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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hatten seine Jacke und auch das Hemd so sauber wie Rasierklingen aufgeschlitzt, die Haut darunter aber wie durch ein Wunder nicht einmal angeritzt.
    »Schnell!«, schrie Tom. »Ich kann ihn nicht mehr lange halten!«
    Tatsächlich hatte sich der Ghoul weiter aufgerichtet. Seine schnappenden Kiefer und Klauen verfingen sich immer wieder in den Maschen des Netzes, aber es war nur noch eine Frage von Augenblicken, bis er Tom abgeschüttelt hatte und seine ganze Kraft darauf verwenden konnte, sich aus dem Netz zu befreien.
    Diesmal versuchten sie es gemeinsam. Der Ghoul brüllte vor Wut und schlug nach ihm, doch ihr gemeinsamer Anprall – zusammen mit Toms Bemühungen – war selbst für ihn zu viel. Das Ungeheuer stürzte schwer auf die Seite, wobei es Tom um ein Haar unter sich begraben hätte, und Mogens und Graves nutzten die Gelegenheit, es hastig noch weiter in das Netz einzuwickeln. Die Bestie schlug, trat und biss um sich, doch nun richteten sich ihre wütenden Bewegungen und ihre übermenschliche Kraft gegen sie selbst, denn je verzweifelter sie sich wehrte, desto hoffnungsloser verstrickte sie sich in den Maschen des Netzes. Nach nur wenigen weiteren Augenblicken hatte der Ghoul sich praktisch selbst außer Gefecht gesetzt, und das gründlicher und vor allem schneller, als es seinen menschlichen Kontrahenten jemals möglich gewesen wäre. Aus seinem Wutgebrüll war ein drohendes Knurren und Geifern geworden.
    Graves richtete sich schwer atmend auf und trat einen Schritt zurück. »Ist jemand verletzt?«, fragte er.
    Mogens zuckte mit den Schultern, was in diesem Moment die einzige Antwort war, die er geben konnte. Er hatte eine ganze Anzahl derber Stöße und Schläge abbekommen, und mit ziemlicher Sicherheit würde seine Hüfte morgen früh nicht das Einzige an ihm sein, das ein prächtiger blauer Fleck zierte. Aber er glaubte nicht, dass er ernstlich verletzt war.
    Auch Tom schien mit dem Schrecken davongekommen zu sein, während Graves’ einzige Blessuren aus einer zerrissenen Jacke samt dem dazugehörigen Hemd zu bestehen schienen.
    »Also gut«, sagte Mogens grimmig. »Dann lasst ihn uns in die Kiste schaffen. Schnell.«
    Obwohl das Ungeheuer sicher gefesselt und so gut wie hilflos war, musste Mogens all seinen Mut zusammennehmen,um sich ihm noch einmal zu nähern und Graves und Tom dabei zu helfen, es zu einer der vorbereiteten Kisten zu zerren. Es kostete ihn auch nicht nur unerwartet viel Überwindung, sondern ebenso große Kraft. Selbst wenn man das enorme Gewicht des Fangnetzes bedachte, musste der Ghoul mindestens doppelt so viel wiegen, wie er gedurft hätte; die Kreatur war nicht größer als ein durchschnittlich gewachsener Mensch, zwar kräftig, aber keinesfalls so massig, wie sie es angesichts ihres Gewichts hätte sein müssen.
    Dafür war sie aber auch übermenschlich stark. Selbst zu dritt und obwohl er so hoffnungslos in das Netz verstrickt war, dass er sich kaum noch rühren konnte, gelang es ihnen nur mit äußerster Mühe, den Ghoul zu bändigen. Das Ungeheuer machte es ihnen noch zusätzlich schwer, indem es sich knurrend und geifernd vor Wut hin und her warf. Mogens handelte sich zwei oder drei weitere blaue Flecke ein, und auch Tom bekam einen Tritt in den Leib, der ihn vor Schmerz aufstöhnen ließ, aber am Ende gelang es ihnen dennoch, das Ungeheuer in die schwere Holzkiste zu bugsieren. Während Mogens und Tom den Ghoul auf Graves’ Geheiß hin niederhielten, wandte Graves selbst all seine Kraft auf, um das linke Handgelenk der Bestie mit einer der schweren Eisenschellen zu binden, die mit der Innenwand des Sarges verschraubt waren. Seine Kraft reichte sogar noch aus, auch den anderen Arm des Monstrums zu fesseln, aber dann sank er zu Tode erschöpft zu Boden und schüttelte matt den Kopf. Tom überließ es Mogens allein, das tobende Ungeheuer zu bändigen, während er den zweiten Teil der undankbaren Aufgabe übernahm, die Glieder des Ghouls mittels eiserner Ringe zu fixieren. Seine Nase blutete, als er es endlich geschafft hatte und sich schwer atmend neben Graves zu Boden sinken ließ. Im ersten Moment hatte er nicht einmal die Kraft, den Arm zu heben und sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
    Endlich ließ sich auch Mogens von der Brust des Ungeheuers hinuntergleiten. Obwohl der Ghoul mittlerweile noch zuverlässiger gebunden war, kroch er hastig rücklings so weit zurück, bis er mit Schultern und Hinterkopf gegen den zweiten leeren Sarg stieß. Der Anprall war so

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