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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Raum zu schlendern. Maudes Blick folgte ihr unter misstrauisch zusammengekniffenen Augenlidern, aber wenigstens hatte sie aufgehört zu keifen, und sie machte auch keine Anstalten, ihren Schläger auf sie loszulassen. Bast war sehr erleichtert darüber; aber ein kleiner Teil von ihr bedauerte es auch.
    Maistowe lenkte Maudes Aufmerksamkeit mit einer entsprechenden Geste wieder auf sich und begann mit gedämpfter Stimme auf sie einzureden, während Ben wie ein lebender Berg vor der Tür stehen geblieben war und sie mit vor der Brust verschränkten Armen blockierte. Trotz der beißenden Kälte draußen trug er nur eine zerschlissene Jacke und darunter ein schmuddeliges Unterhemd, das aus mehr Löchern als Stoff bestand, sodass sie seine gewaltigen Muskelpakete sehen konnte; eine ganz bewusste, wortlose Drohung, die ihre Wirkung auf sie nicht verfehlte – wenn auch in völlig anderer Hinsicht, als sich Ben auch nur träumen lassen mochte. Er musterte sie ausdruckslos, aber nicht unfreundlich, und Bast erwiderte seinen Blick nicht nur gelassen, sondern taxierte ihn auch ganz unverhohlen. Er war so groß wie sie und tatsächlich noch kräftiger gebaut, als ihr gestern aufgefallen war – vielleicht, weil sie ihn gestern nicht auf diese Weise angesehen hatte –, und obwohl sein Gesicht schmutzig war und einen brutalen Zug hatte, war doch zugleich etwas darin, was sie anzog. Er war … stark.
    Bast riss ihren Blick von der hünenhaften Gestalt los und schlenderte weiter durch den Raum, wobei sie es sorgsam vermied, in Maistowes oder Maudes Richtung zu sehen; ihr entging trotzdem nicht, dass Maistowe inzwischen seine Brieftasche hervorgeholt hatte, in der sich ein erstaunlich dickes Bündel Geldscheine befand. Sie mied auch den Blickkontakt mit den drei Frauen, die auf der Couch neben der Tür saßen und sie ganz unverblümt neugierig – und auch ein bisschen feindselig – anstarrten und auf Kunden warteten, die in dieser Nacht wohl nicht mehr kommen würden.
    Sehr viel mehr gab es allerdings auch nicht zu sehen. Der falsche Samt an den Wänden war noch immer so schäbig und zerschlissen wie gestern, und die billigen Ölgemälde kein bisschen weniger eindeutig und geschmacklos.
    Dennoch hatte sich etwas verändert: Gestern hatten die Bilder sie nicht interessiert, und sie hatte sie bestenfalls hässlich gefunden. Heute stießen sie sie ab, und das beunruhigte sie, denn es bedeutete, dass sie sie berührten. Das hätten sie nicht gedurft. Ihre Abwehr begann zusammenzubrechen, und damit auch die Gewalt über das Ungeheuer, das sie so tief in sich eingesperrt hatte.
    Sie wandte sich mit einem Ruck ab, runzelte die Stirn und drehte sich dann noch einmal herum, um eines der Bilder genauer zu betrachten.
    Es war so dilettantisch und schlecht gemalt wie alle anderen und zeigte gleich drei unbekleidete Männer und Frauen bei einem ziemlich akrobatisch aussehenden Liebesspiel, das Bast schon aufgrund der dargestellten physiologischen Unmöglichkeiten nicht wirklich interessierte … aber da war etwas anderes gewesen, das ihren Blick eingefangen hatte.
    Es war das Gesicht einer der jungen Frauen. Die Ähnlichkeit war allerhöchstens oberflächlich, aber sie war da, und …
    »Wo ist das Mädchen?«, fragte Bast, während sie mit einem neuerlichen Ruck zu Maude und Maistowe herumfuhr. Maistowe hatte gerade dazu angesetzt, der alten Vettel einen nicht unerheblichen Teil seiner Barschaft auszuhändigen und sah schon wieder wie ein ertappter Sünder aus, und Maudes Augen wurden noch schmaler.
    »Welches Mädchen?«, fragte sie. Dann ließ ihr Blick Basts Gesicht los und fiel auf das Bild hinter ihr, und ihre Miene hellte sich auf. »Oh, du hast das Bild gesehen. Ein richtiges Kunstwerk, nicht? Ich lasse sie extra nach meinen Mädels malen. Kosten mich eine Stange Geld, aber meinen Kunden …«
    »Die Kleine«, unterbrach sie Bast. »Wo ist sie?« Aus den Augenwinkeln registrierte sie, wie Ben die Arme herunternahm und plötzlich ein bisschen angespannt wirkte, während Maistowe sie einfach nur verständnislos anblinzelte.
    »Wenn du Cindy meinst, die ist beschäftigt«, antwortete Maude herablassend. »Musst dich ein bisschen gedulden.«
    »Beschäftigt? Wo?«
    »Ich glaube nicht, dass dich das …«, begann Maude, aber Bast hörte schon gar nicht mehr hin. Maudes Blick hatte sie verraten, und Bast fuhr auf dem Absatz herum und stürmte in Richtung der Tür, die sie ganz instinktiv angesehen hatte.
    »He!«, keuchte Maude. »Was soll

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