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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwarzen Sees, und der riesige Krieger über ihnen riss den Arm zurück, um seinen Speer zu schleudern. Basts Gedanken rasten, und etwas wie Verzweiflung begann sich in ihr breitzumachen. Sie hatte keine Chance. Wenn der Speer sie nicht traf, dann würden sie die beiden Schlachtrösser zertrampeln, die gegen all ihre Instinkte ein Leben lang darauf trainiert worden waren, Hindernissen nicht auszuweichen, sondern sie im Gegenteil gezielt niederzurennen, und wenn nicht das, so würden sie die mörderischen Klingen an den fast mannshohen Rädern in Stücke schneiden; aber spätestens das Schwert des unheimlichen Wagenlenkers, oder …
    Die Illusion erlosch so abrupt wie das Bild einer Laterna magica, deren Kerzenflamme der Sturm ausgeblasen hatte, und aus dem heranrasenden Streitwagen wurde eine zweispännige, leicht schäbige Kutsche, von deren erhöhtem Bock aus sie ein faltiges, von schütterem grauem Haar und einem gewaltigen Backenbart beherrschtes Gesicht aus aufgerissenen Augen anstarrte. Eines der beiden Pferde stieß ein erschrockenes Wiehern aus, während das andere instinktiv zur Seite auszuweichen versuchte; mit dem Ergebnis, dass das gesamte Gefährt bedrohlich zu schwanken begann und der Mann auf dem Kutschbock plötzlich alle Hände voll damit zu tun hatte, die beiden scheuenden Tiere wieder in seine Gewalt zu bekommen.
    Bast steckte hastig ihr Schwert weg, griff nach dem Zaumzeug des scheuenden Pferdes und brachte es mit einem harten Ruck zum Stehen, war mit einem einzigen Satz auf der anderen Seite und beruhigte auch das andere Tier, bevor sie sich dem Führer zuwandte. Erst jetzt erkannte sie ihn. Es war der Kutscher, der sie vom Hafen aus hierhergebracht hatte.
    »Arthur?«, murmelte sie überrascht. Für einen Moment schien sich alles um sie zu drehen, und sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Plötzlich wurde ihr klar, dass der Nebel nicht annähernd so dicht war, wie sie bisher geglaubt hatte, kaum mehr als ein sachter Hauch, der in der Luft lag, und es gab auch keinen Streitwagen mit einem riesigen Krieger, der mit einem Speer auf sie zielte.
    »Ma’am?« Arthur ließ die Zügel fahren und begann so hastig vom Wagen zu klettern, dass er beinahe den Halt verloren hätte und sich an einem der Räder festhalten musste, um nicht zu stürzen. »Ist Ihnen was passiert? O Gott, o Gott, das war alles meine Schuld! Ich hab Sie nicht gesehen und …«
    »Schon gut!« Bast brachte den alten Mann mit einer raschen Geste zum Verstummen, ein weiterer Fehler, denn Arthurs Augen wurden groß, als er das Blut an ihrer Hand sah. Nicht alles, was sie in den letzten Augenblicken erlebt hatte, war offensichtlich eine Illusion gewesen.
    »Großer Gott, Sie sind ja verletzt!«, entfuhr es ihm. »Was ist passiert? Haben Sie …?«
    »Es ist nichts«, unterbrach ihn Bast abermals, während sie hastig den Arm sinken ließ und die Hand zur Faust ballte. Gleichzeitig sorgte sie dafür, dass er den Anblick vergaß. »Nur ein Kratzer. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Vielleicht machte er das wirklich nicht – dank ihrer Mithilfe –, aber sie selbst wurde immer nervöser. Sie hatte noch immer das Gefühl, auf eine grässliche Weise den Halt in der Wirklichkeit zu verlieren, und ihr war, als wäre die nebelverhüllte Straße voller Menschen, die alle in ihre Richtung starrten.
    »Es ist alles in Ordnung, Arthur«, wiederholte sie, indem sie sich mühsam wieder auf den greisen Kutschfahrer konzentrierte. »Ich habe mich nur erschrocken, das ist alles.«
    »Ich … ich versteh das nich’«, stammelte er. »Ich hab Sie einfach nich’ gesehn, und …«
    »Das ist Unsinn, Arthur«, sagte sie mit etwas mehr Nachdruck. » Ich war es, die nicht achtgegeben hat. Ich bin einfach auf die Straße hinausgetreten, ohne mich umzusehen.« Sie machte eine entsprechende Geste mit beiden Händen. »Immerhin stehe ich mitten auf der Straße, und nicht Sie mit Ihrem Wagen auf dem Gehsteig, oder?«
    Arthurs Blick folgte ihrer Bewegung, aber er wirke kein bisschen überzeugt, oder auch nur beruhigt. »Trotzdem«, stammelte er. »Ich … ich hätte Sie um ein Haar umgebracht!«
    »Es ist ja nichts passiert.« Bast zwang sich zu einem Lächeln. »Aber sagen Sie mir doch, wo Sie so plötzlich herkommen, Arthur. Das ist doch bestimmt kein Zufall, oder?«
    »Sie haben mich bestellt, Ma’am«, antwortete Arthur unsicher. »Sie haben doch gesagt, ich soll auf Sie warten.«
    »Das stimmt«, antwortete Bast überrascht. »Aber

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