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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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heftig, dass der Deckel mit einem Knall zuschlug, der wie ein Kanonenschuss durch die dunkle Tempelkammer hallte.
    »Wir haben es geschafft, Mogens«, sagte Graves. Er rang so kurzatmig nach Luft, dass Mogens Mühe hatte, ihn überhaupt zu verstehen. Dennoch war nicht zu überhören, wie zufrieden er war. »Ich kann es fast selbst nicht glauben, aber wir haben es geschafft. Weißt du überhaupt, was das bedeutet?«
    »Ja«, antwortete Mogens gepresst. »Dass ich mich morgen früh wahrscheinlich nicht mehr bewegen kann.« Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an, und seine Ohren klingelten noch immer von dem Knall, mit dem der Deckel zugefallen war.
    »Wir haben es geschafft!«, wiederholte Graves in einem Ton, als zweifelte er selbst am meisten an dem, was er sagte. »Und es war noch dazu leichter, als ich gedacht hatte.«
    »Leichter?«, krächzte Mogens fassungslos.
    Wie um seine eigenen Worte ad absurdum zu führen, versuchte sich Graves hochzustemmen und sank mit verzerrtem Gesicht und einem hörbaren Keuchen zurück. Dennoch fuhr er, kaum wieder zu Atem gekommen, fort: »Du hast immer noch keine Ahnung, womit wir es zu tun haben, wie?«
    Das hatte Mogens tatsächlich nicht. Aber er war jetzt weniger sicher denn je, ob er es überhaupt wissen wollte.
    Mühsam stemmte er sich hoch, ging zu der offen stehenden Kiste und beugte sich mit klopfendem Herzen vor, wobei er instinktiv einen Abstand einhielt, der ihn aus der Reichweite der Krallen und Zähne des Ghouls hielt, obwohl dieser gleich doppelt gefesselt war. Graves gesellte sich zu ihm, während Tom ging, um die Laterne zu holen. Mogens registrierte beiläufig, aber mit einem Gefühl ehrlicher Dankbarkeit, dass er im Vorbeigehen den Deckel der dritten Kiste schloss, in der Hyams’ Leichnam lag.
    »Wir haben es geschafft, Mogens«, sagte Graves zum dritten Mal. »Weißt du, was das bedeutet?«
    Der Triumph in Graves’ Stimme war mittlerweile nicht mehr zu überhören, aber Mogens versuchte vergeblich, insich selbst etwas Ähnliches zu entdecken. Ganz im Gegenteil spürte er plötzlich, dass die Angst immer noch da war, kein bisschen weniger schlimm als zuvor, nur dass sie jetzt eine andere Qualität angenommen hatte. Sein Herz begann schon wieder heftiger zu pochen, als er sich vorbeugte, um das Ungetüm zu betrachten.
    Selbst gefesselt bot der Ghoul einen Furcht einflößenden Anblick. Mogens korrigierte seine Schätzung, das Gewicht des Ungeheuers betreffend, ein gehöriges Stück nach oben. Die Kreatur maß allerhöchstens sechs Fuß und konnte somit kaum größer sein als Graves, aber sie war unglaublich massig. Mogens schätzte ihr Gewicht auf mindestens zweihundertfünfzig Pfund, und er war sicher, dass davon nicht eine Unze überflüssiges Fett war. Als er die Kisten, die Graves vorbereitet hatte, das erste Mal gesehen hatte, da hatte er die schweren Eichenbretter, die breiten eisernen Bänder und die massiven Hand- und Fußfesseln für hoffnungslos übertrieben gehalten. Jetzt fragte er sich, ob sie ausreichten.
    »Was für ein Koloss«, murmelte er.
    »Ja«, sagte Graves. »Wenn man das Endergebnis sieht, dann sollte man vielleicht in Erwägung ziehen, unsere Ernährungsgewohnheiten zu ändern.«
    Mogens warf ihm einen eisigen Blick zu. »Du bist geschmacklos, Jonathan«, sagte er.
    Graves grinste nur noch breiter. »Dieser Meinung ist unser Freund da bestimmt nicht.« Er hob rasch die Hand, als er sah, dass Mogens zu einer noch schärferen Entgegnung ansetzte, und fuhr in verändertem Ton und ernster fort: »Und das ist noch nicht einmal das größte Exemplar, dem ich je begegnet bin. Bei weitem nicht.«
    Was Mogens anging, so reichte ihm dieses Exemplar vollkommen. Der Ghoul sah nicht nur aus, als könne er mit bloßen Händen einen Bären zerreißen, er strahlte auch eine Wildheit und Wut aus, die Mogens einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Das Allerschlimmste aber war das Gefühl, etwas vollkommen Fremdem gegenüberzustehen,etwas, das so absolut falsch war, dass sich alles in Mogens einfach weigerte, es als real anzuerkennen.
    Graves beugte sich vor, streckte die Hand aus und zerrte ein paar Mal kräftig an den Maschen des Netzes, bis er einen Blick auf den Schritt des Ghouls werfen konnte.
    »Was soll das?«, fragte Mogens.
    »Ein männliches Exemplar«, sagte Graves. Es klang nicht wirklich wie die Antwort auf seine Frage, dachte Mogens, sondern eher wie etwas, das er zu sich selbst gesagt

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