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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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umgeschaltet wird; die Psychologen sprechen von »System 1« und »System 2«.
    9 Das weiße Rauschen hat nichts spezifisch »Weißes« an sich; es handelt sich lediglich um ein zufälliges Geräusch, das einer Normalverteilung folgt.
    10 Empirisch ist das Offensichtliche noch nicht überprüft worden: Können extreme Ereignisse mit Hilfe der Vergangenheit vorhergesagt werden? Die Antwort muss, wie sich aus einem einfachen Test ergibt, leider lauten: Sorry, das geht nicht.
    11 Man gehe von einer einfachen Filterregel aus: Sämtliche Mitglieder einer Gattung müssen einen Hals von vierzig Zentimetern Länge haben, damit sie überleben können. Nach wenigen Generationen wird die überlebende Population im Schnitt einen Hals haben, der länger ist als vierzig Zentimeter. (Technisch gesagt: Ein stochastischer Prozess, der einer absorbierenden Grenze ausgesetzt wird, wird zu einem beobachteten Mittelwert führen, der größer ist als diese Grenze.)
    12 In Frankreich gibt es eine ganze Reihe von Autoren, die einen Teil ihres Ruhms ihrer kriminellen Karriere verdanken – beispielsweise der Dichter Ronsard, der Schriftsteller Jean Genet und viele andere.

Kapitel 3
    Die Katze und die Waschmaschine
    Stress ist Wissen (und Wissen ist Stress) – Das Organische und das Mechanische – Derzeit kein Übersetzer vonnöten – Nach zweihundert Jahren Moderne das Tier in uns erwecken
    Die gewagte Hypothese, die ich hier aufstelle, lautet: Alles, was lebt, ist in einem gewissen Ausmaß antifragil (aber nicht umgekehrt). Es hat ganz den Anschein, als sei Antifragilität das Geheimnis des Lebens.
    Normalerweise ist das Natürliche, das Biologische, sowohl antifragil als auch fragil, je nach der Quelle (und dem Ausmaß) von Variation. Ein menschlicher Körper kann von Stressoren profitieren, indem er stärker wird, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Beispielsweise werden Knochen dichter, wenn sie episodisch belastet werden; ein Mechanismus, der nach dem Artikel eines deutschen Chirurgen aus dem Jahr 1892 als Wolff’sches Gesetz bezeichnet wird. Auf eine Schüssel, ein Auto, ein unbelebtes Objekt hingegen trifft das nicht zu – sie sind vielleicht robust, aber nicht wirklich antifragil.
    Unbelebte Materialien zeigen normalerweise unter Belastung entweder eine gewisse Materialermüdung, oder sie gehen kaputt. Eine seltene Ausnahme begegnete mir in einem Bericht über ein im Jahr 2011 durchgeführtes Experiment des Doktoranden Brent Carey. Er demonstrierte, dass Verbundwerkstoffe aus Kohlenstoffnanoröhren, die in bestimmter Weise angeordnet sind, eine selbstverstärkende Reaktion produzieren können, die es bislang bei synthetischen Materialien nicht gab, »ähnlich der lokalen Selbstverstärkung, die in gewissen biologischen Strukturen auftritt«. Das durchbricht die Grenze zwischen belebt und unbelebt und kann möglicherweise zur Entwicklung eines Materials mit anpassungsfähiger Belastbarkeit führen.
    Die Unterscheidung kann dazu dienen, die Grenze zwischen dem Lebendigen und dem Nicht-Lebendigen zu markieren. Der Umstand, dass künstlich hergestellte Materialien antifragil sein müssen, damit wir sie verwenden können, verweist auf einen vielsagenden Unterschied zwischen dem Biologischen und dem Synthetischen. Ihr Haus, Ihre Küchenmaschine und Ihr Computertisch nutzen sich ab und reparieren sich nicht selbst. Wenn es von Hand angefertigte Dinge sind, sehen sie vielleicht mit zunehmendem Alter besser aus, wie ja vielleicht auch Ihre Jeans schicker wirkt, wenn sie schon etwas abgetragen ist, aber irgendwann werden sie endgültig von der Zeit eingeholt, und selbst das härteste Material wird dann eben aussehen wie römische Ruinen. Ihre abgetragene Jeans macht vielleicht einen modischeren Eindruck, aber der Stoff an sich wird nicht besser, und sie repariert sich auch nicht selbst. Aber stellen Sie sich vor, es gäbe ein Material, das diese Dinge stärker macht, sie in die Lage versetzt, sich selbst zu reparieren und im Lauf der Zeit besser zu werden. 13
    Zugegeben: Menschen haben zwar die Fähigkeit zur Selbstreparatur (oder sagen wir besser zur Selbstheilung), doch auch sie sind irgendwann erschöpft – dann ist zu hoffen, dass sie ihre Gene, Bücher oder andere Informationen hinterlassen, aber das ist eine andere Diskussion. Allerdings ist das Phänomen des Alterns stark mit Vorurteilen und Fehlschlüssen belastet und wird weitgehend falsch verstanden. Wir verfolgen den Alterungsprozess bei alten Menschen und assoziieren

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