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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blickte ins Gesicht eines vielleicht vierzigjährigen, schlanken Mannes in Anzug und Pelerine, der in Maistowes Begleitung zurückgekommen war. Er machte einen durchaus gutmütigen Eindruck, wirkte zugleich aber zumindest im Moment gereizt und ungeduldig.
    »Inspektor.« Der Bobby berührte seinen Helm mit den Fingerspitzen. »Diese Lady hier …«
    »Ist mir bekannt«, unterbrach ihn der Neuankömmling. »Das geht in Ordnung. Sie können weitermachen, Konstabler. Gute Arbeit.«
    Der Konstabler widersprach zwar nicht, aber er sah mit einem Male ziemlich unglücklich aus, und einen weiteren Moment lang blickte er noch unglücklicher auf die Eintrittskarte hinunter, von der Bast vergeblich versucht hatte, ihm weiszumachen, es wäre ihr Pass. Der Blick des Inspektors folgte der Bewegung, dann nahm er ihm das Billett aus der Hand und betrachtete es stirnrunzelnd.
    »Gehört das Ihnen, Ma’am?«, fragte er.
    Bast nahm ihm die Karte ab und ließ sie in ihrem Beutel verschwinden. »Ja.«
    »Sie waren im Museum, gnädige Frau?«
    Die Art, auf die er diese Frage stellte, gefiel Bast nicht. Sie versuchte zu ergründen, warum das so war, aber es gelang ihr nicht.
    »Das Museum«, mischte sich Maistowe ein, »ist ein höchst interessanter Ort – vor allem für jemanden, der zum ersten Mal in London ist.« Er deutete mit übertriebener Gestik zuerst auf Bast, dann auf den Dunkelhaarigen. »Das ist Miss Bast, eine gute Freundin. Bast – Inspektor Abberline. Ich habe von ihr erzählt.«
    »Es freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Abberline.
    »Ganz meinerseits«, erwiderte Bast. Sie hatte das Gefühl, allmählich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Was geschah mit ihr?
    »Sie waren also im Museum, Miss Bast«, fuhr Abberline fort. »Nun, ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Darf ich fragen, wann Sie dort gewesen sind?«
    »Heute Nachmittag«, antwortete Maistowe, rasch und noch bevor sie es tun konnte. Bast konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, ihm einen überraschten Blick zuzuwerfen. »Der Genuss wurde nur ein wenig gestört, weil dort eine ziemliche Aufregung geherrscht hat. Sie wissen nicht zufällig, was dort vorgefallen ist?«
    Abberline starrte sie weitere endlose Sekunden lang durchdringend an, aber dann lächelte er plötzlich. Zugleich sah er allerdings wieder sehr ungeduldig aus. »Nein, leider nicht«, antwortete er. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Jacob. So gerne ich noch ein wenig mit Ihnen und Ihrer reizenden Begleitung reden würde, ist meine Zeit im Moment doch knapp, fürchte ich.«
    »Ein weiterer Mord?«, vermutete Maistowe.
    Abberline nickte, und Maistowe fügte in nun eindeutig besorgtem Ton hinzu: »War er es wieder?«
    »Das kann ich noch nicht sagen«, antwortete Abberline. »Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten und sonst nichts, was auf den ersten Blick dagegenspricht, aber ich kann noch nichts Genaues sagen. Vielleicht morgen, wenn …«, ein Schatten huschte über sein Gesicht, »… die Post durch ist.«
    »Schlimme Sache«, bestätigte Maistowe.
    »Ja.« Abberline seufzte. »Und nun entschuldigen Sie mich bitte, Kapitän. Wenn es meine Zeit erlaubt, besuche ich Sie vielleicht morgen, um mit Ihnen zu reden: Sie wohnen wieder in der Pension Westminster, nehme ich an?«
    »Wie üblich«, bestätigte Maistowe.
    »Dann nehmen Sie noch einen guten Rat von mir an und gehen Sie dorthin zurück, zusammen mit Ihrer Begleitung«, sagte Abberline. »Das hier ist im Moment keine gute Gegend für eine Frau. Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Die Pflicht ruft. Miss Bast.«
    Er drehte sich um und ging, und Maistowe blickte ihm kopfschüttelnd nach. »Nicht nur jetzt, fürchte ich«, murmelte er, allerdings mehr an sich selbst gewandt als an Bast.
    Ein greller, von einem zischenden Laut begleiteter Blitz loderte hinter ihnen auf, und Bast fuhr auf dem Absatz herum, duckte sich und hob abwehrend die Hände vor die Brust. Aber nichts war geschehen. Abgesehen von einem sonderbar unangenehmen Geruch, der mit einem Mal in der Luft lag, hatte sich das Bild nicht verändert.
    »Miss Bast, was haben Sie?«, fragte Maistowe. »Das war nur ein Blitzlicht! Der Photograph, sehen Sie?«
    Basts Blick folgte seiner deutenden Geste. Gleich neben Abberline und den drei oder vier Constablern, die neben ihm standen und allesamt ein bisschen hilflos aussahen, stand ein kleinwüchsiger Mann mit Schnauzbart, der einen würfelförmigen Holzkasten auf einem metallenen Dreibein vor sich aufgebaut hatte. In seiner

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