Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
hatten, ließ Oskar den Besenschirm langsam tiefer schweben. Vor ihnen lag die Fußgängerzone. In der Poststrasse neben dem Uhrenmuseum mit seiner imposa n ten Drei-Räder-Uhr setzten sie auf dem Boden auf und stiegen ab.
Anton folgte Oskar in einen verdeckten Hauseingang, wo sie unbeobachtet von den umher laufenden Fußgä n gern ihre Tarnumhänge abnahmen und in die Jackent a schen steckten. Dann marschierten sie los, vorbei an G e schäften und Weihnachtsständen.
In der Fußgängerzone herrschte reger Betrieb. Zw i schen Geschäftsleute, die eilig durch den Schneematsch stapften, mischten sich schneeschippende Hausmeister und tütenbepackte Mütter mit ihren Kindern. Quer über der Fußgängerzone zwischen den Häuserreihen baumelten weihnachtliche Lichterketten, und ein alter Mann mit Bart entlockte seiner Spielorgel ein leicht schepperndes „Stille Nacht“.
„Wir treffen Emma an der Schwebebahnhaltestelle“, erklärte Oskar und deutete nach vorne.
Als sie den Blumenladen an der Alten Freiheit passie r ten, kam ihnen eine Dame mit Kinderwagen entgegen.
„Guten Morgen Frau Donnerschlag!“, grüßte Oskar freundlich und hob seine Mütze.
„Hallo Oskar!“, lächelte die Dame. Sie schien ziemlich gestresst zu sein. Vor ihr holperte der Kinderwagen durch den Schneematsch, und an ihrer Hand hing ein kleiner Junge, der ungeduldig an ihrem Ärmel zerrte.
„Wer war das?“, fragte Anton, als sie die Dame hinter sich gelassen hatten. „Eine Freundin meiner Mutter. Eine Hexe“, erklärte Oskar. Dann verzog er das Gesicht. „Sie ist wirklich nett. Aber ihre Kinder, eine unsympathische Brut!“
„Wieso?“ Anton drehte sich um und schaute Frau Donnerschlag hinterher, die sich langsam Richtung Ne u markt entfernte. Genau in dem Moment drehte sich auch der kleine Junge an ihrer Hand um und warf Anton einen durchdringenden Blick zu. Dann streckte er die Zunge raus. Anton erschrak. Die Zunge war lang, schmal und gespalten, wie von einer Schlange!
„Ich verstehe“, murmelte Anton und war ganz froh, dass Frau Donnerschlag samt Sohnemann hinter der nächsten Straßenecke verschwunden war.
Inzwischen hatten sie den Schwebebahnhof Döppersberg erreicht. Vor dem Bahnhofsaufgang neben einem kleinen Zeitungskiosk stand ein Chor des Malteser Hilfswerks. Und vor dem Kiosk stand Emma. Sie hatte eine graue Fellmütze mit riesigen Ohrenlappen an und trug einen langen, bunt gemusterten Wollschal. Trotzdem schien ihr kalt zu sein. Sie bibberte , und ihre Nase war rot wie eine Kirsche.
„Furchtbar dieses Winterwetter, nichts für Elfen“, b e grüßte sie die beiden und musste einmal niesen. Aber bei ihr klang es eher wie das silberhelle Bimmeln kleiner Glöckchen. Anton fiel auf, dass Emmas Flügel heute nicht zu sehen waren. Sie schienen gut verpackt unter ihrem dicken Wintermantel zu stecken.
„Dann schauen wir mal, was die Presse zum gestrigen Abend zu sagen hat!“ Oskar trat vor den Kiosk. „Einmal Forstwirtschaft Aktuell, bitte!“
Der Mann hinter der Kiosköffnung griff neben sich und zog eine dünne Zeitung hervor, die er Oskar reichte. „Wirklich erstaunlich, wie gut das Blatt heute geht.. “ , brummte er, während er die Münzen einsammelte, die Oskar auf die Theke gelegt hatte.
Oskar stellte sich wieder neben Anton und Emma. Neugierig blickten sie auf das Titelblatt. Unter dem Ze i tungstitel prangte eine große, grüne Fichte. Darunter eine Reportage über Forstwirtschaft im Harz.
„Ja und?“, fragte Anton.
„Gemach, gemach. Du musst die Augen auf der Seite ruhen lassen!“, erklärte Oskar und seufzte, „kein Wunder, dass ihr Menschen so wenig erkennt…“
Folgsam heftete Anton seinen Blick auf die grüne Fic h te und wartete ab. Und tatsächlich. Nach ein paar Auge n blicken begann das Bild zu verschwimmen, die Buchstaben wurden immer undeutlicher, lösten sich auf und formie r ten sich neu, bis schließlich ein völlig neues Titelblatt vor ihm lag. Anton staunte. „Magische Allgemeine – Tagesze i tung für Zauberei“ stand da jetzt.
In der Mitte auf einem großen Foto war nun Professor Rofius abgebildet, daneben Professor Lummerlich mit seinem langen Bart, der ihm die Hand schüttelte. Darüber prangte in großen Druckbuchstaben: „Sensationeller Start des 88. Internationalen Zauberkongresses!“ Darunter b e gann ein Artikel, und Oskar las laut vor:
„Begeistert feierten die Besucher des gestern eröffneten Internationalen Zauberkongresses die Erweckung des Mondes
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