Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Augenbrauen hoch und beugte sich ein Stück zu ihm.
„Sie isst Menschenkinder.“
„W-w- as ?!“, rief Anton und hatte das Gefühl, dass sein Herz vor Schreck zu schlagen aufhörte. „S-s- ie isst Ki n der?“
„Habe ich zumindest gehört“, Oskar guckte vielsagend.
Anton wurde fast ein bisschen schlecht. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Einen Moment lang war es still.
„Du, noch was“, meinte er verlegen. „Es tut mir wir k lich leid. Aber ich muss jetzt leider nach Hause.“
Oskar sah ihn überrascht an, dann machte er eine b e schwichtigende Handbewegung. „Wegen der alten Valpurgia ? Mach dir deswegen keinen Kopf. Hier auf dem Kongress gelten die Kongressregeln. Hier kann dir nichts passieren, wirklich nicht.“
„Das ist es nicht“, meinte Anton zerknirscht. „Ich muss tatsächlich nach Hause. Ich habe eine wichtige Schularbeit übermorgen und muss noch lernen.“ Oskar guckte betreten, denn er sah, dass Anton es ernst meinte. „Hm, schade. Aber ich verstehe.“
Dann hellte sich Oskars Miene auf. „Ich mach dir e i nen Vorschlag. Wir schauen uns jetzt noch kurz die Nachwuchszauberer an. Und dann bringe ich dich auf dem schnellsten Weg nach unten zum Baumausgang.“ Er schaute Anton fragend an. Anton nickte. „Gebongt.“
Nachwuchstalente
Manche Menschen glauben nicht an das Schicksal. Es o terischer Firlefanz, sagen sie verächtlich. Solche Menschen halten das Leben für eine Ansammlung zufälliger Ereigni s se. Eine planlose Reise mit ungewissem Ausgang.
Andere Menschen hingegen sind da ganz anderer Me i nung. Sie sind überzeugt, dass alles im Leben seinen tief e ren Sinn hat. Alles folgt einer unbekannten, geheimnisvo l len Idee. Einem Plan, der von irgendjemandem gestrickt und genauestens ausgearbeitet wurde. Wer auch immer dieser Irgendjemand sein mochte.
Ab heute gehörte Anton zu der zweiten Sorte Me n schen. Denn wenn einem die Lösung seiner Probleme auf derart wundersame Weise über den Weg läuft wie Anton, dann kann von Zufall keine Rede mehr sein.
Als Anton und Oskar sich im Saal der Nachwuchs-Zauberei umschauten, fiel ihr Blick sofort auf ein kleines Mädchen, das vor dem Balkon neben einem Podest stand.
Mit streng nach hinten gekämmtem Pferdeschwanz, ordentlicher Bluse und Faltenrock stand sie da und guckte wichtig.
Sie war sehr zierlich. Fast elfenhaft. Aber ihr Blick war stolz und selbstbewusst. Bestimmt eine Klassenbeste, dachte Anton. Auf dem Podest neben ihr befand sich ein rotes Samtkissen. Und darauf unter einer großen Glasgl o cke lag eine Brille.
Ein paar Leute hatten sich davor versammelt und b e äugten sie neugierig. Ein kleines Schild stand daneben, auf dem stand : „Brille der allwissenden Algebra“. Anton war sofort hellwach. Die Worte Algebra und allwissend ließen in seinem Kopf alle Glocken läuten.
Unter den Leuten war auch ein Mitglied der Kongress-Jury. Man erkannte ihn gleich, denn er hatte ein dickes Notizbuch in der Hand.
„Gibt es einen Freiwilligen, der bereit ist, die Brille au s zutesten?“, fragte das Kongress-Jury-Mitglied. Ein kleiner, weißhaariger Mann hob die Hand. Man holte ihm einen Stuhl, auf den er sich setzte.
Dann wurde die Brille unter der Glasglocke hervor g e holt und dem weißhaarigen Mann auf die Nase gesetzt. Die Brille hatte schwarze Hornränder, und ihre Gläser waren dick wie Lupen.
„ Wieviel ist die zwölfte Potenz von drei?“, fragte das Kongress-Jury-Mitglied.
Der weißhaarige Mann auf dem Stuhl starrte ang e strengt durch die mächtige Brille. Man sah förmlich, wie es in seinem Kopf rumorte und ratterte. Dann hellte sich seine Miene auf.
„ Fünfhunderteinundreißigtausendvierhunderteinundvierzig “, sagte er.
Das Kongress-Jury-Mitglied tippte die Zahlen in einen Taschenrechner, der vor ihm in der Luft aufploppte . „Das ist korrekt!“, rief er begeistert.
Doch irgendwie schien das Publikum das tolle Ergebnis nicht recht zu würdigen. Denn es erklang schallendes G e lächter.
Zugegeben, der weißhaarige Mann auf dem Stuhl sah auch einfach zu komisch aus. Nicht nur, dass die Brille ihm viel zu groß war. Sie hatte auch milchig beschlagene Gläser. Und die ließen ihren Träger äußerst dümmlich dreinblicken.
Auch das Kongress-Jury-Mitglied musste schmunzeln. „Wirklich eine tolle Zauberei, junge Dame“, sagte er l o bend zu dem kleinen Mädchen. „Ich könnte mir gut vo r stellen, deine Brille in die Auswahl für den Nachwuchs-Preis zu nehmen.“
Dann kratzte er
Weitere Kostenlose Bücher