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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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(Würden sich nicht auf die vulgäre Ebene des Handels herablassen)
Der Fragilist Prof. Dr. Joseph Stiglitz
Fat Tony
Nero Tulip
Risikoverkäufer

Steuerzahler (dass sie Leib und Seele einbringen, geschieht nicht ganz freiwillig – sie sind Opfer)
    Erlauben Sie mir, meiner gefühlsmäßigen Neigung zu folgen und mit der dritten Spalte anzufangen, ganz rechts, in der die Helden und die Mutigen stehen. Die Robustheit, ja sogar die Antifragilität einer Gesellschaft hängt von ihnen ab; dass wir heute hier sind, verdanken wir dem Umstand, dass irgendjemand irgendwann Risiken für uns auf sich genommen hat. Aber Tapferkeit und Heroismus sind nicht dasselbe wie blinder Wagemut – sie haben nichts mit Leichtfertigkeit zu tun. Es gibt falsche Tapferkeit, die aus Risikoblindheit resultiert, also darauf zurückgeht, dass Menschen einfach nur die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns unterschätzen. Es lassen sich mehr als genug Beispiele dafür anführen, dass dieselben Leute, wenn sie sich mit echten Risiken konfrontiert sehen, zu Feiglingen werden und überreagieren; das ist natürlich das genaue Gegenteil dessen, was hier gemeint ist. Für die Stoiker ist Tapferkeit eng mit Klugheit verwandt – Klugheit ist der Mut, dessen man bedarf, um gegen die eigenen Impulse anzugehen (in einem Aphorismus von Publilius Syrus – wem sonst – wurde Klugheit als die Tapferkeit der vielen bezeichnet).
    Heroismus hat sich im Lauf der Zivilisation von der Kampfarena auf die der Ideen verlagert. Ursprünglich, in vorklassischen Zeiten, war der Held – man denke nur an die Helden Homers – ein Mann, der sich vor allem durch physische Tapferkeit auszeichnete; alles war damals physisch. In späterer, klassischer Zeit sahen Männer wie Agesilaos, der große König der Lakedaimonier, ein Leben dann als wahrhaft geglückt an, wenn es durch das Privileg gekrönt wurde, in der Schlacht zu sterben; viel mehr bedurfte es nicht – vielleicht sogar überhaupt nichts mehr. Für Agesilaos hatte sich Tapferkeit bereits von rein kriegerischer Kühnheit zu etwas Umfassenderem entwickelt. Tapferkeit wurde häufig im Verzicht gesehen, in altruistischen Taten, wenn eine Person bereit war, sich für das Wohl anderer, zugunsten einer Gemeinschaft zu opfern.
    Schließlich kam eine neue Art von Tapferkeit auf, diejenige des sokratischen Platon, die dann zur eigentlichen Definition von Tapferkeit in späterer Zeit wurde: Ich spreche von der Tapferkeit, für eine Idee einzustehen und den eigenen Tod als Erfüllung empfinden zu können, weil das Privileg, für die Wahrheit zu sterben oder sich für die eigenen Werte bis zuletzt eingesetzt zu haben, die höchste Form von Ehre geworden war. Keiner hat in der Geschichte mehr Ansehen als zwei Denker, die öffentlich und unerschrocken ihr Leben für ihre Ideen opferten – zwei Männer aus dem östlichen Mittelmeerraum, der eine ein Grieche, der andere ein Jude.
    All das sollte uns zu denken geben, wenn wir hören, dass Glück als ein Zustand definiert wird, der von ökonomischen oder anderen erbärmlich materialistischen Umständen abhängt. Sie können sich vorstellen, wie bestürzt ich bin, wenn ich von den glorifizierten, heroismusfreien »Werten der Mittelschicht« höre, die sich dank Globalisierung und Internet epidemieartig noch am entlegensten Ort in der Reichweite von British Air verbreitet haben. Sie umfassen die bekannten Opiate der vergötterten Klassen: »harte Arbeit« bei einer Bank oder Zigarettenfirma, eifrige Zeitungslektüre, artiges Einhalten der meisten (nicht aller) Verkehrsregeln, Eingebundensein in irgendeiner Unternehmensstruktur, Abhängigkeit von der Laune eines Chefs (wobei der berufliche Werdegang peinlich genau in einer Akte der Personalabteilung festgehalten ist), weitestgehende Regelkonformität, Vertrauen auf Investitionen am Aktienmarkt, Ferien in den Tropen, ein

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