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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hindurch registrierte sie, dass die fette Frau so unverändert hinter ihrem zerschrammten Sekretär saß, als hätte sie sich seit der vergangenen Nacht keinen Zoll von der Stelle gerührt, und auch der Raum selbst hatte sich nicht verändert – mit einer Ausnahme: Auf der zerschlissenen Couch links der Tür saßen auch jetzt wieder drei Frauen – aufdringlich geschminkt, mit gefärbtem Haar und in billigem Mieder, aber sie hatten andere Gesichter. Und in der Luft lag derselbe, aufdringliche Geruch wie gestern, nach Lust und Alkohol und ungezügelten Sinnesfreuden und anderen, schlimmeren Dingen, und etwas in ihr … explodierte.
    »Was, zum Teufel …?«, begann Maude, brach mitten im Satz ab und blinzelte, eindeutig überrascht. »Kapitän Maistowe?«
    Bast sah kaum hin, aber Maistowes zunehmende Nervosität konnte ihr gar nicht entgehen. Dass er nicht vor Verlegenheit von einem Fuß auf den anderen trat, war auch schon alles. Er kam allerdings auch nicht dazu, auf Maudes Begrüßung zu antworten, denn in diesem Moment fiel der Blick der alten Vettel auf Bast, und ihr Gesicht verdüsterte sich schlagartig.
    »Du schon wieder!«, zischte sie. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du hier unerwünscht bist, Schätzchen.« Ihre Augen wurden schmal, während sie ihre tonnenförmige Figur schnaubend in die Höhe stemmte. Der kleine Sekretär ächzte unter ihrem Gewicht, als sie sich darauf abstützte. »Ben, du hirnloses Stück Scheiße! Ich habe dir gesagt, dass dieses Weibsstück hier nicht mehr reinkommt!«
    »Nur die Ruhe, Maude!«, mischte sich Maistowe ein. Er klang beinahe noch nervöser, machte aber zugleich auch einen raschen Schritt zur Seite, um auf diese Weise den Blickkontakt zwischen ihnen zu unterbrechen und sich gleichzeitig schützend vor sie zu stellen. Bast fand das ziemlich mutig. Maude reichte ihm zwar kaum bis zur Brust, aber sie sah auch ganz so aus, als könne sie ihn einfach niederwalzen, wenn sie wollte. »Wir sind nur hier, um …«
    »Nur einen Moment, Jacob!«, fertigte ihn Maude ab. »Ich komme gleich zu Ihnen, sobald ich mit der Süßen hier fertig bin! Suchen Sie sich schon mal eines der Mädchen aus!« Sie versuchte vergeblich, sich an Maistowe vorbeizuschieben, und funkelte Bast dabei aus kampflustig zusammengekniffenen Augen an.
    Bast war nicht in der Stimmung, auch nur darüber zu sprechen, aber sie merkte es sich für später, und sei es nur, um Maistowe damit aufzuziehen: Er bekam tatsächlich rote Ohren und bemühte sich plötzlich so krampfhaft, nicht in ihre Richtung zu sehen, dass es schon fast lächerlich war.
    »Hier … ähm … liegt offensichtlich ein Missverständnis vor«, stammelte er. »Wir sind … aus einem anderen Grund hier.«
    »Ach?«, schnappte Maude. »Und aus welchem?« Sie blinzelte. »Wir?«
    »Wir gehören zusammen«, bestätigte Maistowe. »Miss Bast ist eine gute Freundin von mir.«
    »So? Dann verstehe ich nicht genau, was Sie hier wollen, Kapitän.« Maude stemmte kampflustig die Fäuste in die voluminösen Fettwülste, die die Stellen ihrer Hüften eingenommen hatten. »Wenn Sie eines der Mädchen wollen, gut. Aber der da habe ich gestern schon gesagt, dass wir hier kein Auskunftsbüro sind. Und wenn Sie und Ihre Freundin was anderes im Sinn haben, sind Sie hier falsch! Solche Schweinereien laufen hier nicht.«
    Bast konnte sich keine Schweinerei vorstellen, die hier nicht lief, vorausgesetzt, der Preis stimmte, und sie setzte gerade zu einer entsprechend scharfen Antwort an, doch Maistowe kam ihr zuvor.
    »Bitte, Maude!«, sagte er und hob besänftigend die Hände. Gleichzeitig warf er Bast einen raschen und beinahe beschwörenden Blick zu. »Das alles ist wirklich nur ein Missverständnis! Wir sind nur hier, weil ich gehofft hatte, Sie könnten uns behilflich sein. Selbstverständlich würden wir Sie für Ihren Aufwand und die Umstände entschädigen.«
    Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss, als Ben – wenn auch mit gehöriger Verspätung – auf die keifende Stimme seiner Herrin reagierte und hereinkam. Bast blieb ungerührt, aber Maistowe wurde schlagartig noch nervöser, setzte dazu an, etwas zu Maude zu sagen, und wandte sich dann stattdessen an Bast.
    »Wenn Sie vielleicht … ich meine … vielleicht würde es helfen, wenn ich einen Moment allein …«
    »Ich verstehe«, sagte Bast. Sie drehte sich nun doch zu Ben herum, schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln und begann dann scheinbar ziellos durch den großen, nur schummrig erleuchteten

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