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Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Titel: Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Carina Hashagen
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„Ich liebe Musik.“
    „Jetzt bin ich dran“, unterbrach Oskar die Schwei g samkeit. Er griff nach seinem Schoko-Windbeutel, steckte ihn sich zur Hälfte in den Mund und biss ab. Mit aufg e plusterten Backen und einem Strich Schokoladencreme am Kinn begann er zu kauen. Plötzlich lief sein Gesicht rot an, und ein unterdrücktes Prusten kam aus seinem Mund, das sich in ein lautes Husten steigerte. Offenbar hatte er sich verschluckt. Anton klopfte ihm auf den Rücken.
    In dem Moment erklang wieder der lautlose Plopp .
     
    Auf der Mitte der Tischplatte, neben der Spieldose, stand nun eine Uhr. Eine Tischuhr aus Mahagoniholz mit weißem, goldumrandeten Ziffernblatt in der Mitte. Unter dem Holzboden der Uhr ragten zwei kleine Plattfüße he r vor.
    „So ein Mist!“, rief Oskar und griff sich an den Kopf. „Ich wollte eine sprechende Armbanduhr. Eine moderne, von Casio. Und nicht sowas?!“
    Die Zeiger der Tischuhr zeigten zehn nach zehn an und sahen aus wie ein freundlich lächelnder Mund. Doch plötzlich verzog sich dieser, und ein glucksendes Geräusch kam aus dem Inneren des Uhrwerks. Es klang wie ein Hicksen.
    „Hihi, deine Uhr hat Schluckauf!“, lachte Emma. „Das gibt`s ja gar nicht. Eine Uhr mit Schluckauf!“ Herzhaft lachend hielt sie sich den Bauch.
    Oskar guckte grimmig auf die immer noch freundlich hicksende Uhr. „Wirklich ärgerlich. Und jetzt ist der Wunsch verbraucht. So ein Mist.“
    Anton betrachtete die Uhr und dachte nach. Was sollte er sich wünschen? Ein bescheidener Wunsch sollte es sein, aber was nur? Ein Paar Turnschuhe oder vielleicht ein neues Fahrrad? Aber das war ja schon nicht mehr besche i den. Oder doch? Wo fing Bescheidenheit an, wo hörte sie auf?
    Gedankenverloren starrte er auf die Marmortischplatte. Früher hatte er immer mit seiner Mutter hier gesessen. Vor einer Tasse Kakao und Schwarzwälder Kirschtorte. Seine Mutter hatte auf ordentlichen Tischmanieren bestanden. Schlürfen und Schmatzen verboten und die Kuchengabel in der richtigen Hand. Anton sah die Augen seiner Mutter vor sich. Plötzlich wurde ihm ganz weh ums Herz. Traurig waren sie, und müde. Müde von der monotonen Arbeit im Supermarkt. Müde von der Hausarbeit, die abends noch daheim auf sie wartete. Und traurig, weil es niemanden außer Anton in ihrem Leben gab. Und der war alles andere als der perfekte, ordentliche Sohn, der er eigentlich hätte sein sollen.
    Anton schloss die Augen. Er versuchte, seine Geda n ken zu ordnen. Dann nahm er einen Bissen von seinem Schoko-Windbeutel.
     
    Kurze Zeit später, nachdem alle Kakaotassen geleert und alle Windbeutel bis auf den letzten Krümel verspeist waren, war es Zeit aufzubrechen. Sie zogen ihre Jacken und Mäntel an und gingen zum Tresen um zu bezahlen.
    „Was hast du dir denn nun gewünscht?“, fragte Oskar und schaute Anton neugierig an.
    „Ein sehr persönlicher Wunsch“, murmelte Anton und legte ein paar Münzen neben die Kasse.
    Die rotbäckige Frau Grimm hinter dem Tresen sa m melte die Münzen ein. Aufmerksam musterte sie Anton.  Dann lächelte sie und zwinkerte ihm zu.

Die Welt der Bücher
     
    Hartmut Kruzcek konnte so leicht nichts aus der Fa s sung bringen. Dafür war er viel zu routiniert. Nach fast dreißig Jahren als Hausmeister an diversen Wuppertaler Schuleinrichtungen hatte er so ungefähr alles gesehen, was man sich unter jugendlichem Schabernack nur vorstellen konnte. Von explodierenden Mülleimern, eingeseiften Türgriffen bis hin zu verklebten Fenstern und klassischen Stinkbomben. Hausmeister Kruzcek war mit allem ve r traut, hatte jede noch so große Sauerei mit stoischer Gela s senheit bei Seite geräumt und dabei selbst die raffinierte s ten Übeltäter mit unerbittlichem Spürsinn ihrer gerechten Strafe zugeführt. Dumme Jungenstreiche hatten bei ihm keine Chance. Auch jetzt nicht, wenige Monate vor seinem wohlverdienten Ruhestand am Gymnasium Birkenhöhe. Und nun das.
     
    Es war Montagmorgen gewesen, kurz vor elf, während seines morgendlichen Schulrundgangs. Nachdem er die Auffahrt von einer dünnen Schicht Schnee befreit hatte, war er über den Schulhof in Richtung Eingangsbereich gestapft. Leise grummelnd hatte er ein paar im Matsch vor sich hin dampfende  Zigarettenstummel mit der Schne e schippe bei Seite geschoben, als sein Blick auf das Toile t tenfenster neben dem Eingang fiel. Ein zickzackförmiger Sprung prangte in der Mitte.
    „Das kann doch nicht...“, Hausmeister Kruzcek blickte sich um, aber der Schulhof war wie

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