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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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sie beschwörend. »Du weißt, dass man sich nicht alles zu Herzen nehmen muss, was er von sich gibt.« Sie drückte Katharinas Arm.
    Â»Nächste Woche machst du einfach deine Arbeit und kümmerst dich nicht um den alten Bären.«
    Â»Und wenn er mich wieder eine dumme Gans nennt?« Katharina schniefte und zupfte einen unsichtbaren Staubfussel von ihrem Blusenärmel.
    Rosanna hatte das Gefühl, dass sich Kathi eigentlich schon längst beruhigt hatte, es aber genoss, dass so viel Theater um sie gemacht wurde. Die Breuer-Tochter kam ihr ziemlich verwöhnt vor.
    Â»Dann machst du einfach die Ohren zu!«, erwiderte Franziska. »Und jetzt iss noch so einen … Zopf, dann kommt auch wieder ein bisschen Farbe auf deine Wangen. Sonst denkt Gottlieb König nachher womöglich noch, du wärst krank!«
    Â»Dann hätte er wieder eine Ausrede, sein Bier mit einer von seinen Arzneien zu bezahlen«, feixte Zacharias.
    Wer war denn dieser Gottlieb König schon wieder? Rosanna hatte Mühe, dem Gespräch zu folgen. Lediglich, dass es sich bei Franziskas Vater um einen ziemlich unfreundlichen Zeitgenossen zu handeln schien, hatte sie mitbekommen. Nach den Pellkartoffeln mit der Blutwurst und dem Butterbrot fühlte sie sich so satt wie schon lange nicht mehr. Dazu die Wärme von dem großen Kachelofen im Rücken … Rosanna wollte am liebsten nie mehr aufstehen. Sie war zudem froh, dass niemand etwas von ihr wissen wollte. Es reichte ihr, dazusitzen und zuzuhören.
    Â»Eine Turbine … So was kostet doch sicher ein Vermögen. Ich möchte wissen, woher er das Geld dafür hat! Wo er doch letzte Woche schon wieder ein Stück Land gekauft hat, wie mir der Sterr Hubert erzählte. Wieder so ein elendiges Stück am Hang, womit niemand etwas anfangen kann. Aber er muss es haben!« Kopfschüttelnd nahm Gustav Breuer einen tiefen Schluck Bier. Dann wischte er sich den Schaumbart ab und fügte hinzu: »Und jetzt noch elektrisches Licht im Haus – so eine Spinnerei!«
    An Franziskas zusammengekniffenen Lippen las Rosanna ab, dass solche Gespräche über ihren Vater offenbar öfterstattfanden, als es der Wirtin lieb war. Als sie ihrem Mann antwortete, war ihr Ton bemüht leicht.
    Â»Die Turbine ist wahrscheinlich ein uraltes Teil Schrott, das er bei einem von seinen Kumpanen gegen Honig eingetauscht hat. Und was das Land angeht – es ist doch bekannt, dass er es für ein geringes Entgelt bekommt.«
    Â»Aber was dein Vater mit dem ganzen Brachland anfangen will, weißt du nicht, oder?«, mischte sich ihre Schwiegermutter wieder ins Gespräch. »Ich habe gehört, dass er es aufforsten will, mit Fichten und Tannen, weil die am schnellsten wachsen. Trotzdem, bis solch ein Baum groß genug zum Fällen ist, dauert es viele Jahre. Glaubt er denn, dies noch erleben zu dürfen? In seinem Alter?«
    Â»Noch ist er ja bei guter Gesundheit.« Franziska zuckte mit den Schultern. »Jeder so, wie er will.« Sie begann, die Teller zusammenzustellen. »Andere geben ihr Geld für Pfeifen aus«, sagte sie mit einem Seitenblick auf ihren Schwiegervater, der sich gerade eine Meerschaumpfeife ansteckte.
    Â»Also, ich fände es prima, wenn wir auch Strom hätten!«, rief Zacharias. »Aber woher nehmen? Da braucht man doch mindestens einen so mächtigen Wasserfall, wie ihn der Großvater oben in der Nähe hat, oder?«
    Anton wischte mit einem letzten Stück Brot seinen Teller aus, bevor Franziska ihn fortnahm. »Ich weiß nicht, wofür ich diesen Strom bräuchte. Bisher haben wir auch ohne Strom jedes Schwein geschlachtet!«, sagte er kauend.
    Rosanna stimmte in das Lachen der anderen mit ein. Als sie aufschaute, kreuzte sich ihr Blick zufällig mit dem von Simone, die als Einzige keine Miene verzog, sondern angestrengt am Nagel ihres Zeigefingers kaute. Rosanna bemühte sich um ein Lächeln, doch die andere schaute sofort weg. Unangenehm berührt rutschte Rosanna auf der harten Bank nach hinten. Was für ein seltsames Mädchen! Saß nur zusammengekauert da. Beteiligte sich nicht am Gespräch. Wurde auch von niemandem etwas gefragt. War das Kind der Sprache überhaupt mächtig?
    Es fiel Rosanna schwer zu glauben, dass Simone das vierte Kind von Gustav und Franziska Breuer war. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je ein so hässliches Mädchen gesehen zu

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