Antiheld - Thriller (German Edition)
Nicht weit weg von der Schule. Die High-School stand nicht unweit von Rubys Vorschule entfernt. Somit hätte auch Keller einen nicht mehr allzu langen Weg für auf seine Arbeit.
»Liebling?« Er wirkte wieder ernst. Vielleicht zu ernst für Ruby, denn weiteten sich deren Augen plötzlich und sie wich einen Schritt zurück. »Wird Keller euch begleiten?«
»Was meinst du?«
»Wird er mit euch in das neue Haus ziehen?«
»Ich … ich weiß nicht.«
Wusste sie es wirklich nicht oder versuchte sie ihm womöglich etwas zu verheimlichen!? Sie öffnete und schloss den Mund, brachte aber ohnehin keinen Laut mehr hinaus. Dennoch wollte er das Gespräch unter keinen Umständen unterbrechen. Nicht an dieser Stelle. Nicht wenn sie gerade von Keller sprachen.
»Ist er nett zu dir? Behandelt er Mama gut?«
Ruby blinzelte. »Vince?«
»Ja.« Christian spürte einen unwillkürlichen Brechreiz aufsteigen. » Vince .«
Erneut schien sie zu überlegen. Anscheinend versuchte sie es ihm so schonend wie möglich beizubringen.
»Mama hat nichts erwähnt, aber ich glaube schon. Sie mögen sich sehr, weißt du!?« Gerade die letzten Worte sprach sie äußerst zögernd aus.
»Behandelt er dich gut?«
Ruby gab keine Antwort. Stattdessen sah sie ihn bloß mit ihren großen traurigen Augen an. »Wann kommst du wieder zurück? Wann wird wieder alles, so wie es war?«
Nie mehr, mein Schatz. Nie mehr.
»Daddy hat im Moment noch einiges zu erledigen. Er hat viel auf der Arbeit zu tun, weswegen er leider nicht mehr so oft bei euch sein kann.«
Seine Ausrede war mehr als billig und doch hoffte er insgeheim, dass sie seinen Worten dennoch Glauben schenkte.
»Aber um noch mal auf meine Frage zurückzukommen.« Er ging in die Hocke, um ihr gezielt in die Augen blicken zu können. Mit beiden Händen umfasste er ihre Schultern. »Behandelt er sie gut? Behandelt er dich gut?«
» Mich hat er bis jetzt immer gut behandelt.« Dann schloss sie den Mund Verheimlichte sie ihm doch etwas?
»Ruby.« Christian sprach mit mehr Nachdruck. Auch umfasste er sie stärker. Einige der anderen Anwesenden an der Haltestelle reckten bereits interessiert die Köpfe. Doch selbst wenn er dem Mädchen etwas antun sollte, keiner würde ihr zu Hilfe kommen. Sie glotzten nur alle äußerst gern, damit sie daheim beim Abend brot etwas Interessantes zu erzählen hatten. »Erzähl mir alles. Wenn du mir etwas verschweigst, könnte das Mama schaden.«
»Mama?« Der Versuch zurückzuweichen, wurde immer noch durch Christians Griff unterbunden. »Ich will aber nicht, dass Mama zu Schaden kommt.«
»Dann musst du mir alles berichten, Ruby. Es ist wichtig!«
Der Druck wurde noch stärker, was Ruby die Gesichtsfarbe nahm. Ihr Vater wurde wieder so ernst und glich gar nicht mehr ihm selbst.
»Daddy.« Sie sprach mit Bedacht, da sie auf keinen Fall wollte, dass er noch wütender wurde. »Du tust mir weh.«
Er sah auf seine Hände, deren Knöchel bereits weiß waren. Dennoch ließ er sie nicht los.
»Liebling, bitte! Hat er irgendetwas gesagt oder getan, dass euch verletzt hat? Hast du einmal beobachtet, dass er Mama weh getan hat?«
»Nein!« Sie warf den Kopf umher. Starrte weiter auf den Griff ihres Vaters. »Daddy, bitte lass mich los!«
»Ruby sprich mit mir! Ich muss es wissen.« Nun begann er sie zu schütteln. Die Leute starrten weiter, tuschelten untereinander, doch griff niemand ein.
»Daddy«, flehte sie weiter, ohne auf die Einsicht ihres Vaters zu stoßen.
»Ruby!«
»Christian!«
Er spürte den Schlag mitten auf sein Rückgrat. Vor Schrecken, ließ er von Ruby ab, taumelte einige Schritte nach vorne, wandte sich um und sah schließlich in das verzerrte Gesicht Rachels.
»Verschwinde! Lass uns in Ruhe!« Erneut traf ihn ein Schlag mit dem Stockregenschirm. »Du hast deine Entscheidung gefällt. Du hast dich gegen uns entschieden. Also geh zurück zu deiner Schlampe und lass uns endlich in Frieden!«
Rachel umfasste Rubys Hand und zog sie mit sich.
»Warte!« Es brauchte ein wenig bis er wieder seine Orientierung zurück erlangt hatte. »Rachel, wir müssen reden. Sofort!«
Das einzige, was er noch von ihr sah, war das wallende Haar und der beigefarbene Mantel. Beides wurde vom Wind aufgewirbelt. »Vergiss es!« Sie zog ihre Tochter noch energischer an sich heran. »Lebe du dein Leben. Wir unseres.«
»Rachel!« Inzwischen hatte er sie eingeholt. Als er versuchte, sie am Arm zu packen, versetzte sie ihm eine schallende Ohrfeige.
»Lass uns
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