannung unerträglich – selbst der phlegmatische
Pocket, der gerade das Geschirr abtrocknete, schaute sich
erwartungsvoll um. »Und Eure Hypothese, Sir?« sagte ich
dann auffordernd.
    »Laßt uns noch einmal die Fakten betrachten«,
erwiderte er langsam und umschloß die Brandyflasche mit seinen
langen Fingern. »Wir stoßen auf diese Kreaturen im Herzen
eines riesigen Kraters – eines Kraters, der unseren
Spekulationen zufolge das Resultat einer gewaltigen
Anti-Eis-Explosion ist.
    Zweitens: Die Phoebianer können enorme Massen stemmen und
schleudern sie mit immenser Wucht auf dem Mond umher. Daraus
schließen wir, daß die unbekannten organischen Motoren,
welche diese Wesen antreiben – ihre

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