Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Seine wasserblauen A u gen blickten unter buschig, weißen Brauen freundlich, jedoch fragend auf Oskar hinunter. „Wen haben wir denn hier. Darf ich deinen Namen erfahren?“
„Oskar Krummbein“, sagte Oskar.
Der Professor guckte erstaunt. „Oskar Krummbein? Sehr interessant.“ Er kratzte sich an seinem langen weißen Bart und musterte Oskar, als würde er sich an etwas eri n nern. „Wirklich sehr interessant.“ Dann drehte er sich wieder um zu Valpurgia Stone.
Aber Valpurgia Stone war nicht mehr da. Sie hatte die richtige Fährte aufgenommen und war in der Menge ve r schwunden.
In der Zwischenzeit hatte Anton fieberhaft nach einem geeigneten Versteck gesucht. Aber das war gar nicht so einfach.
Als er schon in Erwägung zog, die rote Eingangstür zu suchen, um die Flucht nach draußen in die Baumkrone anzutreten, hörte er eine Stimme von der Seite: „Komm doch mal her, Jungchen.“
Eine freundlich aussehende Frau vor einem großen Kochtopf winkte zu ihm herüber. Sie hatte einen langen, wallenden Rock an, der aus einer Unzahl von Stoffflicken zusammengenäht war. Um ihren Kopf herum flogen ein paar Amseln und zwitscherten. Sie musterte Anton. „Was rennst du denn hier so aufgescheucht durch die Gegend? Es sieht ja aus, als seist du auf der Flucht.“
Anton wusste nicht recht, was er antworten sollte. Er nickte.
Die Frau lächelte. „Na dann, hinunter mit dir.“ Sie griff nach ihrem langen Rock und zog ihn ein Stückchen hoch. Anton guckte sie mit großen Augen an. Dann verstand er. In Windeseile kroch er darunter.
Einige Augenblicke später erschien auch schon Valpurgia Stone. Ohne Zögern steuerte sie die freundliche Frau und ihren Kochtopf an. Diese schien davon herzlich unbeeindruckt.
Sie griff nach einer Karotte und begann, diese in den Kochtopf zu schnippeln. „ Valpurgia , meine Gute . Was verschafft mir die Ehre?“
Valpurgia Stone schien nicht zu Freundlichkeiten au f gelegt. „Wo ist es?“, fragte sie streng.
„Was, meine Liebe?“
„Das Menschenkind. Es muss hier vorbei gekommen sein!“
„Tut mir leid. Hier sind keine Kinder“, sagte die freundliche Frau mit Bedauern.
„Ich bin mir aber sicher!“, murmelte die Beauty-Hexe. Dann schnupperte sie in Richtung des Kochtopfs. „Hier, genau hier bei dir muss es sein.“
In dieser Sekunde verwandelten sich zwei der kleinen Amseln, die um den Kopf der freundlichen Frau flogen, mit einem Puff in lilafarbene Duftschwaden. Und die z o gen Valpurgia Stone direkt in die wohlgeformte Nase.
Die freundliche Frau schnippelte weiter an ihren K a rotten. „ Valpurgia , meine Liebe. Reg dich nicht auf.“ Sie hielt inne und schnupperte. „Aber beim besten Willen. Hier duftet es nach Lavendel. Und nicht nach Kindern.“
Valpurgia Stone machte ein entgeistertes Gesicht. Kein Zweifel. Lavendel. Sie hatte die Spur verloren. Mit einem unzufriedenen Murmeln trat sie den Rückzug an.
Als das Klacken ihrer Stiefel nicht mehr zu hören war, kroch Anton unter dem Rock hervor. Er lächelte die freundliche Frau an. „Vielen Dank, das war knapp!“
„Keine Ursache, mein Kleiner“, lächelte die freundliche Frau zurück, „ich liebe Kinder.“
Dann machte sie sich wieder ans Karotten-Schnippeln. Von hinten kam währenddessen Oskar angerannt.
„Hier steckst du!“, rief er.
„Ja, hier steck ich, und das war knapp!“, meinte Anton. Oskar lächelte und klopfte ihm auf die Schultern. „Aber es scheint ja nochmal gut gegangen zu sein. Lass uns rüber zur Nachwuchs-Zauberei gehen. Da gibt es auch keine Beauty-Hexen.“
Anton hatte immer noch weiche Knie. Auf wackligen Beinen folgte er Oskar, der durch einen großen Torbogen hindurch in einen zweiten Saal ging. Auch dieser Saal war gewaltig. Nicht ganz so gewaltig wie der erste. Dafür aber mit einem langgestreckten Balkon am Ende, dessen hohe Glastüren hinter roten Samtvorhängen verborgen lagen.
Anton fragte sich, was man von diesem Balkon aus wohl sehen konnte. Die Schule und den Pausenhof, oder vielleicht die ganze Stadt von oben? Schließlich befanden sie sich immer noch in dem Baumstamm. Und sie mussten ganz schön weit oben sein.
„Du“, Anton tippte Oskar am Arm. „Du sagtest vo r hin, das gute Aussehen von Valpurgia Stone käme nicht von ungefähr? Was meintest du damit eigentlich?“
„Man sagt, dass sie unlautere Methoden nutzt, um ihre Jugend zu bewahren.“
„Ja und?“
„Es gibt da so Gerüchte.“
„Was für welche?“ bohrte Anton nach. Oskar zog die
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