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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Fluch und drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie Wilson mit einem schon fast komisch anmutenden Ausfallschritt sein Gleichgewicht wiederfand, wobei ihm der Stetson vom Kopf fiel und davonrollte.
    »Geben Sie Acht, wo Sie hintreten, Sheriff«, sagte Mogens. »Hier liegt eine Menge Zeug rum.«
    »Ja, das ist mir aufgefallen«, antwortete Wilson verdrießlich. »Aber das hier sieht nicht aus, als wäre es dreitausend Jahre alt.« Sein Blick folgte dem handgelenksdicken schwarzen Kabel, über das er gestolpert war, bis zum Eingang der Nebenhöhle, aus der es sich herausringelte, und er bückte sich nach seinem Hut. Er setzte ihn zwar auf, machte aber in unverändert vorgebeugter Haltung zwei weitere Schritte und hob seine Laterne, um den Raum jenseits des Durchgangs auszuleuchten. Im nächsten Moment stieß er einen anerkennenden Pfiff aus.
    »Na, das nenne ich einen modernen Generator!«
    Mogens war mit einem einzigen Schritt neben ihm und musste nur einen Blick in die niedrige Höhle werfen, um Wilsons erstaunte Reaktion nachempfinden zu können.
    Was sich vor ihnen im Licht der beiden Sturmlaternen erhob, das musste zweifellos der Generator sein, den Tom und Graves so mühsam hier heruntergeschafft hatten – aber er ähnelte nichts, was Mogens jemals gesehen hatte.
    Das Gebilde  – eine andere Bezeichnung dafür wollte Mogens beim besten Willen nicht einfallen – war gut vier Fuß hoch und sicher zweimal so lang, und es gab weder Räder noch Riemen oder Kolben, die sich drehten, um die erzeugte Kraft zu übertragen. Dafür bot sein Äußeres einen um so bizarreren Anblick. Nicht nur, dass Mogens keinerlei beweglicheTeile oder auch nur irgendeinen vertrauten Mechanismus entdecken konnte, er sah nicht eine einzige gerade Kante, nicht einen rechten Winkel oder auch nur eine einzige glatte Fläche – und im Übrigen auch nicht eine einzige Schweißnaht oder Schraube. Das Gebilde, das schnaubend und ächzend vor ihnen stand, war von so tiefschwarzer Farbe, dass seine Flanken das Licht ihrer Sturmlaternen nicht reflektierten, sondern regelrecht aufzusaugen schienen. Hätte Mogens dieses beunruhigend aussehende Gebilde in Worte fassen sollen, so hätte er wohl eher etwas Lebendiges beschrieben, ein schwarzes, gekrümmtes Ding wie eine Schnecke, das eindeutig gewachsen aussah und nicht gemacht und das einem beim bloßen Hinsehen Unbehagen bereitete, wenn man es zu lange betrachtete.
    »So etwas Verrücktes habe ich noch nie gesehen«, murmelte Wilson. Er sah Mogens fragend an. »Ist das überhaupt ein Generator?«
    »Ich bin kein Ingenieur«, antwortete Mogens ausweichend. »Aber was soll es sonst sein?«
    »Jedenfalls ist das nicht in einer amerikanischen Fabrik gebaut worden«, sagte Wilson, in einem Ton, als hätte für ihn schon allein die Vorstellung , Menschen aus dem Land der Freien und Tapferen hätten dieses Ding konstruiert, etwas Obszönes. »Wahrscheinlich stammt es aus Europa«, schloss er kopfschüttelnd. »Die bauen ja da die verrücktesten Sachen.«
    Mogens war erleichtert, als Wilson endlich zurücktrat und sich aufrichtete. Die Höhle versank wieder im Dunkel, doch während Mogens sich umdrehte und weiterging, musste er das unheimliche Empfinden niederkämpfen, von unsichtbaren, gierigen Augen angestarrt zu werden. Er hatte das Gefühl, einen Frevel begangen zu haben, einfach nur indem er dieses bizarre Gebilde angesehen hatte.
    Er schüttelte den Gedanken ab und ging so schnell weiter, dass Wilson alle Mühe hatte, mitzuhalten. Es verging nur noch ein Augenblick, bis sie den Durchgang erreichten und Mogens sich bückte, um hindurchzutreten. Er reduzierte sein Tempo gerade weit genug, um halbwegs sicher durch denniedrigen Stollen zu gehen, und schloss dabei – ohne es selbst wirklich zu merken – ganz instinktiv die Augen, um die Furcht einflößenden Schatten nicht sehen zu müssen, die am Ende dieses Tunnels lauerten. Hinter ihm begann Wilson lauthals zu fluchen, als sein Hinterkopf auf die gleiche unsanfte Weise Bekanntschaft mit dem harten Fels machte wie der Mogens’ vor wenigen Stunden, und das – wie es sich anhörte – gleich mehrmals. Er trug den Hut, den er vor kaum einer Minute erst aufgesetzt hatte, wieder in den Händen, als er hinter Mogens aus dem Stollen trat.
    »Sie hätten mich warnen können, Professor«, grummelte er. »Das ist ja lebensgefährlich.«
    »Man gewöhnt sich daran«, antwortete Mogens. »Ihnen ist doch nichts passiert, hoffe ich?«
    Wilson

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