Antiheld (German Edition)
Andächtig bewundere ich den blau angelaufenen Körper, der im schlechten Licht aussieht wie eine Frucht mit harter Schale. Im nächsten Moment spüre ich, wie Blut in meinen Unterleib pumpt.
Ihr Mund bleibt gerade so weit geöffnet, dass man in der Mitte ein kleines, schwarzes Loch erkennt. Die weit aufgerissenen Augen sind unbeweglich zur Decke gerichtet. Der Atem so flach, dass ich ihn weder spüren noch hören kann. Ich ficke sie ganz langsam.
Nachdem ich abgespritzt habe, löse ich mich mit einem Ruck und reiße das Kondom von meinem erschlafften Glied. Sperma tropft auf den Boden. Ich bleibe einen Moment ganz still und unbeweglich stehen, spüre, wie das Kribbeln in meiner Wirbelsäule verebbt, wie ich wieder zu mir komme. Wie ich wieder zu dem werde, der ich eigentlich bin.
Ich versuche, nichts zu denken, nichts zu fühlen. Es gelingt mir nicht. Ich lege mich neben sie. Die Laken sind feucht und klamm, dennoch kann ich spüren, wie das Leben in sie zurückkriecht, wie ihr Fleisch allmählich wieder warm wird. Auf keinen Fall will ich ihre Haut berühren müssen.
«Hat es dir gefallen?», fragt sie, immer noch so daliegend mit weit geöffneten Beinen und pink schimmernder Kinderfotze.
«Schreib es bei meinem Alten auf die Kreditkarte.»
Sie lächelt bitter, steht auf, hüllt sich in ihren Bademantel und nimmt sich eine Zigarette. «Sonst steht ihr euch nicht sonderlich nahe?»
Als ihre Stimme verklungen ist, erfüllt das Klicken des Feuerzeugs den Raum.
Ich sehe sie an. «Er ist mir egal.»
Sie zieht an der Zigarette, spielt mit dem Rauch und stößt ihn ruckweise aus. «Wenn er dir egal wäre, würdest du nicht so oft über ihn reden.» Es klingt wie eine Beleidigung.
«Er ist mir wirklich egal»,
Sie lächelt geringschätzig. «Irgendwann wirst du feststellen, dass du ihn nicht verleugnen kannst.»
«Wie meinst du das?»
«Er ist dein Vater, verstehst du?», sagt sie, als wäre ich begriffsstutzig. «Natürlich hast du viel von ihm. Vielleicht weißt du es noch nicht oder willst es nicht wissen!» Sie zeigt mit der Glut ihrer Zigarette auf mich. «Bald wirst du es wissen.»
«Ich werde niemals so sein wie er», antworte ich und starre mit leerem Blick an die Wand. Eine Spinne krabbelt verloren über den nackten Beton.
«Du kannst ihn beschimpfen, wie du willst, davon wirst du ihn auch nicht los.»
Die Spinne verschwindet in einer dunklen Ecke.
«Ich würde ihn gerne töten. Erwürgen», flüstere ich.
Sie lacht grell. «Dafür hast du keinen Schneid, mein Schatz!»
«Du glaubst nicht, dass ich ihn töten könnte?» Ich drehe mich zu ihr, sehe sie an. Ihre Mimik sagt alles.
«Was würde dir das bringen?», fragt sie achselzuckend und drückt die Zigarette aus.
«Befriedigung!»
«Für den Moment! Aber das, was in dir brodelt, hast du dann immer noch nicht rausgelassen.»
Ich mache eine abwertende Handbewegung. «Hast du ein Diplom in Psychologie, oder was?»
«Wer weiß?», sagt sie und hebt das Kinn. «Was kennst du schon außer meiner Muschi?»
Mit einer theatralischen Geste streicht sie sich die Haare aus dem Gesicht, und in diesem Moment frage ich mich, ob sie mir wirklich gefällt. Das schmale Gesicht mit den hohlen Wangen. Die dünnen, harten Lippen. Die hohe, glänzende Stirn. Sie sieht nach Sex aus. Und das ist auch schon alles. Ansonsten ist da nichts. Keine Spur von Zärtlichkeit. Nichts, was man beschützen möchte.
«Lass sehen, ob ich richtig liege!», beginne ich, «du kommst aus dem Ostblock. Illegal, natürlich, und verdienst mit deiner Möse satte Kohle. Nach ein paar Jahren gehst du zurück als Sloti-Millionärin und lebst in deiner Datscha wie eine Prinzessin.»
Sie ahmt ein herzhaftes Lachen nach. «Jetzt bin ich dran: Du kommst krank auf die Welt – Asthma. Immer versuchst du, dein Spray vor mir zu verstecken, aber in solchen Dingen bist du ungeschickt. Das schnalle ich, auch wenn ich nur eine Nutte bin!», sagt sie so, dass es mir wehtut. «Und wenn du früher Klavier geübt hast, stand er neben dir und hat dich angewidert beobachtet. Das hat er gesagt: ‚Die Melodien, die er aus diesem verdammten Ding rausholt, zum Kotzen!’»
«Er redet über mich, wenn er dich fickt?»
Sie lächelt und flüstert: «Vielleicht …»
Dann setzt sie sich neben mich und fährt mit ihren dünnen Fingern durch das Haar.
«Du solltest deine Zeit nicht bei mir verbringen …»
«Und wer ernährt dich dann, du eingebildete Hure?»
Ihr Lachen verhallt nur langsam in dem
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