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Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Titel: Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Carina Hashagen
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sagte Oskar zu der Dame auf der anderen Seite der Vitrine, „und drei Tassen Kakao. Schön heiß.“
    „Keine Torte?“, fragte Anton ein wenig enttäuscht.
    „Die Windbeutel sind besser, vertrau mir“, lächelte O s kar und stellte seinen Besenschirm im Schirmständer n e ben der Eingangstür ab.
    „Setzt euch ruhig schon hin“, sagte die Dame hinter dem Tresen. Sie hatte ein rundes, freundliches Gesicht, leuchtend rote Wangen, und um ihren Bauch spannte sich eine rosa Schürze. „Dort hinten ist noch alles frei.“
    Die drei Kinder gingen zu einem der hinteren Marmo r tische, zogen ihre Jacken aus und machten es sich auf den roten Samtsesseln davor gemütlich.
    Kurz darauf kam auch schon die Dame vom Tresen und brachte den heißen Kakao und die Windbeutel. „Lasst es euch schmecken“, lächelte sie.
    „Wunderbar!“, sagte Emma, nahm vorsichtig ihre K a kao-Tasse und wärmte sich daran die Finger.
    „Du musst wissen“, erklärte Oskar, „das sind keine normalen Windbeutel. Frau Grimm ist eine Hexe, und die hier sind ihre Spezialität.“
    „Das war Frau Grimm?“, fragte Anton verdutzt. Er hatte nicht gewusst, dass es hier überhaupt eine Frau Grimm gab. Und dass sie eine Hexe war, erst recht nicht.
    „Wie auch immer. Die Schoko-Windbeutel sind die Spezialität des Hauses. Wenn man hineinbeißt und sich etwas wünscht, geht der Wunsch in Erfüllung“, fuhr Oskar fort.
    „Sofern der Wunsch bescheiden ist“, ergänzte Emma. 
    Anton betrachtete verwundert den Windbeutel auf se i nem Teller. Eigentlich sah er ganz normal aus. „Funkti o niert das auch bei Menschen?“
    „Klar. Funktioniert bei allen“, meinte Emma und l ä chelte. „Aber soweit bekannt, hat es noch nie bei einem Menschen geklappt. Menschen haben immer nur große Wünsche.“
    Dann legte Emma sich eine Serviette auf ihre Knie, strich sie sorgfältig glatt, nahm mit spitzen Fingern ihren Windbeutel vom Teller und biss einmal kräftig hinein. Sofern man bei ihr von kräftig sprechen konnte. Konze n triert kauend saß sie da.
    „Und jetzt?“, fragte Anton.
    In dem Moment gab es einen leisen, kaum hörbaren Plopp , der klang wie das Öffnen einer Flasche.
    Auf der Mitte der Marmortischplatte stand nun etwas. Eine kleine Spieldose. Sie war aus rötlichem, poliertem Holz und hatte an der Seite einen kleinen, goldenen Hebel. Auf der Dose in der Mitte stand eine drehbare Figur. Eine kleine, graue Maus, aufrecht stehend im schwarzen Frack und mit einer Miniatur- Violine in der linken Vorderpfote. Etwas ausgemergelt sah sie aus.
    Emma klatschte in die Hände. „Genau so eine wollte ich“, rief sie begeistert. Dann beugte sie sich vor und b e gann, den goldenen Hebel an der Dose nach rechts im Kreis zu drehen. Alle starrten gebannt auf die Spieldose.
    Die graue Maus auf der Dose machte eine kleine Ve r beugung. Sie hob die Miniatur-Geige ans Kinn. Das rechte Bein wurde vorgestellt und leicht eingeknickt, der Geige n bogen an die Saiten der Violine gesetzt. Die Maus hielt inne, sie konzentrierte sich.
    Dann fing sie an zu spielen. Es war eine Melodie in Moll. Ein schlichtes Thema. Und doch außergewöhnlich. Voller Melancholie und Sehnsucht. Traurig und schwärm e risch, leidenschaftlich und verträumt zugleich.
    Die Maus begann, das Thema zu variieren. Erst lan g sam, dann immer schneller. Sie baute es aus, baute es um, übersprang Oktaven, Doppelgriffe wechselten mit wilden Stakkati und mit gezupften Pizzicati . Wie in Trance ließ sie den Bogen über die winzigen Saiten peitschen. Als wolle sie der Violine ihre letzten Geheimnisse entlocken. Plöt z lich gab es einen kleinen Knall, eine Geigensaite war geri s sen. Doch die Maus setzte ihr wildes Spiel auf den verble i benden Saiten fort, bis sie schließlich nach einem virtuosen Trillern auf einem tiefen Moll-Ton endete.
    Alles war ruhig. Der kleine goldene Hebel an der Spie l dose hatte aufgehört sich zu drehen, und die Maus stand wieder bewegungslos auf der Mitte der Spieldose.
    Anton hob wie automatisch die Hände, um zu appla u dieren, hielt dann aber inne. Schließlich saßen im Café noch ein paar alte Damen. Aber die schienen nichts von dem kleinen Konzert mitbekommen zu haben.
    Emma saß wie versteinert vor dem Kaffeetisch. Ihr Gesicht hatte einen wehmütigen Ausdruck, und eine wi n zige Träne kullerte über ihre Wangen. Mit einem glocke n hellen Platschen landete sie auf der Marmortischplatte.
    Emma zog ein winziges Taschentuch aus ihrer Jacke, schnäuzte sich und murmelte:

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