Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Was, wenn der ganze Spuk vorbei war?
In dem Moment klopfte etwas an der Fensterscheibe. Anton fuhr hoch. Es war Oskar! Anton rannte zum Fen s ter und öffnete es weit. Begleitet von einem eisigen Win d zug rutschte Oskar auf seinem Besenschirm ins Zimmer. Mit einem lauten Rums landete er in der Mitte auf dem Boden, und eine Ladung Schnee verteilte sich neben ihm auf dem Teppich. Schnell schloss Anton das Fenster hinter ihm.
„ Tata !“ Oskar stieg vom Besen, schüttelte den Schnee von seiner Mütze und befreite den Umhang über seinen Schultern von ein paar kleinen Eiszapfen.
„Wollte mal nachschauen, wie die Lage ist“, Oskar musterte Anton. Dann strahlte er. „Wahnsinn, du kannst mich immer noch sehen? Kaum zu glauben, aber wahr!“
Anton nickte. Oskar guckte zufrieden. „Na dann, los geht`s!“
„Wie?“ Anton runzelte die Stirn.
„Naja, ich nehme doch an, du kommst mit heute?“, meinte Oskar. „In einer halben Stunde bin ich mit Emma in der Stadt verabredet. Wir wollen doch heute ihre Brille polieren lassen.“
Anton guckte Oskar ratlos an. „Hm, ja klar. Aber ich hab doch Schule. Ich kann nicht schon wieder fehlen.“
„Papperlapapp!“ Oskar machte eine Handbewegung, als wolle er das Problem vom Tisch wischen. „Vor dir steht ein gut ausgebildeter, aufstrebender, junger Zauberer. Das wäre doch gelacht, wenn wir da keine Lösung fä n den.“
Oskar grinste. „Im Zaubern von Entschuldigungen bin ich besonders gut. Praktiziere ich häufiger.“
„Gehst du denn auch zur Schule?“
„Logisch. Was denkst du denn. Schulpflicht gilt für a l le.“ Oskar stellte seinen Besenschirm am Fenstersims ab und legte seine Hand ans Kinn. „Mal sehen. Ich würde sagen, wir brauchen eine klassische Krankschreibung. Ein Fall für die Praxis Doktor Finkelstein. Ganz klar.“
„Wer?“
„Ein pensionierter Zauberdoktor, Spezialist für mag i sche Neurosen.“ Oskar grinste wieder. „Vorteil: Wenn Menschen anrufen, geht er prinzipiell nicht ans Telefon.“
„Und was für eine Krankheit soll ich haben?“, fragte Anton. So richtig überzeugt war er noch nicht.
„Nun“, Oskar betrachtete Anton. „Wie wär`s mit einer ordentlichen Lungenentzündung?“
„Auf keinen Fall.“ Anton schüttelte den Kopf. „Geht nicht. Morgen gehe ich ja wieder zur Schule. Das wäre total unglaubwürdig.“
„Was hältst du von Filzläusen?“
„Igitt, das ist ja ekelhaft!“
„Dir kann man es aber auch nicht recht machen“, seufzte Oskar und zog aus der Innentasche seiner Jacke ein dünnes Buch hervor. Es war das Taschenbuch der Zaub e rei. Er blätterte darin.
„Dann nehmen wir halt was Harmloses. Wie wär`s mit Ohrenschmalz? Dazu eine Prise chronischer Faulheit?“ Oskar sah Anton erwartungsvoll an. „Wir nehmen einfach den medizinischen Fachausdruck. Das klingt super.“
Bevor Anton irgendetwas antworten konnte, hatte O s kar die rechte Hand gehoben, fuchtelte damit ein paarmal durch die Luft und murmelte etwas Unverständliches auf Latein.
Augenblicklich erschien in der Mitte des Raums ein Blatt Papier. Es sah tatsächlich aus wie eine Krankschre i bung vom Arzt. Es war noch unbeschrieben, aber langsam begann sich eine Schrift abzuzeichnen, wie von einem Computerausdruck. Unter der Rubrik Datum erschien der 19. Dezember und im Feld Krankheitsbild die Worte „ Aurium Sordes , Pigritia mala .“ Zu guter Letzt ein dicker Stempelabdruck mit der Adresse der Praxis Doktor Fi n kelstein. Dazu eine geschwungene, krakelige Unterschrift, die man, wie zu erwarten bei einer Arztunterschrift, nicht entziffern konnte.
Anton blickte staunend auf das schwebende Blatt P a pier. „Wow“, sagte er beeindruckt.
„Nicht schlecht, nicht wahr?“ Oskar machte ein stolzes Gesicht. Dann fuchtelte er nochmal mit der Hand durch die Luft. Das Papier faltete sich ordentlich zusammen und schob sich in einen dünnen Papierumschlag. „Ab geht die Post, Eilzustellung!“
Er ging zum Fenster und öffnete es. Wie durch einen unsichtbaren Windzug wurde der Umschlag hinaus ins Freie gezogen und entschwand in der morgendlichen Wi n terlandschaft.
„So, das wäre erledigt.“ Oskar rieb sich zufrieden die Hände. „Wir können los.“
„Funktioniert das tatsächlich?“ fragte Anton skeptisch.
„Selbstverständlich. Wir Zauberkinder sind sehr geübt mit sowas. Ich schreibe mir auch ständig Krankschreibu n gen.“
„Und warum?“
„Naja, um auf den Kongress zu gehen, zum Beispiel. Oder zur Zauberschule. Wer hat
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