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Antiheld (German Edition)

Antiheld (German Edition)

Titel: Antiheld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stiff Chainey
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wirklich keine andere Möglichkeit. Andor, bitte pack deine Sachen. Du bist erst mal suspendiert.»
    «Sie wollen mich deswegen suspendieren? Das ist doch nicht Ihr Ernst?», sage ich und muss spontan laut lachen.
    «Deine eigene Schuld, du Idiot!», höhnt Bibby und klatscht Beifall.
    «Andor», sagt Hillemann in vorwurfsvollem Ton, «du musst doch einsehen, dass du mir keine andere Wahl lässt!»
    «Du kleiner rückgratloser Wichser!»
    Hillemann starrt mich fassungslos an. «W-Was bitte?»
    « Du rückgratloser Wichser! »
    Die Klasse ist mucksmäuschenstill. Selbst Bibby hält ihre vorlaute Fresse und starrt mich erschrocken an.
    «Raus!», brüllt Hillemann und wird knallrot. «Sofort raus!»
    Ich stehe auf und packe meinen Rucksack. «Ich schwöre dir: Dich mache ich fertig, du Drecksack! », schreie ich im Vorbeigehen. Dann drehe ich mich zur Klasse um und hebe meinen Arm. «Heil Hitler!»
    Jetzt rastet Hillemann aus und versucht, meinen Arm herunterzureißen. Ein Fehler. Ich lande einen Volltreffer, meine Faust in seine Fresse, er wankt benommen zurück.
    «Du hast mich geschlagen!», krächzt er verdutzt und seine Stimme bricht zwischen den letzten beiden Silben und er fasst sich an die blutende Nase.
    Jetzt klingt er tatsächlich wie ein heulendes Mädchen. Ich stürze mich auf Hillemann, aber natürlich hält mich die halbe Klasse zurück. Überall sind Hände und verzerrte Gesichter, die mir irgendetwas zurufen, mich besänftigen wollen. Alles geht drunter und drüber. Ich liege auf dem Boden, mein T-Shirt wird in Fetzen gerissen, eine Stimme brüllt schrill: «Neiiiiiin!» genau in mein Ohr. Ich fauche und schlage blind um mich, plötzlich springt mein iPod an und spielt Fight for your right to party.
    Ich höre den Song ganz genau aus den Kopfhörern, die um meinen Hals baumeln. Hillemann taucht kurz in meinem Blickfeld auf, sofort trete ich nach ihm, es ist wie ein Reflex, ich kann nichts dagegen tun. Ich erwische ihn am Schienbein. Dann ist er ganz nah, ich kann sein Eau de Parfum riechen, irgendeinen modischen Duft von Paco Rabanne.
    Ich schreie: «Fick dich!»
    Speicheltropfen landen in seiner Visage. Jetzt will ich ihm richtig eine geben und hole aus, er sieht irritiert hoch, doch im letzten Moment rammt mich jemand so hart, dass mir für einen Augenblick die Luft wegbleibt.
    «Ist gut jetzt!», sagt eine Stimme, dann zieht man mich von Hillemann weg.
    Ich brülle: «Halt die Fresse du Wichser!»
    Ich schmecke salzige Tränen, die über meine Lippen laufen. Danach kriege ich nichts mehr mit, mein Blick verschleiert.

Tagebuch Nimkin

    Heute Nadine in den Arcaden getroffen. Seit meinem Schulwechsel und seit wir nicht mehr zusammen sind, haben wir uns kaum noch gesehen. Ich war ziemlich überrascht. Sie hat sich den Unterarm tätowieren lassen. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ihre Eltern, diese dreckigen Spießbürger, was davon wissen.

    Keine Ahnung, was mit ihr los war. Sie war total kurz angebunden. Mir ist aufgefallen, dass sie mir nicht mehr in die Augen sehen kann. Sie sieht einfach an mir vorbei, selbst wenn sie mit mir redet. Ich bin so machtlos.

    Um runterzukommen bin ich in den Games -Laden im zweiten Stock und habe eine Runde Evil Empire an der Test-Konsole gezockt. Ich spiele in der letzten Zeit immer Neve , das kleine Mädchen. Irgendwie ist es noch geiler, die Gegner abzuschlachten, wenn man sich als Charakter ein braves Schulmädchen aussucht. Die Grafik der neuen Version ist super-realistisch . Das Blut und die Eingeweide sehen total echt aus. Im Forum habe ich gelesen, dass die Entwickler diesmal mit Kriminologen zusammengearbeitet haben, damit die Verletzungen noch authentischer aussehen. Meine bevorzugte Waffe ist der Feuerlöscher. Hammer und Squash-Schläger werden schnell langweilig, außerdem kann man mit dem Feuerlöscher so schön Köpfe zerplatzen lassen.
    Dann musste mich Finn anquatschen. Er hing die ganze Zeit bei den Rollenspielen ab und schielte ständig rüber. Ich dachte, dass er mir erspart bleiben würde, aber plötzlich stand er neben mir und machte einen auf guten Freund. Das konnte ich mir keine drei Minuten geben und bin in den Comic-Laden geflüchtet.

Rhapsodie im weißen Beinhaus

    «Alle Leidenschaften und Strebungen des Menschen sind Versuche, eine Antwort auf seine Existenz zu finden, oder man könnte auch sagen, sie sind Versuche, der Geisteskrankheit zu entgehen.»
    Erich Fromm

    In Finns Kopf wirbelten die tollsten Fantasien. Sein Gehirn

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